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Gesundheitsmagazin

Muskel-Skelett-System

Wie Rücken und Hüfte bei Schmerzen zusammenspielen

Veröffentlicht am:11.12.2024

6 Minuten Lesedauer

Ständiges Sitzen kann zu Rückenschmerzen führen. Oft liegt die Ursache aber gar nicht im Rücken, sondern in der Hüftmuskulatur. Wie Rückenschmerzen mit der Hüfte zusammenhängen und was man gegen hüftbedingte Schmerzen tun kann, lesen Sie hier.

Eine junge Frau sitzt in einem lichten Arbeitszimmer an einem Schreibtisch und fasst sich mit der linken Hand an die Hüfte.

© iStock / AndreyPopov

Rückenschmerzen können von der Hüfte ausgehen

Rückenschmerzen treten typischerweise im unteren Rücken oberhalb des Gesäßes auf. Als Hauptursachen gelten Bewegungsmangel und Fehlbelastungen. Wer beruflich oder privat viel sitzt – sei es am Schreibtisch, im Auto oder auf dem Sofa – leidet besonders häufig unter Rückenschmerzen. In der Regel verschwinden sie innerhalb weniger Tage, ohne dass eine Behandlung erforderlich ist. Bei etwa fünf bis zehn Prozent der Betroffenen halten sie jedoch über mehrere Monate an oder kehren immer wieder.

Das Problem bei der Behandlung solcher Rückenschmerzen ist: In fast 90 Prozent der Fälle lässt sich keine direkte Ursache für die Schmerzen feststellen – entsprechend schwierig ist es für die behandelnden Ärzte und Ärztinnen, einen erfolgversprechenden Behandlungsansatz zu finden. Die Ursachenforschung bei Rückenschmerzen ist schon ohne die Einbeziehung der Hüfte komplex: Da die Wirbelsäule von Bändern, Sehnen und Muskeln umgeben ist, können Rückenschmerzen ihre Ursache in jeder dieser Strukturen haben. Und dann geht die Suche weiter: Lendenwirbelsäule, Kreuzbein und Becken sind durch zahlreiche Muskeln mit den Hüftgelenken verbunden. Die Hüftmuskulatur sollte also immer als möglicher Mitverursacher von Schmerzen im unteren Rücken in Betracht gezogen werden.

Schmerzen im unteren Rücken: Welche Rolle spielt der Hüftbeuger

An der Beugung der Hüfte sind verschiedene Muskeln beteiligt. Wenn vom Hüftbeuger die Rede ist, ist in der Regel der Lenden-Darmbein-Muskel (Musculus iliopsoas) gemeint. Er besteht aus dem Großen Lendenmuskel (Musculus psoas major) und dem Darmbeinmuskel (Musculus iliacus). Der Hüftbeuger ist für die Beweglichkeit der Beine und für die Stabilität beim Stehen und Gehen mitverantwortlich. Der Musculus psoas major sorgt für die Beugung der Oberschenkel im Hüftgelenk und der Musculus iliacus für das Kippen des Beckens nach vorne.

Viele Menschen sitzen regelmäßig stundenlang. Dabei ist der Hüftbeuger durch die Stellung der Oberschenkel und des Beckens meist verkürzt. Zwar streckt der Muskel sich beim Aufstehen wieder, bleibt aber insgesamt viel zu lange ohne Gegenbewegung in einer angespannten, verkürzten Position. Auch das den Muskel umgebende Bindegewebe, die Faszien, passen sich nach und nach der Verkürzung an. Wer viel sitzt, läuft Gefahr, dass der Hüftbeuger sich dauerhaft verkürzt, was langfristig zu Problemen wie einer eingeschränkten Beweglichkeit oder Schmerzen in der Hüfte mit Ausstrahlung ins Bein oder auch den Rücken führen kann. Außerdem entsteht durch das Kippen des Beckens nach vorne eine Fehlstellung, die Schmerzen im Lendenwirbelbereich begünstigt.

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Wie lässt sich erkennen, ob der Schmerz von der Hüfte ausgeht?

