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Muskel-Skelett-System

Muskuläre Dysbalance: Rückenschmerzen durch ein Ungleichgewicht der Muskulatur

Veröffentlicht am:30.10.2024

5 Minuten Lesedauer

Bei Rückenschmerzen lässt sich oft keine konkrete Ursache finden. Manchmal stecken Probleme mit der Muskulatur dahinter: eine sogenannte muskuläre Dysbalance. Wie sie entsteht, wie man sie erkennt und wie man sie behandelt.

Ein Maler streicht in einem Zimmer eine Wandleiste. Er hockt auf dem rechten Knie, das linke ist angezogen. Der Rücken ist nach rechts gebeugt.

© iStock / AleksandarNakic

Volkskrankheit Rückenschmerzen: Ursache meist im Dunkeln

In Industrienationen wie Deutschland sind Rückenschmerzen weit verbreitet. Die meisten von uns haben schon einmal Schmerzen im Rücken gehabt. Bewegungsmangel und Fehlbelastungen sind die wichtigsten Risikofaktoren für Rückenschmerzen. Besonders oft betroffen sind Menschen, die Bürotätigkeiten im Sitzen ausüben oder ihr Muskel-Skelett-System dauerhaft einseitig belasten. Bei diesen Personengruppen besteht außerdem die Gefahr, dass Rückenschmerzen lang anhalten oder immer wiederkehren, also zu chronischen Schmerzen werden.

Nur bei etwa einem Zehntel der Menschen mit Rückenschmerzen lässt sich eine konkrete Ursache finden, wie zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall oder ein verengter Rückenmarkskanal. In diesen Fällen handelt es sich um „spezifische“ Rückenschmerzen. Bei den meisten Menschen mit Rückenschmerzen lässt sich jedoch keine eindeutige Ursache für die Beschwerden ermitteln. Fachleute sprechen dann von „unspezifischen“ Rückenschmerzen. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um Beschwerden im unteren Rücken im Bereich der Lendenwirbelsäule. Oft sind mehrere Faktoren an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Schmerzen beteiligt, einer davon ist die sogenannte muskuläre Dysbalance.

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Was ist eine muskuläre Dysbalance?

„Dysbalance“ bedeutet auf Deutsch „Ungleichgewicht“. Muskuläre Dysbalance besagt, dass bestimmte Teile der Muskulatur nicht gleichmäßig ausgebildet sind. Sie arbeiten deshalb nicht koordiniert zusammen. 

Muskeln oder Muskelgruppen, die bestimmte und dabei gegenläufige Bewegungen ausführen, bezeichnet man auch als Agonisten und Antagonisten: zum Beispiel Muskeln für die Beugung und Muskeln für die Streckung. Geraten die muskulären Gegenspieler aus dem Gleichgewicht, sind schmerzhafte Muskelverspannungen, Muskelverhärtungen (Myogelosen) und -verkürzungen typische Folgen.

Dysbalancen können in verschiedenen Körperregionen auftreten, unter anderem auch im Rücken. Dort wirken Rücken- und Bauchmuskulatur als Agonist und Antagonist. Werden diese Muskelgruppen ungleichmäßig beansprucht, meist durch zu langes undynamisches Sitzen, können Rückenschmerzen entstehen.

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Muskuläre Dysbalance: Symptome und Ursachen

Muskuläre Dysbalancen haben meist die gleichen Ursachen wie Rückenschmerzen im Allgemeinen: Bewegungsmangel, zu langes Sitzen und einseitige oder falsche Beanspruchung der Muskulatur. Auch beim Sport können andauernde Fehlbelastungen oder falsches Training zu einem muskulären Ungleichgewicht führen. Das ist aber eher ein Problem bei Leistungssportlern. Im Allgemeinen gilt: Nicht zu viel, sondern zu wenig Bewegung fördert Muskelprobleme und Rückenschmerzen.

Von den Symptomen her unterscheiden sich durch eine muskuläre Dysbalance bedingte Rückenschmerzen nicht grundsätzlich von anderen Rückenschmerzen: mitunter stechende Schmerzen vor allem im unteren Rückenbereich, die kurzfristig, dauerhaft oder wiederkehrend sein können und teilweise in angrenzende Körperregionen ausstrahlen. Mit den Schmerzen kann eine eingeschränkte Beweglichkeit verbunden sein. Verspannte und verkürzte Muskelgruppen können außerdem zu einer Fehlhaltung führen.

