Muskel-Skelett-System
Was tun bei einer Sehnenscheidenentzündung?
Veröffentlicht am:15.08.2023
4 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 21.12.2023
Hunderte von Mausklicks oder der immer gleiche Akkord auf der Gitarre: Die ständige Wiederholung bestimmter Handbewegungen kann die Sehnenscheiden strapazieren und reizen. Was gegen eine Sehnenscheidenentzündung hilft und wie Sie vorbeugen können.
Wie entsteht eine Sehnenscheidenentzündung?
Sehnen verbinden Muskeln mit Knochen. Dort, wo die Sehnen zum Beispiel über Gelenken oder Knochenvorsprüngen verlaufen, sind sie von Bindegewebshüllen umgeben. Diese Schutzhüllen nennt man Sehnenscheiden. Zwischen den beiden Blättern der Sehnenscheiden befindet sich eine zähe Flüssigkeit. Sie erleichtert das Gleiten der Sehne über den Knochen und verhindert gleichzeitig, dass die Sehne am Knochen reibt. So sind auch die Sehnen der Hand von Sehnenscheiden umhüllt.
Bei ungewohnten oder häufig wiederholten Bewegungen wird die Sehnenscheide übermäßig stark beansprucht, sie schwillt an und entzündet sich. Dadurch wird der Raum in der Sehnenscheide enger und die Reibung stärker. Der Flüssigkeitsfilm reicht für die Gleitbewegung der Sehne nicht mehr aus und die Reizung verstärkt sich. Häufig tritt diese Über- oder Falschbelastung im Sport oder bei der Arbeit am Computer auf. In manchen Fällen schwillt zusätzlich die Sehne selbst an.
Sehnenscheidenentzündungen schränken die Beweglichkeit stark ein. Im Bereich der betroffenen Sehnenscheide machen sie sich durch stechende und ziehende Schmerzen bemerkbar – zunächst nur, wenn die Bewegung ausgeführt wird, im weiteren Verlauf auch in Ruhe, zum Beispiel nachts. Der betroffene Bereich schwillt an, ist manchmal auch gerötet, druckempfindlich und fühlt sich warm an. Oft ist eine Reibung spürbar, manchmal ein Knirschen bei Bewegung.
An welchen Gelenken können Sehnenscheidenentzündungen auftreten?
Sehnenscheidenentzündungen treten vor allem am Handgelenk auf, aber auch an den Fingern, Schultern, am Arm im Bereich der Ellenbogen, am Knie und am Sprunggelenk. An den einzelnen Fingersehnen kann die Entzündung die Sehnenscheide so stark verengen, dass die Sehne beim Beugen und Strecken nicht mehr reibungslos hindurch gleiten kann (Tendovaginitis stenosans). Der Finger ist dann nur noch eingeschränkt beweglich. Zwei Formen der Sehnenscheidenentzündung sind an den Fingern besonders häufig:
„Schnappfinger“ oder „schnellender Finger“
Werden die Beugesehnen der Finger überlastet, können sie sich knotenartig verdicken. Sie gleiten dann nicht mehr problemlos durch ihre Sehnenscheiden. Insbesondere das Strecken erfordert dann zusätzlichen Kraftaufwand ‒ der Finger “schnappt” in einer schnellen Bewegung zurück in die ausgestreckte Position.
Sehnenscheidenentzündung am Daumen
Sind die Sehnenscheiden des Handgelenks im Bereich des Daumens betroffen, spricht man von einer Tendovaginitis de Quervain. Ausgelöst wird sie meist durch häufiges Beugen und Strecken der Daumen, durch langfristige Fehlhaltungen des Handgelenks oder durch häufige Seitwärtsbewegungen – wie sie zum Beispiel beim Rudern oder Tennisspielen, bei der Bildschirmarbeit oder beim Klavier- und Geigespielen vorkommen. Aber auch die einseitige Bewegung beim Tippen von Kurznachrichten auf dem Smartphone kann zu einer Entzündung führen – dem sogenannten Handydaumen.
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Sehnenscheidenentzündung behandeln: Was hilft?
