Reiseimpfung
Die Infektionskrankheit Typhus
Veröffentlicht am:31.05.2023
4 Minuten Lesedauer
Reisen in tropische und subtropische Länder sind reizvoll, können jedoch Gefahren bergen: Mangelhafte Hygienebedingungen oder verunreinigte Speisen erhöhen das Risiko für Krankheiten wie Typhus. So können Sie sich schützen.
Was ist Typhus und wie wird er übertragen?
Typhus ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch Bakterien aus der Familie der Salmonellen verursacht wird. Die Krankheit ist meldepflichtig. Das bedeutet: Jeder Verdachtsfall, jede Erkrankung, jeder Tod sowie der Nachweis des Erregers müssen dem Gesundheitsamt mitgeteilt werden. Der Ursprung der Bezeichnung Typhus liegt im Altgriechischen und steht für Schwindel und „benebelter Geisteszustand“. Gemeint sind damit die neurologischen Begleitsymptome. Die Inkubationszeit, also der Zeitraum von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome kann zwischen einer und 8 Wochen dauern, beträgt aber meist 8 bis 14 Tage. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit jährlich 11 bis 21 Millionen Menschen an Typhus erkranken. Davon sterben zwischen 128.000 und 161.000 Menschen. Die Erreger werden vor allem über unsauberes Trinkwasser und Nahrungsmittel übertragen. Besonders rohe Speisen wie Salate, Obst und Säfte oder nicht ausreichend erhitzte Speisen sowie Meeresfrüchte sind anfällig für das Bakterium. Eine Infektion ist durch direkte Aufnahme von verunreinigten Lebensmitteln oder verunreinigtem Wasser aber auch durch Schmierinfektion möglich.
Die Krankheit kommt weltweit vor, ist aber vor allem in Ländern mit schlechten hygienischen Bedingungen verbreitet (Afrika, Südamerika, Südostasien). In Deutschland werden Typhuserkrankungen in der Regel durch Reisende eingeschleppt.
Typhus ist nicht gleich Typhus
- Typhus (Typhus abdominalis), auch Bauchtyphus genannt: Diese Form wird durch Salmonellen (Salmonella Typhi) verursacht und geht mit starken und schweren Symptomen einher.
- Paratyphus (Para bedeutet in dem Fall „ähnlich“): Eine Ansteckung mit Paratyphus geschieht durch einen verwandten Erreger (Salmonella Paratyphi). Die Symptome sind ähnlich, aber milder als bei Bauchtyphus.
Welche Symptome treten bei Typhus auf?
Die Erkrankung verläuft in Phasen, in denen sich die Symptome verändern und steigern:
In der ersten Phase treten für gewöhnlich diese Anzeichen auf:
- Kopf-, Glieder- und starke Bauchschmerzen
- leichtes Fieber
- Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Benommenheit
- Verstopfung
- Apathie und Nasenbluten
In der zweiten Phase zeigen sich in der Regel folgende Symptome:
- hohes Fieber um 40 Grad Celsius
- schweres Krankheitsgefühl und zunehmende Benommenheit
- „Typhuszunge“ (weißlicher Belag auf der Zunge, Spitze und Ränder himbeerrot)
- verlangsamter Herzschlag
Im fortgeschrittenen Stadium kommt es weiteren Beschwerden:
- breiiger Durchfall
- hellrote, stecknadelkopfgroße Flecken auf dem Bauch (selten, aber charakteristisch), eventuell begleitende Leber- und Milzschwellung, möglicherweise mit Gelbsucht
Mögliche Komplikationen können sein:
- Darmblutungen oder -perforationen mit Bauchfellentzündung
- Blutgerinnsel
- lebensbedrohliche Entzündungen des Herzmuskels, der Venen, der Lunge, der Gallenblase oder des Gehirns
Wie wird Typhus diagnostiziert?
Typhus und Paratyphus können mit grippalen Infekten oder Malaria verwechselt werden. Halten die Symptome einschließlich hohem Fieber jedoch länger als vier Tage an und hat sich der oder die Betroffene in einem Typhusgebiet aufgehalten, besteht die Möglichkeit einer Typhus- oder Paratyphusinfektion. Da die Typhusbakterien über verseuchte Nahrung oder verseuchtes Trinkwasser aufgenommen werden, befinden sie sich zunächst im Darm. Von dort aus verbreiten sie sich über die Blutbahn und das Lymphsystem. Eine Typhusinfektion kann mithilfe einer Blutuntersuchung diagnostiziert werden. Diese zeigt bei einer Erkrankung meist Auffälligkeiten wie eine Erhöhung der Leberenzyme oder eine zu niedrige Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukozyten). Oft gelingt auch der direkte Nachweis der Erreger. Dazu können aber auch Stuhl- oder Harnproben sowie Knochenmark herangezogen werden.
Wie wird Typhus behandelt?
Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Da es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung handelt, müssen Infizierte mit einem geeigneten Antibiotikum behandelt werden. Außerdem ist es wichtig, strikte Hygienemaßnahmen einzuhalten. Dazu gehören die Unterbringung in einem Einzelzimmer und eine effektive Händehygiene. Ohne antibakterielle Behandlung kann die Infektion lebensbedrohlich werden.
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Wie kann man sich vor Typhus schützen?
Das größte Infektionsrisiko besteht in Ländern mit geringem hygienischem Standard. Darunter fallen zum Beispiel bestimmte Regionen in Pakistan, Indien und Nepal. Auch einige Länder Afrikas und Südamerikas zählen zu Risikogebieten für Typhusinfektionen. Insbesondere vor Reisen in ein Typhus-Risikogebiet wird von der STIKO eine Schutzimpfung empfohlen. Welche Länder dazu gehören, muss vor einer Reise geprüft werden. Für die Impfung stehen zwei unterschiedliche Impfstoffe zur Verfügung:
- Injektionsimpfung mit Totimpfstoff: Diese kann auch in Kombination mit einer Impfung gegen Hepatitis A durchgeführt werden. Die Injektion wird in den Muskel gegeben und wirkt ab dem siebten Tag bei etwa 60 Prozent der geimpften Menschen für drei Jahre.Als Nebenwirkungen können Rötungen, Fieber, Frösteln sowie Kopf- und Gliederschmerzen auftreten. Eine Auffrischung nach drei Jahren ist gegebenenfalls nötig.
- Schluckimpfung mit Lebendimpfstoff: Die Kapseln müssen dreimal im Abstand von zwei Tagen eingenommen werden, um einen 60-prozentigen Schutz zu gewährleisten. Auch hier kann es zu kurzfristigen Nebenwirkungen kommen. Dazu gehören Magen-Darm-Beschwerden mit Erbrechen oder Kopfschmerzen.
Hygieneregeln in Risikogebieten
Da beide Impfungen keinen hundertprozentigen Schutz bieten, ist ein sorgfältiger Umgang mit Nahrungsmitteln vor Ort unerlässlich. Reisen Sie in Typhusrisikogebiete gilt eine Regel, die unter Vielreisenden bekannt ist: „Peel it, cook it, or forget it“, was so viel heißt wie „Schäle es, koche es oder vergiss es!“ Meiden Sie zudem vor allem Leitungs- oder Brunnenwasser sowie Eis, das aus Trinkwasser hergestellt wurde. Verzichten Sie auf Blatt- und Pflücksalate, Meeresfrüchte sowie rohes Obst, Gemüse und Säfte. Achten Sie zudem bei der Zubereitung von Speisen auf allgemeine Hygieneregeln in der Küche.