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So gefährlich sind Hormone als Doping im Freizeitsport

Veröffentlicht am:11.12.2024

5 Minuten Lesedauer

Hormondoping ist im Profisport ein bekanntes Problem, kommt aber auch im Amateurbereich vor. Mit Hormonen die Leistungsgrenze verschieben zu wollen, ist gefährlich. Hormondoping ist mit Risiken verbunden, die den (fraglichen) Nutzen bei weitem überwiegen.

Eine junge Frau in Trainingskleidung steht in einem Fitnessstudio vor einem Regal mit zahlreichen Hanteln und sucht sich lächelnd ein Paar zum Trainieren aus.

© iStock / StefaNikolic

Leistungssteigerung mit Hormonen: nicht nur bei Sportprofis ein Problem

Doping im Sport ist ein Thema, das die Sportberichterstattung seit Jahrzehnten begleitet. Hormondoping spielt dabei eine wichtige Rolle. Man denke zum Beispiel an Erythropoetin, besser bekannt unter der Abkürzung EPO. In den 90er Jahren soll kaum ein Radprofi in den Sattel gestiegen sein, ohne vorher ein Erythropoetin-Medikament eingenommen zu haben. EPO regt die Bildung roter Blutkörperchen an und steigert so die Sauerstoffversorgung und körperliche Leistungsfähigkeit. Im wettkampforientierten Kraftsport und Bodybuilding sind andere Hormone gefragt: männliche Sexualhormone und Wachstumshormone.

Und wie sieht es im Breitensport aus? Hier sind unter anderem frei verkäufliche Schmerzmittel oder Präparate mit der Aminosäureverbindung Kreatin beliebt, um den eigenen Körper über die Leistungsgrenze zu pushen. Das ist bemerkenswert, aber nicht verboten. Substanzen mit hormoneller Wirkung hingegen fallen in Deutschland unter das Arzneimittelgesetz: Sie sind als Medikamente verschreibungspflichtig und für Gesunde nicht legal zu erwerben. Trotzdem kommt Hormondoping auch im Freizeitsport vor.

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Welche Hormone sind im Freizeitsport besonders verbreitet?

Im Amateurbereich stehen zwei Arten von Hormonen im Mittelpunkt, die in erster Linie den Muskelaufbau fördern. Das bedeutet auch: Hormondoping ist im Amateursport vor allem beim Kraftsport und in der Bodybuilding-Szene zu finden, etwas seltener beim Ausdauer- oder Mannschaftsport.

  • Anabolika und anabole Steroide

    Anabolika sind Arzneistoffe mit muskelaufbauender Wirkung. Mit zunehmender Muskelmasse steigen auch Kraft und Leistungsfähigkeit. Die bekanntesten Vertreter der Anabolika sind anabole Steroide: synthetisch hergestellte Substanzen, die in ihrer chemischen Struktur dem männlichen Sexualhormon Testosteron ähneln – sozusagen Testosteron aus dem Labor. In der Medizin werden anabole Steroide beispielsweise zur Behandlung von hormonell bedingten Entwicklungsstörungen bei männlichen Jugendlichen in der Pubertät eingesetzt. Anabolika werden im Amateursport vor allem dann missbraucht, wenn es um Körperbetonung oder Kraft geht. Anabole Steroide können außerdem Muskelschäden durch hartes Training vermindern. Das kann dazu beitragen, dass sich Sportler schneller vom Training erholen und härter und häufiger trainieren können.

  • Androstendion

    Es gibt auch natürliche Steroide, darunter Androstendion. Dieses sogenannte Prohormon wird vom Körper in Testosteron umgewandelt und kann ebenfalls synthetisch hergestellt werden. In der Bodybuilding-Szene ist es als Andro oder Andros bekannt. Prohormonpräparate sind in Deutschland fast ausnahmslos verboten und weder als Arzneimittel noch als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen. Ihre Anwendung und ihr Verkauf sind strafbar.

  • Wachstumshormon Somatropin (HGH)

    Somatropin (Human Growth Hormone - HGH) ist ein Hormon, das das Wachstum von Knochen und Muskeln fördert und daher auch als Wachstumshormon bekannt ist (wobei manchmal auch Anabolika als Wachstumshormone bezeichnet werden). Synthetisch hergestelltes Somatropin wird als Medikament beispielsweise bei kleinwüchsigen Kindern eingesetzt. Die für Sporttreibende interessante Wirkung von HGH ist eine Zunahme der Muskelmasse bei gleichzeitiger Abnahme der Fettmasse. Außerdem beschleunigt HGH die Regeneration von Gewebe nach einer Verletzung oder Überbeanspruchung.

Wie häufig ist Hormondoping im Freizeitsport?

Hormonpräparate sind außer auf Rezept nicht legal erhältlich. Entsprechend gibt es keine verlässlichen Zahlen zum Hormondoping im Amateursport. Eine niederländische Forschergruppe hat einen interessanten Versuch unternommen und die Abwässer von Kläranlagen in Städten untersucht, in denen große Breitensportveranstaltungen stattgefunden haben. Das sagt zwar nichts darüber aus, wie viele von den teilnehmenden Sportlern und Sportlerinnen tatsächlich Hormone einnehmen, aber während der Veranstaltungen waren die Konzentrationen bestimmter Hormone im Abwasser deutlich höher als sonst. Das belegt zumindest, dass Hormone als Dopingmittel längst im Amateursport angekommen sind.

