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Muskel-Skelett-System

Was macht eigentlich Testosteron? Funktion und Einfluss

Veröffentlicht am:21.01.2025

5 Minuten Lesedauer

Um das Hormon Testosteron ranken sich viele Mythen. Es soll männlich, stark, gierig oder aggressiv machen. Was stimmt tatsächlich? Und wie wirken sich eine Überproduktion oder ein Mangel des Hormons aus?

Ein Paar kuschelt sich auf dem Bett aneinander und küsst sich. Die Frau hat ihre Hand an den Hinterkopf des Mannes gelegt.

© iStock / Prostock-Studio

Testosteron: Wie wird es gebildet, welche Aufgaben hat es?

Testosteron ist das wichtigste männliche Hormon. Doch nicht nur Männer, auch Frauen haben es im Blut. Beim Mann wird Testosteron hauptsächlich in den sogenannten Leydig-Zellen der Hoden gebildet, bei Frauen in den Eierstöcken und – wie auch bei den Männern – in den Nebennieren. Allerdings produzieren Frauen deutlich weniger davon als Männer. Testosteron gehört zur Gruppe der Androgene, der männlichen Geschlechtshormone. Es beeinflusst die Fortpflanzungsfähigkeit, die Sexualfunktionen, das Muskelwachstum, die Knochendichte und reguliert den Fettstoffwechsel.

Schon beim Embryo sorgt das Hormon ab etwa der siebten Schwangerschaftswoche dafür, dass sich die männlichen Geschlechtsteile ausbilden. In der Pubertät wird die Produktion der Samenzellen aktiviert und mehr Testosteron gebildet. Bei Jungen steigt die Produktion um das 20- bis 30-fache an. So können sich sekundäre männliche Geschlechtsmerkmale herausbilden:

  • die tiefe Stimme
  • die Behaarung im Gesicht
  • Muskelmasse
  • die Knochengröße

Außerdem kommt es während der Pubertät zur Geschlechtsreife.

Beeinflusst Testosteron das Verhalten in der Pubertät?

Aggressivität oder Drogenkonsum: Solche Verhaltensweisen bei Jugendlichen werden häufig mit der Pubertät in Verbindung gebracht. Eine Querschnittsuntersuchung ging der Frage nach, ob sie tatsächlich auf den Anstieg der Testosteron-Produktion in der Zeit zurückzuführen sind. Dazu wurden entsprechende Studien ausgewertet. Teilweise waren auch Eltern und Lehrkräfte mit einbezogen worden. Die Studien geben keinen Hinweis darauf, dass mehr Testosteron zur Zunahme von aggressivem Verhalten führt. Auch Angstzustände, Depressionen und Drogenkonsum nehmen dadurch nicht zu. In der Pubertät verändern sich zwar die Stimmung und das Verhalten, aber das sollte nicht auf die Pubertätshormone zurückgeführt werden, so die Schlussfolgerung der Autoren und Autorinnen.

Hirnareale entwickeln sich unterschiedlich schnell. Das Vorderhirn, das für Vorsicht und Vernunft zuständig ist, verändert sich langsamer als das limbische System. Von diesem werden Emotionen, Impulse und Bewegungen gesteuert. Daraus resultiert, dass die Pubertierenden häufig impulsiv reagieren, weniger Interesse an „vernünftigen“ Dingen wie zum Beispiel der Schule haben. Das „typische“ Verhalten in der Pubertät wird somit durch Prozesse im Gehirn beeinflusst. Es nur auf die Hormone zu schieben, könnte dazu führen, dass die tatsächlichen Gründe für Stimmungs- und Verhaltensänderungen nicht erkannt und diagnostiziert werden. Außerdem können äußere Faktoren die Wirkung von Testosteron mildern oder modifizieren.

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Wie wirkt sich die Überproduktion von Androgenen aus?

Manchmal kommt es vor, dass die Nebennieren zu viel von einem oder mehreren Hormonen produzieren. Eine Überproduktion von Androgenen (Testosteron und ähnlichen Hormonen) hat eine sogenannte Vermännlichung (Virilisierung) zur Folge – nicht nur beim Mann, auch bei der Frau werden männliche Eigenschaften übertrieben und stark ausgebildet. Das kommt allerdings selten vor. Häufiger ist eine geringe Überproduktion.

Als Anzeichen für eine Vermännlichung gelten starker Haarwuchs im Gesicht und am Körper. Bei Männern kommt es auch zu Kahlköpfigkeit, Akne, einer tieferen Stimme und zum Muskelzuwachs. Bei Frauen schrumpft die Gebärmutter, die Klitoris wird größer, die Brüste werden dagegen kleiner und die Regelblutung bleibt aus. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen kann der Sexualtrieb stärker werden.

