Stress
Psyche und Rücken: Wie Stress den Rücken belasten kann
Veröffentlicht am:30.10.2024
5 Minuten Lesedauer
Falsches Sitzen, zu wenig Bewegung: typische Auslöser für Rückenschmerzen. Aber auch Stress? Hier erfahren Sie, wie Stress Ihren Rücken belastet, wie Sie stressbedingte Rückenschmerzen erkennen und was Sie für Ihren Rücken tun können.
Stressbedingte Rückenschmerzen – gibt es das?
Zu viel Stress ist ungesund. Das ist allgemein bekannt und gut erforscht: Neben psychischen Problemen wie dem Burn-out-Syndrom können auch viele körperliche Beschwerden durch Stress verstärkt oder ausgelöst werden: zum Beispiel Magen-Darm-Beschwerden (von Sodbrennen bis zum Magengeschwür) oder Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf-Störungen. Weniger bekannt ist, dass auch Rückenschmerzen mit Stress zusammenhängen können.
Stress ist eine mögliche Ursache für Rückenschmerzen, aber nicht die häufigste. Bevor Stress als Faktor in Betracht kommt, sollten körperliche Ursachen abgeklärt werden. Wenn die Rückenschmerzen nicht in direktem Zusammenhang mit einer Verletzung oder einer Erkrankung wie zum Beispiel Rheuma stehen, sind die häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen:
- Bewegungsmangel
- Fehlbelastungen (beispielsweise durch schwere körperliche Arbeit oder durch Tätigkeiten im Sitzen)
- Bei älteren Menschen Verschleiß der Wirbelgelenke oder der Bandscheiben
Natürlich können auch mehrere Faktoren zusammenwirken, beispielsweise bei einem Job, der viel Sitzen erfordert und zusätzlich Stress auslöst.
Die gesundheitlichen Zusammenhänge zwischen Bewegungsmangel oder Verschleiß und Rückenschmerzen sind leicht nachzuvollziehen. Beim Thema psychische Belastungen und Rückenschmerzen sind die Wechselwirkungen etwas komplizierter, aber es ist wissenschaftlich gesichert: Stress kann Rückenschmerzen verursachen. Dies gilt allerdings weniger für kurze Schmerzepisoden als vielmehr für chronische, das heißt über einen längeren Zeitraum anhaltende oder immer wieder auftretende Rückenschmerzen.
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So führt Stress zu Rückenschmerzen
Bei akutem Stress machen Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol den Organismus kurzfristig leistungsfähiger, indem sie zum Beispiel dafür sorgen, dass sich der Herzschlag beschleunigt oder sich die Bronchien in der Lunge erweitern. So können wir in Flucht- oder Konfliktsituationen besser reagieren. Das ist ein sinnvoller körperlicher Prozess.
Auf Stress folgt oft Verspannung
Problematisch wird es jedoch, wenn Menschen dauerhaft unter Stress stehen. Dann arbeiten die am Stress beteiligten Organe und Körpersysteme hormongesteuert dauerhaft auf Hochtouren. das betrifft auch die Muskulatur. Die Spannung in den Muskeln nimmt unter Stress zu. Eine stressbedingte ständige oder häufige Anspannung führt zu Verspannungen vor allem im Nacken, in den Schultern und eben im Rücken. Diese Verspannungen wiederum können Schmerzen verursachen.
Stress wirkt auch auf das Schmerzempfinden
Menschen, die unter Stress oder psychischem Druck stehen, haben zudem oft eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit. Ein komplexes Zusammenspiel von Stresshormonen und Botenstoffen kann eine veränderte Schmerzverarbeitung mit sich bringen, wodurch die Schmerzschwelle sinken kann. Eine mögliche Folge davon sind chronische Rückenschmerzen.
Körperliche Schmerzen und Belastung der Psyche pushen sich gegenseitig
Bei anhaltenden Rückenschmerzen können Gefühle wie Hilflosigkeit oder Enttäuschung das Stresslevel hochhalten und so zur Aufrechterhaltung und Verstärkung der Beschwerden beitragen; das heißt, Schmerz und Stress verstärken sich gegenseitig. Ein weiterer psychischer Mechanismus, der eine wichtige Rolle spielt, ist die Angst vor Schmerzen, die zu Schonhaltung und Bewegungsvermeidung führt und sich kontraproduktiv auf die Schmerzlinderung auswirkt, wenn sich beispielsweise die Muskulatur wegen der zu geringen Belastung zurückbildet.
