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Haltung erhalten – Rundrücken vorbeugen

Veröffentlicht am:08.11.2024

6 Minuten Lesedauer

Manche Menschen haben im Alter eine gebeugte Haltung – einen Rundrücken, im Volksmund auch Witwenbuckel genannt. Er entsteht durch eine zu starke Krümmung der Wirbelsäule. Wenn keine Krankheit dahintersteckt, lässt sich einem Rundrücken vorbeugen.

Rückenansicht einer älteren Frau mit Rundrücken. Vor der Frau, die sich mit der rechten Hand in die Lendengegend greift, steht eine Gehhilfe.

© iStock / Satjawat Boontanataweepol

Was ist ein Rundrücken, was ist eine Kyphose, was eine Hyperkyphose? Eine Begriffsklärung

Die menschliche Wirbelsäule besteht aus 33 Wirbeln und wird (von oben nach unten) in Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule sowie Kreuz- und Steißbein unterteilt. Im Querschnitt zeigt sie eine doppelte S-Form mit vier leichten Krümmungen. Im Bereich der Hals- und Lendenwirbelsäule krümmt sich die Wirbelsäule nach innen, also in Richtung Kinn beziehungsweise Bauch. Diese Einwärtskrümmung heißt Lordose. Im Bereich der Brustwirbelsäule – das sind die 12 Wirbel, die sich in etwa zwischen den Schultern und dem unteren Ende des Brustkorbs befinden – und im Bereich des Kreuzbeins, krümmt sich die Wirbelsäule in die entgegengesetzte Richtung. Diese Rückwärtskrümmung wird als Kyphose bezeichnet. Die doppelte S-Form hilft dabei, das Gleichgewicht zu halten, federt Stöße beim Gehen ab und schützt die Wirbel vor Brüchen.

Wann wird eine Kyphose zur Hyperkyphose?

Die griechische Vorsilbe „hyper“ bedeutet immer, dass von etwas zu viel da ist oder etwas zu stark ausgeprägt ist. Bei der Hyperkyphose der Brustwirbelsäule ist die Rückwärtskrümmung der Brustwirbelsäule zu stark für eine aufrechte Körperhaltung. Um die Krümmung und ihr Ausmaß zu bestimmen, verwenden Orthopäden und Orthopädinnen in der Regel den so genannten Cobb-Winkel. Diesen ermitteln sie auf Röntgenbildern, indem sie den Winkel zwischen dem 4. und 12. Brustwirbel messen. Eine allgemein gültige Definition, ab wann eine Hyperkyphose beginnt, gibt es allerdings nicht. Als Richtwert für eine normale Krümmung der Brustwirbelsäule gilt ein Cobb-Winkel bis etwa 45 Grad. Was darüber liegt, ist demnach ein Rundrücken. Übrigens: Das Gegenteil der Hyperkyphose ist die Hyperlordose – umgangssprachlich: Hohlkreuz.

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Welche Beschwerden können bei einem Rundrücken auftreten?

Manchmal verursacht eine Hyperkyphose keine weiteren Symptome außer einer gebeugten Haltung. Je nach Ausmaß führt die Erkrankung jedoch zu weiteren körperlichen Beschwerden:

  • Rückenschmerzen und Steifheit
  • Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich
  • Bewegungseinschränkungen, zum Beispiel beim Bücken oder Drehen
  • Beeinträchtigung der Atmung (wenn die Krümmung so stark ist, dass die Organe im Brustkorb eingeengt sind)

Darüber hinaus ist die körperliche Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit von Menschen mit einer Hyperkyphose in einigen Fällen eingeschränkt. Außerdem wird diskutiert, ob das Sturzrisiko durch die Vorverlagerung des Körperschwerpunktes steigt und die Gefahr von Wirbelbrüchen durch den zusätzlichen Druck auf den vorderen Teil der Wirbel erhöht ist. Da eine fortgeschrittene Hyperkyphose jedoch häufig in einem höheren Lebensalter auftritt, können diese speziellen Risiken auch damit verbunden sein.

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Ursachen eines Rundrückens – wie entsteht ein Buckel?

Bei angeborenen Fehlbildungen der Wirbelsäule oder Entwicklungsstörungen kann eine Hyperkyphose bereits in jungen Jahren bestehen. Ein Beispiel ist der Morbus Scheuermann, eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule. Die Hyperkyphose im Kindes- und Jugendalter ist dabei grundsätzlich von einer Skoliose zu unterscheiden, die ebenfalls schon früh auftreten kann. Auch die Skoliose ist eine krankhafte Krümmung der Wirbelsäule, allerdings krümmt sich bei der Skoliose die Wirbelsäule nicht nach hinten, sondern zur Seite.

Ferner begünstigen Verletzungen wie Wirbelbrüche und Wirbelsäulenerkrankungen wie ein Morbus Bechterew einen Rundrücken. Häufig spielen auch Verschleißerscheinungen eine Rolle. Zum Beispiel wird die Bandscheibendegeneration mit der Entstehung einer Hyperkyphose in Verbindung gebracht, aber vor allem die Osteoporose ist hier zu nennen. Bei einer Osteoporose nimmt die Knochendichte ab. Insbesondere die Wirbelkörper können dann einbrechen. Dadurch kann ein Rundrücken als typische Erscheinung einer fortgeschrittenen Osteoporose entstehen.

Krankheiten, Verletzungen und Verschleiß können wir nur begrenzt beeinflussen. Auf eine weitere, sehr häufige Ursache für einen Rundrücken haben wir aber direkten Einfluss: die untrainierte Rückenmuskulatur. Schon von Kindheit an fördern Fehlhaltungen und Bewegungsmangel auf einen möglichen späteren Rundrücken.