Risiken von Hormondoping

Ob die Zunahme der Muskelmasse tatsächlich mit einer Steigerung der sportlichen Leistungsfähigkeit einhergeht, ist zumindest fraglich. Real ist hingegen die Möglichkeit von teils schwerwiegenden Nebenwirkungen, vor allem bei einer hohen Dosierung.

Nebenwirkungen von anabolen Steroiden

Bei Männern und Frauen:

  • Schwere Akne
  • Erhöhtes Risiko für Sehnenerkrankungen
  • Lebertumore oder andere Veränderungen der Leber
  • Erhöhte LDL-Werte („schlechtes“ Cholesterin) und verringerte HDL-Werte („gutes“ Cholesterin)
  • Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf-Probleme
  • Psychische Probleme wie mangelnde Impulskontrolle (Wutanfälle)

Zusätzlich bei Männern:

  • Brustwachstum
  • Verkleinerte Hoden
  • Zeugungsunfähigkeit
  • Vergrößerte Prostata

Zusätzlich bei Frauen:

  • Tiefere Stimme
  • Vergrößerte Klitoris
  • Verstärkte Körperbehaarung und Verlust des Kopfhaars
  • Zyklusstörungen

Die Nebenwirkungen von Androstendion (Andro, Andros) sind prinzipiell mit den von anabolen Steroiden vergleichbar.

Nebenwirkungen von Wachstumshormonen

  • Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe
  • Gelenkschmerzen
  • Schwächegefühl in den Muskeln
  • Bluthochdruck
  • Probleme mit der Blutzuckereinstellung bis hin zu Diabetes mellitus
  • Sehstörungen
  • Kribbeln, Taubheit oder Schmerzen in Teilen der Hand (Karpaltunnelsyndrom)
  • Vergrößerung des Herzens (Kardiomegalie)
  • Erkrankung des Herzmuskels (Kardiomyopathie)
Ein junger Mann steht in Trainingskleidung auf einer Straße, die durch einen Wald führt. Lächelnd macht er Dehnübungen mit den Armen.

© iStock / laflor

Die Hormonproduktion durch Bewegung anregen ist natürliches „Doping“.

Nicht vertrauenswürdige Bezugsquellen erhöhen das Risiko für die Gesundheit

Der medizinische Bedarf an Wachstumshormonen und anabolen Steroiden ist begrenzt. Präparate, die solche Hormone enthalten, werden nur wenigen Menschen ärztlich verschrieben. Entsprechend gering ist das Angebot solcher Medikamente auf dem Schwarzmarkt oder im Internet. Viele der angebotenen Produkte stammen stattdessen vermutlich aus illegalen Labors. Das birgt zusätzliche Risiken. Denn man weiß nie, was wirklich in den Präparaten steckt und ob oder womit sie gestreckt wurden. Es können auch andere gesundheitsgefährdende Substanzen enthalten sein. Die Gefahr ist groß, dass nicht deklarierte Inhaltsstoffe zusätzliche gefährliche Nebenwirkungen haben können.

Natürliches „Hormondoping“ – diese Hormone werden beim Sport freigesetzt

Hormone und Sport – diese Beziehung ist nicht nur negativ. Sport steigert das Wohlbefinden, und daran sind auch Hormone beteiligt. Zum Beispiel die so genannten Glückshormone, Endorphin und Dopamin. Endorphine blockieren Schmerzen und steigern das Gefühl von Freude und Glück. Sie werden zum Beispiel bei körperlicher Aktivität wie Laufen ausgeschüttet: Beim Ausdauersport erhöht sich deshalb der Endorphinspiegel. Für das Runner‘s High sind aber weniger die Endorphine verantwortlich, sondern vielmehr andere Substanzen, die sogenannten Endocannabinoide.

Außerdem schüttet der Körper beim Sport die Stresshormone Cortisol, Noradrenalin und Adrenalin aus. Diese helfen, den Organismus mit Glukose zu versorgen, damit wir auch unter Belastung konzentriert und leistungsfähig bleiben. Sport stimuliert alle Körpersysteme, damit auch das Hormonsystem. Regelmäßiges Training verbessert die Anpassungsprozesse bei der Hormonausschüttung und steigert die allgemeine Leistungsfähigkeit.

Gesunde Ernährung ist das beste Doping

Für die sportliche Betätigung im Amateurbereich sind keine Mittel aus dem Dopinglabor erforderlich (was auf den Profisport nicht minder zutreffen sollte). Eine ausgewogene, auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmte Ernährung ist die wichtigste Grundlage für sportliche Leistungsfähigkeit. Dadurch wird der Körper mit allen notwendigen Energieträgern und Nährstoffen versorgt. Der Ernährungskreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zeigt, was eine ausgewogene Ernährung ausmacht.

Wer Kraftsport oder Bodybuilding betreibt, benötigt unter Umständen eine individuell erhöhte Zufuhr bestimmter Nährstoffe, um zusätzliche Muskelmasse aufzubauen. Dies kann durch einen angepassten Ernährungsplan oder gegebenenfalls durch unbedenkliche Nahrungsergänzungsmittel erreicht werden. Was für Sie am besten ist, können Sie zum Beispiel mit einem Ernährungsberater oder einer -beraterin oder mit einem Arzt oder einer Ärztin besprechen. Der Griff zu synthetischen Hormonen hilft nur bedingt und ist in jedem Fall hochriskant.

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