Ist der Testosteronwert im Blut zu hoch, kann das bei Männern auf einen Tumor hinweisen, die Ursache kann jedoch auch Doping sein. Bei Frauen kann der Grund eine Erkrankung der Nebennierenrinde oder ein Tumor sein.

Welche Folgen hat der Mangel an Testosteron?

Durch eine hormonelle Unterfunktion der Hoden kann es zu einem Testosteronmangel kommen. In der Fachsprache wird er als Hypogonadismus bezeichnet, der vor und nach der Pubertät auftreten kann. Zu den Symptomen vor der Pubertät gehören beispielsweise kleine Hoden (weniger als 20 ml Volumen), ein kleiner Penis, die sekundären Geschlechtsmerkmale sind verringert, es gibt Probleme beim Muskelaufbau, die Spermienzahl ist gering, Energie oder Libido sind verringert. Bei präpubertären Jungen kann es auch zu einer Virilisierung kommen. Die meisten dieser Merkmale – außer der Penisgröße – treten auch bei einem Testosteronmangel nach der Pubertät auf. Hinzu kommen Osteoporose und Hitzewallungen mit schwerem Hypogonadismus. Ein zu niedriger Testosteronspiegel kann außerdem Impotenz verursachen.

Der Hype um Testosteron

In der Bodybuilder-Szene machte Arnold Schwarzenegger schon in den 1970er Jahren Testosteron populär. Damit sollten die Muskeln schneller wachsen und die Blutbildung angeregt werden. Heute setzen Männer auf Testosteron-Booster. Die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln treffen offenbar den richtigen Nerv, die Verkaufszahlen boomen. Nahrungsergänzungsmittel sollen den Kraft- und Muskelzuwachs fördern sowie die Libido und die Potenz steigern: durch eine Erhöhung der Testosteronkonzentration im Körper. Einige Produkte enthalten Tribulus terrestris, eine Pflanze, die auch Gemeiner beziehungsweise Gewöhnlicher Burzeldorn, Erdsternchen oder Erdstachelnuss genannt wird. Auch Asparaginsäure, die in einigen Präparaten enthalten ist, soll die Muskeln wachsen lassen, die Libido fördern und Testosteron freisetzen.

Manche Männer glauben auch, dass sie in einer Art von Wechseljahren sind, genauso wie Frauen. Belege gibt es dafür bisher nicht. Doch was passiert, wenn ein Mann Testosteron-Präparate nimmt?

Nicht um jeden Preis

Der Missbrauch von Testosteron, um das Muskelwachstum zu fördern oder um damit zu dopen und schneller oder stärker zu werden, kann zu gefährlichen Gesundheitsschäden führen.

Schaden Testosteron-Präparate?

Es gibt erste Hinweise darauf, dass die dauerhafte Einnahme von Testosteron Herzschäden verursachen könnte, warnt die Stiftung Warentest. Diese Fälle betreffen vor allem ältere Männer, die an verschiedenen chronischen Erkrankungen leiden. Weitere Folgen können eine vergrößerte Prostata sowie Krebserkrankungen der Prostata sein.

Ein Mann im ärmellosen Sportshirt sitzt im Fitnessstudio auf einer Bank und trainiert mit einer Kurzhantel. Er macht Armbeugen.

© iStock / Handsome Bob

Damit die Muskeln schneller wachsen, setzen manche Männer leichtfertig auf Testosteron-Präparate.

Wird Testosteron frei verkauft?

Arzneimittel für eine Testosteronersatztherapie sind verschreibungspflichtig. Der behandelnde Arzt oder die Ärztin wird gemeinsam mit Ihnen entscheiden, welches Präparat sich am besten eignet und über mögliche Risiken und Nebenwirkungen aufklären. Auch die Dosierung muss so gewählt werden, dass sich der Testosteronspiegel im normalen Bereich einpendelt. Unter dieser Voraussetzung treten nur sehr selten Nebenwirkungen auf.

Wie gefährlich sind Testosteron-Booster?

Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass die Pflanze Tribulus terrestris gesundheitsbedenkliche Alkaloide enthält. Ob diese genotoxischen (erbgutschädigenden) und mutagenen (erbgutverändernden) Substanzen auch in Nahrungsergänzungsmitteln mit Tribulus terrestris vorhanden sind und wie viel davon, ist allerdings nicht bekannt. Deshalb lassen sich mögliche Risiken nicht abzuschätzen.

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