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Wie Stress als Ursache von Rückenschmerzen erkannt wird
Es gibt keine eindeutigen Merkmale zur Unterscheidung zwischen körperlich und psychisch bedingten Rückenschmerzen helfen. Wenn Sie unter häufigen oder dauerhaften Rückenschmerzen leiden, dient zunächst eine körperliche Untersuchung bei Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin dazu, mögliche Verletzungen oder Erkrankungen abzuklären oder auszuschließen. Ein ärztliches Gespräch über Ihre Lebens-, Arbeits- und Bewegungsgewohnheiten rundet die Suche nach körperlichen Ursachen ab. Gibt es zum Beispiel bestimmte Aktivitäten oder Bewegungen, die Schmerzen auslösen oder verschlimmern?
Ergibt sich dadurch keine klare körperliche Ursache, sind die nächsten sinnvollen Fragen:
- Treten die Schmerzen vor allem in akuten Stressphasen auf?
- Oder haben Sie die Schmerzen erstmals nach einem bestimmten belastenden Erlebnis verspürt?
Es kann bei chronischen Schmerzen hilfreich sein, die Schmerzen in einem Schmerztagebuch zu dokumentieren. Das erleichtert die Suche nach den Auslösern, insbesondere, wenn es sich um psychisch bedingte Schmerzen handelt.
Manchen Menschen ist nicht bewusst, dass sie unter Stress stehen. Eine psychische Ursache für Rückenschmerzen ziehen sie häufig erst dann in Betracht, wenn zum Beispiel eine physiotherapeutische Behandlung keine Besserung bringt oder die Rückenschmerzen länger andauern.
Auch psychisch bedingte Rückenschmerzen lassen sich behandeln
Wenn Sie und Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Stress als Ursache für Ihre Rückenschmerzen annehmen, geht es jetzt vor allem darum, den Umgang mit Stress zu verbessern. Am besten wäre es natürlich, stressauslösende Situationen, Lebens- oder Arbeitsbedingungen zu vermeiden – aber das ist sehr oft nicht möglich: zum Beispiel, weil der Job eine echte Herausforderung ist, weil Beruf und Familie eine Doppelbelastung darstellen oder weil es pflegebedürftige Angehörige gibt.
Ausreichende Bewegung und Kräftigung der Muskulatur, sowie ein ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz sind auch bei stressbedingten Rückenschmerzen wichtige Stellschrauben, aber nun geht es zusätzlich um Stressbewältigung und das Einüben von Entspannungstechniken.
Das Gute ist, dass viele Maßnahmen sowohl der Rückengesundheit als auch dem Stressabbau dienen: eine gesunde und ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung. Schon Spaziergänge sind eine gute Möglichkeit, Verspannungen im Rücken zu lösen, die Durchblutung zu verbessern und der Hektik des Alltags entgegenzuwirken.
Wenn der Kreislauf aus psychischen und körperlichen Beschwerden derart verfestigt ist, dass Entspannungstechniken und Übungen allein nicht helfen, kann auch eine Psychotherapie in Frage kommen. Hier gibt es verschiedene Ansätze zur Schmerzbewältigung, die den Betroffenen helfen, mit Schmerzen besser umzugehen oder das individuelle Schmerzempfinden zu reduzieren.
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Tipps gegen Stress und einfache Übungen gegen Rückenschmerzen
Es gibt Entspannungstechniken, die ideal sind, um Stress abzubauen, Schmerzen zu lindern und die Rückengesundheit zu fördern:
- Yoga
- Autogenes Training
- Progressive Muskelentspannung
- Achtsamkeitstraining: Bei der Achtsamkeit geht es darum, den eigenen Gedanken und Gefühlen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Studien weisen darauf hin, dass Achtsamkeitsübungen nicht nur Stress abbauen, sondern auch Rückenschmerzen lindern können.
Bei akuten Rückenschmerzen helfen drei Übungen, um Schmerzen kurzfristig zu lindern:
- Mobilisation im Stand
- Schulterbrücke
- Der liegende Wanderer
Hier finden Sie die Übungsanleitungen.
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