Bewegungsmangel und sitzende Tätigkeiten begünstigen Rundrücken

Viele von uns, auch zunehmend Kinder und Jugendliche, sitzen zu lange vor Computern oder Bildschirmen. Oft neigen wir dann auch dazu, die Schultern nach vorne zu ziehen und den Rücken zu krümmen. Das schwächt die Rückenmuskulatur und kann sie verkürzen. Ohne einen entsprechenden Bewegungsausgleich kann es dadurch zu einem sogenannten posturalen, als durch die Körperhaltung ausgelösten, Rundrücken kommen.

Wird der Rundrücken durch das Smartphone zur neuen Volkskrankheit?

Gezielte Übungen fördern die Rückengesundheit und beugen einem Rundrücken vor.

© iStock / PeopleImages

Ob in der U-Bahn, auf der Straße oder im Café – das Bild ist uns allen vertraut: Menschen beugen sich über ihr Smartphone und lesen oder betrachten etwas auf dem Display. Dabei ziehen viele unweigerlich die Schultern nach vorne und machen einen Rundrücken. Dieses Phänomen wird mittlerweile auch wissenschaftlich untersucht. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass sich die andauernde Nutzung eines Smartphones ebenso wie lange Bildschirmzeiten negativ auf die Nacken- und Rückenmuskulatur auswirkt und zu Rücken-, Schulter- und Nackenschmerzen führen kann. Ursache ist dabei vor allem das Verharren in bestimmten Körperhaltungen mit entsprechenden Fehlhaltungen.

Ob die Generationen, die von klein auf mit Smartphones und Tablets aufgewachsen sind, im Alter tatsächlich häufiger unter einem Rundrücken leiden werden, lässt sich heute noch nicht sagen. In jedem Fall aber sollten die aktuellen Erkenntnisse Anlass genug sein, das Bewusstsein für einen achtsamen Umgang mit Smartphones zu schärfen. Aus gesundheitlicher Sicht sind die Nutzungsdauer und ein ausreichender Bewegungsausgleich zu beachten.

Wie lässt sich einem Rundrücken vorbeugen?

Um einem haltungsbedingten Rundrücken vorzubeugen, sollten wir vor allem einseitige Sitzpositionen vermeiden. Arbeitsplätze sind idealerweise so gestaltet, dass es möglich ist, Tätigkeiten in aufrechter Haltung durchzuführen, oder auch zwischen Sitzen und Stehen zu wechseln. Ergonomische Büromöbel helfen dabei. Lässt sich eine gebeugte Haltung im Berufsalltag nicht umgehen, sind regelmäßig ausgleichende Bewegungen hilfreich: also immer wieder Pausen einlegen und sich dabei aufrichten und etwas umhergehen. Sport und viel Bewegung im Alltag tun ein Übriges, um allen möglichen Rückenproblemen entgegenzuwirken.

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Wie ein Rundrücken behandelt wird

Ist eine zugrundeliegende Erkrankung für die Hyperkyphose verantwortlich, steht die gezielte Behandlung dieser Krankheit im Mittelpunkt der Therapie. Liegt beispielsweise eine Osteoporose vor, gibt es Medikamente, die den Knochenabbau verzögern sollen. Bei Jugendlichen mit Morbus Scheuermann hilft ein Korsett oder eine Orthese dabei, die Haltung zu korrigieren. Auch bei älteren Menschen mit schwerer Hyperkyphose kann ein orthopädisches Hilfsmittel notwendig sein, um eine Verschlimmerung der Krümmung zu verhindern. Moderne Korsetts und Orthesen sind dabei so aufgebaut, dass sie eine Vielzahl von körperlichen Aktivitäten ermöglichen.

Anpassung des Lebensstils und Physiotherapie

Bei einer durch Haltungsfehler verursachten Hyperkyphose gilt es, die Körperhaltung zu verbessern, um die Beschwerden zu lindern. Vor allem eine Anpassung des Lebensstils mit regelmäßiger Bewegung und sportlicher Betätigung ist wichtig. Fehlhaltungen, die sich über einen langen Zeitraum verfestigt haben, müssen schrittweise abgebaut werden. Dabei hilft zum Beispiel eine ergonomische Umgestaltung des Arbeitsplatzes. Darüber hinaus kann eine Physiotherapie die Betroffenen dabei unterstützen, gezielte Übungen zu erlernen, die die Rückenmuskulatur stärken, die Beweglichkeit verbessern und die Körperhaltung korrigieren. Ist ein Rundrücken durch eine Fehlhaltung verursacht, lässt sich in den meisten Fällen durch eine Anpassung des Lebensstils und Physiotherapie eine Verbesserung erzielen.

Die Operation ist das letzte Mittel

Nur in schweren Fällen, zum Beispiel bei einer sehr stark ausgeprägten Hyperkyphose mit Atemnot oder Einengung der Nerven mit fehlerhafter Weiterleitung oder Verarbeitung von Nervenreizen, kommt eine Operation in Frage – denn Operationen an der Wirbelsäule sind mit Risiken verbunden. Bei der chirurgischen Korrektur der Hyperkyphose geht es darum, die Wirbelsäule unter anderem durch das Einbringen von Metallstäben und Schrauben zu begradigen und zu stabilisieren. Wegen der damit verbundenen Risiken sollte vor einem solchen Eingriff immer eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin erfolgen.

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