Generell ist es schwierig, die Ursachen von Rückenschmerzen im Einzelfall zu ermitteln. Entsprechend ist es nicht immer möglich, einen direkten Zusammenhang zwischen Rückenschmerzen und Beschwerden mit der Hüftmuskulatur herzustellen. Ein gleichzeitiger Rücken- und Hüftschmerz ist zwar ein starkes Indiz, aber angesichts der zahlreichen Schnittstellen zwischen Rücken- und Hüftmuskulatur ist nicht immer klar, ob Rückenschmerzen in die Hüfte ausstrahlen oder ob umgekehrt Hüftbeschwerden Rückenschmerzen auslösen. Wenn Sie dauerhaft unter gleichzeitigen Rücken- und Hüftschmerzen leiden, ist es sinnvoll, dies mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu besprechen.

Bei einer körperlichen Untersuchung können Hinweise auf Probleme mit der Hüftmuskulatur gefunden werden. Im Vordergrund stehen dabei zum Beispiel:

  • die allgemeine Beweglichkeit im Bereich des unteren Rücken
  • der Bewegungsspielraum des Hüftgelenks
  • die Stellung des Beckens
  • die Kraft der einzelnen Hüftmuskeln

Werden auf diese Weise Probleme mit der Hüftmuskulatur erkannt, kann dies den Behandlungserfolg bei Rückenschmerzen positiv beeinflussen. Eine übliche Empfehlung bei chronischen Rückenschmerzen sind Bewegungs- und Kräftigungsübungen. Auch die Dehnung und Kräftigung der Hüftmuskulatur ist wichtig.

Training und Angebote der AOK

Welche Behandlungsansätze bei hüftbedingten Rückenschmerzen gibt es?

Das Grundprinzip besteht darin, die Hüftmuskulatur zu kräftigen und die Hüftbeuger wieder zu dehnen, um die Schmerzsymptome der Betroffenen zu lindern. Im Gegensatz zu anderen Übungen, die nicht direkt an der Hüfte ansetzen, zielen die hüftbezogenen Übungen direkt auf die Hüftmuskulatur als Schmerzursache ab. Wenn die Schmerzen tatsächlich von Hüftproblemen herrühren, führt dies zu einer schnelleren Linderung der Beschwerden.

Hüft-Brust-Öffner | Hüftbeuger dehnen & Brustwirbelsäule mobilisieren

Dehnungsübungen und Core-Training als Königsweg

Die Hüftmuskeln sind Teil der Rumpfmuskulatur, die auch als Core-Muskulatur bezeichnet wird. Es gibt Übungen zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur, das sogenannte Core-Training. Ein besonders erfolgversprechender Ansatz zur Linderung von hüftbedingten Rückenschmerzen ist eine Kombination aus Core-Training und Übungen, die gezielt die Hüftmuskulatur, insbesondere den Hüftbeuger, dehnen, um dessen Verkürzung entgegenzuwirken. Dehnübungen und Core-Training zusammen können Rückenschmerzen also deshalb wirksam reduzieren, weil sie die Rumpfstabilität verbessern und Fehlhaltungen reduzieren. Neben der Dehnung des Hüftbeugers ist dieser positive Effekt auch auf die erhöhte Beckenstabilität zurückzuführen, die durch die Kräftigung der Hüftmuskulatur erreicht wird.

Eine junge Frau macht auf einer Gymnastikmatte eine Dehnübung für die Hüftbeuger. Die Beine liegen mit der Vorderseite auf der Matte auf und mit ausgestreckten Armen stützt sie den Oberkörper vom Boden ab. Der Nacken ist ebenfalls gestreckt und der Rücken zu einem Hohlkreuz geformt.

© iStock- / fizkes

Dehnübungen können hüftbedingte Rückenschmerzen wirksam reduzieren.

6-Wochenprogramm für einen gesunden Rücken

Vorbeugen ist die beste Medizin

Unabhängig davon, ob die Rückenschmerzen von der Hüftmuskulatur, der Rückenmuskulatur oder dem Skelettsystem ausgehen: Um einem Rückenleiden durch Dauersitzen vorzubeugen, ist Bewegung wichtig. Das fängt schon damit an, bei der Schreibtischarbeit öfter mal die Position zu wechseln und zwischendurch immer wieder aufzustehen. Das ist gut für den Rücken und beugt einer Verkürzung der Hüftbeuger vor. Darüber hinaus hilft es, gezielt Bewegung in den Alltag einzubauen.

Um die Hüftmuskeln und die gesamte Rumpfmuskulatur fit und gesund zu halten, ist Core-Training ideal – am besten schon, bevor Rückenschmerzen auftreten. Mit gezielten Übungen können Sie Ihre Rumpfmuskulatur stärken. Das Muskeltraining lässt sich gut mit Rückenübungen für zu Hause kombinieren.

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