AOK Bayern für schnellere Einführung neuer Disease-Management-Programme
Bessere Lebensqualität durch strukturierte Behandlungsprogramme
Zum 20-jährigen Bestehen der Disease-Management-Programme (DMP) macht sich die AOK Bayern für eine schnellere Einführung neuer DMP stark. Mit sechs verschiedenen Versorgungsprogrammen unterstützt die größte Krankenkasse im Freistaat aktuell über 570.000 Versicherte im Umgang mit ihrer chronischen Erkrankung – davon profitieren Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 und 2, koronarer Herzkrankheit (KHK), Asthma, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und Brustkrebs. Etwa 12 Prozent aller Versicherten der AOK Bayern sind in ein DMP eingeschrieben. Und mehr als die Hälfte aller DMP-Teilnehmenden in Bayern sind bei der AOK versichert. „Diese Zahlen verdeutlichen den Erfolg von AOK-Curaplan, dem DMP der AOK Bayern, und sie zeigen, dass die strukturierte Behandlung heute ein fester Bestandteil der Versorgung im Freistaat ist“, so Dr. Irmgard Stippler, Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern. „Doch damit nicht genug: Wir möchten eine schnellere Ausweitung der DMP auf weitere chronische Erkrankungen erreichen, damit noch mehr Betroffene von einer verbesserten medizinischenVersorgung profitieren können.“
Allein an Herzinsuffizienz waren 2021 laut Gesundheitsatlas Deutschland des wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) knapp fünf Prozent der Bevölkerung in Bayern erkrankt. Doch von der Verabschiedung der Richtlinie für ein neues DMP durch den Gemeinsamen Bundesausschuss bis zur eigentlichen Umsetzung vergehe zu viel Zeit, so Stippler weiter. So ist der Start der neuen DMP Herzinsuffizienz und Osteoporose in Bayern derzeit nicht absehbar. Insbesondere umfangreiche rechtliche Vorgaben beschneiden den Handlungsspielraum zwischen den regionalen Vertragspartnern.
Im Fokus: Verbesserte Lebensqualität im Alltag
Mit einer chronischen Erkrankung zu leben, bedeutet für Betroffene nicht nur regelmäßige ärztliche Termine zur Verlaufsbeurteilung und Behandlung wahrzunehmen: Die Krankheit beeinflusst den gesamten Lebensalltag und wirkt sich damit auch auf Beruf und Freizeit, Kollegen, Freunde und Familie aus. „Hier setzt AOK-Curaplan an. Die Versorgungsprogramme sind da, um den Menschen eine bessere Lebensqualität in ihrem Alltag zu geben“, betont Stippler.
Dreh- und Angelpunkt bei den DMP ist eine bessere Qualität der medizinischen Versorgung chronisch kranker Menschen. Um diese zu erreichen, verfolgen die DMP mehrere Ziele: Der Hausarzt ist der Lotse für die DMP-Teilnehmer. Er hat den Überblick über den gesamten Erkrankungsverlauf und veranlasst, wenn nötig, weitere Diagnostik und Behandlungen bei Fachärzten sowie in Krankenhäusern. Folgeerkrankungen sollen durch die gut abgestimmte, kontinuierliche Betreuung und Behandlung vermieden werden. Sämtliche Therapieschritte, wie beispielsweise die Arzneimitteltherapie, erfolgen nach wissenschaftlich evidenzbasierten Methoden.