Wenn Sie vermuten, dass Sie eine Sehnenscheidenentzündung haben, sollten Sie zunächst versuchen, das Gelenk zwei bis drei Tage lang zu schonen, und es bandagieren. Wenn Sie das Gelenk schmerzfrei bewegen können, sollten Sie das vorsichtig tun. Die Pause sollte so lange dauern, bis die Symptome nachlassen oder ganz verschwinden. Wenn die Beschwerden nach wenigen Tage nicht weggehen oder Sie glauben, die Sehne könnte gerissen sein, sollten Sie immer eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Sie oder er kann die Diagnose stellen und sagen, was Ihnen helfen kann.
Gegen die Beschwerden können zudem diese Maßnahmen helfen:
- Wärme oder Kälte: Kühlung, zum Beispiel mit einer Kühlkompresse kann helfen, den Schmerz zu lindern. Anderen tut es gut, die betroffene Stelle mit Wärme zu behandeln. Am besten einfach ausprobieren.
- Physiotherapie: Eventuell vorordnet Ihnen Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Physiotherapie.
- Entzündungshemmende Mittel: Sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) lindern die Schmerzen. Die bekanntesten Wirkstoffe sind Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Diclofenac. Sie können eingenommen, aber auch in Form von Salben und Gelen auf die Haut aufgetragen werden. Sind die Einschränkungen und Beschwerden sehr stark, können lokale Kortisonspritzen den Schmerz lindern.
Eine Operation ist bei einer Sehnenscheidenentzündung meist nicht notwendig. Wenn die oben genannten Maßnahmen nicht helfen und die Verengungen ausgeprägt sind, kann jedoch ein chirurgischer Eingriff infrage kommen, um Engstellen in den Sehnenscheiden zu beseitigen.
Lässt sich einer Sehnenscheidenentzündung vorbeugen?
Nach Abklingen der Beschwerden sollten Sie eine erneute Überlastung vermeiden. Bei einer Überlastung am Bildschirmarbeitsplatz kann zum Beispiel eine ergonomisch geformte Maus helfen. Vielleicht sind auch andere Veränderungen nötig, etwa eine andere Lage der Tastatur. Hierzu können Sie sich gegebenenfalls von Ihrem Betriebsarzt oder der Betriebsärztin beraten lassen. Beim Sport ist es wichtig, die Intensität langsam zu steigern, sich ausreichend aufzuwärmen und auch nach dem Sport vorsichtig zu dehnen. Bei einer Achillessehnenentzündung ist es zum Beispiel sinnvoll, die Achillessehne nach Belastungen wie dem Joggen zu dehnen und zusätzlich die Wadenmuskulatur zu kräftigen. Vielleicht benötigen Sie auch andere Sportschuhe, die den Fuß besser stützen. Sehnenreizungen am Ellenbogen können Sie mit Dehnung und Kräftigung der Unterarmmuskulatur vorbeugen. Bei sich wiederholenden Übungen sollten Sie Pausen einlegen.
Hilfsmittel zum Vorbeugen einer Sehnenscheidenentzündung in der Hand
Ist der Auslöser für die Sehnenscheidenentzündung bekannt, zum Beispiel eine ungünstige Handhaltung am Schreibtisch oder langes Arbeiten mit der Computermaus, können Hilfsmittel wie eine ergonomisch geformte Maus oder spezielle gepolsterte Handablagen eingesetzt werden.
Grundsätzlich gilt: Vermeiden Sie Überlastungen, um Sehnenscheidenentzündungen vorzubeugen. Wenn Sie beispielsweise weite Strecken gehen oder joggen möchten, sollten Sie dies nicht untrainiert tun. Steigern Sie Ihr Pensum langsam. Dabei ist es sinnvoll, sich an Trainingspläne von Fachleuten zu halten.
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Bei wiederkehrenden Schmerzen kann es notwendig sein, Hobbys und Aktivitäten gelenkfreundlicher zu gestalten. Unter Umständen hilft eine Veränderung der Bewegungsabläufe, zum Beispiel durch anderes Schuhwerk oder Einlagen. Notfalls müssen Sie auf ein anderes Hobby ausweichen