Fehlhaltungen und eingeschränkte Beweglichkeit besagen allerdings nicht immer, dass es sich nur um muskuläre Probleme handelt. Menschen mit Rückenschmerzen nehmen generell häufiger eine Schonhaltung ein und sind oftmals in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt.

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Woran lassen sich muskulär bedingte Rückenschmerzen erkennen?

Rückenschmerzen sind in fast 90 Prozent der Fälle unspezifisch, das heißt, es kann keine konkrete Ursache gefunden werden. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) führen dabei nicht zum Ziel, da sie vor allem bei spezifischen Ursachen wie Bandscheibenvorfällen oder Abnutzungserscheinungen Hinweise geben.

Die diagnostischen Mittel der Wahl sind daher ein eingehendes Arztgespräch (Anamnese) zur Abklärung der Lebens- und Bewegungsgewohnheiten sowie eine körperliche Untersuchung: Dabei kann der Arzt oder die Ärztin anhand der Bewegungseinschränkungen und Fehlhaltungen Dysbalancen auf die Spur kommen. Wichtig ist auch das sorgfältige Abtasten, um Verspannungen zu erkennen und den Schmerz genau zu lokalisieren. (Von welchen Punkten geht der Schmerz aus und welcher Muskel befindet sich hier?)

Wie muskuläre Rückenschmerzen behandelt werden und wie Sie vorbeugen können

Die Behandlung von muskulär bedingten Rückenschmerzen ist nicht nur wichtig, um akute Schmerzperioden zu lindern, sondern auch, um einem chronischen Verlauf vorzubeugen. Es besteht oft ein Teufelskreis aus Verspannung und Fehlhaltung: Die Verspannung führt dazu, dass Betroffene eine Schonhaltung einnehmen, die wiederum weitere Verspannungen begünstigt. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen.

Körperliche Eigeninitiative ist nötig

Das gelingt durch körperliches Training, manchmal auch physiotherapeutisch angeleitet. Medikamente spielen nur eine Nebenrolle zur Bekämpfung chronischer Schmerzen. Empfohlen werden zum Beispiel isometrische Übungen: Kraftübungen, bei denen die Muskeln ohne Bewegung angespannt und dann wieder entspannt werden. Solche Übungen können Betroffene nach Anleitung auch selbst zu Hause durchführen. Außerdem sind Dehnübungen und ein Training zum Aufbau der leistungsschwachen Muskelpartien wichtig. Bei muskulär bedingten Rückenschmerzen lässt sich so die Ursache des Schmerzes, das Ungleichgewicht in den Muskeln, direkt angehen und im Idealfall beheben. Wichtig ist, dass die Betroffenen durch Sport und viel Bewegung im Alltag aktiv bleiben. Der Lohn ist ein schmerzfreier Rücken.

Eine junge Frau macht Übungen auf einer Gymnastikmatte in ihrem Wohnzimmer. Ihr Körper ist gestreckt und ruht auf den angewinkelten Unterarmen und Fußspitzen.

© iStock / svetikd

Es gibt gezielte Rückenübungen für zu Hause, um Rückenschmerzen vorzubeugen.

Tipps zur Vorbeugung von Rückenschmerzen

Ob Muskel- oder Skelettsystem: Um späteren Rückenbeschwerden als Folge von ständigem Sitzen oder einseitigen Bewegungsabläufen vorzubeugen, ist Bewegung das A und O. Sport ist natürlich gut, aber es hilft schon, wenn Sie Bewegung gezielt in Ihren Alltag integrieren.

Wenn Sie aufgrund Ihrer beruflichen Tätigkeit einem erhöhten Risiko für Rückenschmerzen ausgesetzt sind, kann neben körperlichem Training auch eine progressive Muskelentspannung zur Vorbeugung von muskulären Problemen und Rückenschmerzen hilfreich sein. Es gibt außerdem gezielte Rückenübungen für zu Hause. Beugen Sie vor und starten Sie Ihr persönliches Rückentrainingsprogramm.

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