Gesundheitskompetenz durch Aufklärung, Schulungen und Selbsthilfe
Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die aktive Teilnahme der Versicherten. Information, Aufklärung und Schulungen ermöglichen den Patientinnen und Patienten ihre Erkrankung mit dem erworbenen Wissen besser in den Griff zu bekommen. Stippler: „Die DMP-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer werden mit der Zeit durch ihr Wissen und ihre Erfahrung zu Managern ihrer Erkrankung. Dabei setzen die Ärztinnen und Ärzten gemeinsam mit ihnen Behandlungsziele fest und können im Idealfall auf Augenhöhe mit ihnen kommunizieren.“
Die AOK Bayern unterstützt Betroffene mit wichtigen Informationsmaterialien wie Handbüchern, Checklisten und Notfallplänen. Darüber hinaus werden Schulungen beispielsweise zu Ernährung, Bewegung oder Raucherentwöhnung angeboten. „Diese Angebote helfen Menschen mit chronischen Krankheiten, ihre Gesundheitskompetenz zu erweitern. Impulse für Änderungen des Lebensstils ermöglichen, neu Erlerntes leichter in den Alltag zu integrieren“, sagt Stippler. „Schulungen durch ärztliche Praxen leisten hier einen wichtigen Beitrag. Angesichts des Fachkräftemangels sollten dabei auch neue Wege beschritten werden. Hier könnte beispielsweise eine Vernetzung mit Selbsthilfegruppen für Schulungen von Betroffenen für Betroffene eine mögliche Lösung sein.“
„Die Disease-Management-Programme sind da, um den Menschen eine bessere Lebensqualität in ihrem Alltag zu geben.“
Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern
Vereinfachung durch Digitalisierung
Die ärztliche Dokumentation ist entscheidend, um die Versorgungsrealität besser zu verstehen und die Qualität der Behandlungsprogramme nachhaltig zu verbessern. Eine deutliche Vereinfachung konnte hier schon zu Beginn der DMP-Einführung durch die AOK Bayern erreicht werden. Stippler: “Wir haben uns beim Versand der DMP-Dokumentation schon zum DMP-Start von der Papierform gelöst und den elektronischen Datensatz eingeführt. Dieser hat sich zwischenzeitlich zum Standard im DMP etabliert und vereinfacht den Austausch.“ Für eine weitere Intensivierung der regionalen Zusammenarbeit der bayerischen Vertragspartner setze man sich als weiteren Digitalisierungsschritt für die elektronische Einschreibung in ein DMP ein. „Eine elektronische Einschreibung bringt Zeitersparnis für Ärzte und Versicherte.“
Studien zeigen: DMP wirkt
Verschiedene Studien, die seit der Einführung der DMP vor 20 Jahren durchgeführt wurden, belegen, dass die strukturierte Behandlung nachweislich Erfolge aufweist. So zeigte die ELSID-Studie der Uniklinik Heidelberg eine höhere Lebensqualität und eine höhere Lebenserwartung von DMP-Teilnehmenden mit Diabetes Typ 2: In einem Zeitraum von zwei Jahren waren 8,8 Prozent der Betroffenen gestorben, bei den Nicht-DMP-Teilnehmenden waren es 15 Prozent. In der KORA-Studie des Helmholtz-Zentrums München wurde über einen Zeitraum von zehn Jahren durchgeführt. Ergebnisse waren unter anderem: Notwendige Kontrolluntersuchungen bei Teilnehmenden des DMP Diabetes Typ 2 erfolgten häufiger, z. B. wurden bei 95 Prozent der Versicherten die Augen einmal im Jahr von einem Facharzt untersucht. Und: Teilnehmer am DMP KHK erhielten öfter eine leitliniengerechte Medikation als entsprechende Patientinnen und Patienten in der Regelversorgung.
Die positive Wirkung der Programme belegt auch der indikationsübergreifende Qualitätsbericht der Gemeinsamen Einrichtung DMP Bayern von 2022: In einem Zeitraum von zehn Jahren ist die Anzahl von Amputationen bei teilnehmenden Diabetikern um gut 20 Prozent gesunken. Und die regelmäßige Kontrolle der Nierenfunktion lag mit knapp 94 Prozent der DMP-Teilnehmenden sogar über dem angestrebten Ziel von 90 Prozent. Positive Effekte zeigen sich beispielsweise auch beim DMP Koronare Herzkrankheit (KHK): 91,3 Prozent der Teilnehmenden litten nicht unter Angina pectoris-Beschwerden. Dabei ist die Angina pectoris, die sich durch ein Engegefühl in der Brust bemerkbar macht, eines der Kardinalsymptome der KHK.
„Die strukturierten qualitativen Versorgungsprogramme wirken nachweislich. Sie helfen, eine Über-, Unter- und Fehlversorgung zu vermeiden – und ermöglichen damit mittelfristig, auch die Leistungsausgaben der Krankenkassen zu senken“, erläutert Stippler.
Hybride Veranstaltung „Chronisch gut versorgt. Gesundheitskompetenz aus 1. Hand“ online nachsehen
Zum 20-jährigen DMP-Jubiläum hat die AOK Bayern die hybride Veranstaltung „Chronisch gut versorgt. Gesundheitskompetenz aus 1. Hand“ am 27.07.2023 durchgeführt.
Die Vortragenden:
- Dr. Irmgard Stippler, Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern
- Prof. Dr. Marie-Luise Dierks, Professorin für Public Health an der Medizinischen Hochschule Hannover
Im Anschluss erfolgte eine moderierte Podiumsdiskussion mit den Vortragenden sowie:
- Dr. med. Christian Pfeiffer, Vorsitzender des Vorstandes der KV Bayern
- Carola Sraier, Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft der PatientInnenstellen (BAGP)