Pressemitteilung

Gesunde Pflege in Bayern stärken

21.06.2024 AOK Bayern 5 Min. Lesedauer

AOK Bayern tauschte sich mit Experten aus Politik und Pflege zur Sicherung pflegerischer Versorgung aus

Im Foto v. l. n. r.: Emmi Zeulner (Mitglied des Deutschen Bundestages/CSU), Isabella Kroth (Moderatorin), Dr. Irmgard Stippler (Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern), Georg Sigl-Lehner (Präsident der Vereinigung der Pflegenden, Bayern), Prof. Dr. Annika Herr (Direktorin des Instituts für Gesundheitsökonomie, Leibniz Universität Hannover), Dr. Eckart Schnabel (Leiter der Forschungsstelle Pflegeversicherung, GKV-SV Berlin), Prof. Dr. Gabriele Wilz (Leiterin der Abteilung klinisch-psychologische Intervention und der Forschungs- und Lehrambulanz, Friedrich-Schiller-Universität Jena), Dr. Bernhard Opolony (Leiter des Bereichs Pflege am Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention) und Alexandra Krist (Geschäftsbereichsleiterin Pflege der AOK Bayern)
Im Foto v. l. n. r.: Emmi Zeulner (Mitglied des Deutschen Bundestages/CSU), Isabella Kroth (Moderatorin), Dr. Irmgard Stippler (Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern), Georg Sigl-Lehner (Präsident der Vereinigung der Pflegenden, Bayern), Prof. Dr. Annika Herr (Direktorin des Instituts für Gesundheitsökonomie, Leibniz Universität Hannover), Dr. Eckart Schnabel (Leiter der Forschungsstelle Pflegeversicherung, GKV-SV Berlin), Prof. Dr. Gabriele Wilz (Leiterin der Abteilung klinisch-psychologische Intervention und der Forschungs- und Lehrambulanz, Friedrich-Schiller-Universität Jena), Dr. Bernhard Opolony (Leiter des Bereichs Pflege am Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention) und Alexandra Krist (Geschäftsbereichsleiterin Pflege der AOK Bayern)

Die Herausforderungen in der Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… sind groß. Derzeit erhalten rund 270.000 Versicherte der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Bayern Pflegeleistungen. Das sind mehr als doppelt so viele wie vor 15 Jahren. Rund 211.000 der Pflegebedürftigen werden daheim betreut und damit gut 20 Prozent mehr als noch 2019. Die Tendenz beider Entwicklungen ist steigend angesichts von demografischem Wandel und Fachkräftemangel in der Pflege. Wie kann man vor diesem Hintergrund die pflegerische Versorgung gemeinsam stärken und für die Zukunft ausbauen? Dazu tauschten sich gestern bei einer hybriden Veranstaltung die größte Krankenkasse im Freistaat zusammen mit Experten aus Politik und Pflegeversorgung aus.

„Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen ist eine herausfordernde gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Einen großen Teil davon schultern Angehörige, denn fast 80 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause betreut. Es ist nicht überraschend, dass Angehörige dabei psychisch und zeitlich stark belastet sind", sagte Dr. Irmgard Stippler, Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern. So zeige eine forsa-Umfrage im Auftrag der AOK Bayern*, dass sich über 75 Prozent der Befragten durch die psychischen Herausforderungen der Angehörigenpflege stark bis sehr stark belastet fühlen. Die schwierige zeitliche Vereinbarkeit von Pflege, Beruf und Privatleben empfinden 70 Prozent als stark bis sehr stark belastend. Stippler: „Wir müssen verstärkt die Pflege daheim und hier besonders Angehörige in den Blick nehmen. Dabei brauchen wir eine gesunde Pflege – für Pflegebedürftige und Pflegende. Hier gibt es nicht die eine Lösung, sondern viele Stellschrauben, an denen alle Akteure gemeinsam arbeiten müssen.“ Die AOK Bayern sehe sich als Pflegelotse, der Angehörige und Pflegebedürftige zu zielgerichteten Angeboten wie Pflegeberatung Bei der Pflegeberatung handelt es sich um eine individuelle Beratung und Hilfestellung durch eine… oder Pflege-App führt und damit im pflegerischen Alltag unterstützt. Die Versorgungsangebote müssten sich dabei an den individuellen Bedarfen der Versicherten ausrichten. „Ein neuer Baustein unseres Versorgungsangebots ist unsere AOK Gesundheitsakademie für Pflege. Diese Plattform soll gerade Angehörige im pflegerischen Alltag und in ihrer eigenen Gesundheit stärken. Wir freuen uns sehr, dass mit Emmi Zeulner eine Gesundheitspolitikerin, die als Gesundheits- und Krankenpflegerin auch vom Fach ist, hier die Schirmherrschaft übernommen hat.“ 

Emmi Zeulner, Mitglied des Deutschen Bundestages und Schirmherrin der AOK Gesundheitsakademie für Pflege, führte aus: „Die ins Stocken geratene Krankenhausreform überlagert die noch größeren Probleme in der stationären und ambulanten aber auch in der häuslichen Pflege. Wir brauchen eine Revolution in der Pflege. Diese beginnt aber nicht im Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… . Die Pflege der Menschen daheim und in der stationären Langzeitpflege braucht die politische Aufmerksamkeit. Acht von zehn Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt. Bis zu 1,3 Millionen Krankenhausaufenthalte pro Jahr wären vermeidbar, wenn die Pflege im häuslichen Umfeld früher und besser organisiert werden würde – und Heime für Kurzzeitpflege Kann die häusliche Pflege zeitweise nicht, noch nicht oder nicht in dem erforderlichen Umfang… zur Verfügung stehen würden. Deshalb bin ich dankbar für die neue Pflegeakademie der AOK, die niedrigschwellige Informationsmöglichkeiten und Schulungen in Prävention Prävention bezeichnet gesundheitspolitische Strategien und Maßnahmen, die darauf abzielen,… und Kompetenzen für Pflegekräfte, pflegende Angehörige und Pflegebedürftige, aber auch Fachkräften aus der Pflegeberatung bietet – es sind auch solch vermeintlich kleine Bausteine, die uns in der pflegerischen Versorgung in Zukunft den Weg ebnen werden. Jedes Engagement in der Pflege zählt!“

Mit Blick auf Strategien zur Stärkung bedarfsgerechter Pflegestrukturen erläuterte Dr. Bernhard Opolony, Leiter des Bereichs Pflege am Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention: „Der Herausforderung der pflegerischen Versorgung der Bevölkerung werden wir nur gerecht werden können, wenn wir sie als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen, die allen Akteuren gestellt ist. Ziel der Strategie ‚Gute Pflege. Daheim in Bayern‘ ist daher, die Kooperation von Leistungserbringern, Pflegekassen und Sozialhilfeträgern, Kommunen und Land zu intensivieren. Mit der Förderrichtlinie Gute Pflege in Bayern unterstützt das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention Kommunen bei Schaffung passgenauer Lösungen vor Ort.“  

Stippler betonte die dringende Notwendigkeit einer grundlegenden Pflegereform, wie sie in vielen Punkten im Koalitionsvertrag angelegt ist. Neben der Anpassung von Pflegestrukturen und der Weiterentwicklung des Leistungsrechts müsse dringend auch die Finanzierung der Pflegeversicherung Die Pflegeversicherung wurde 1995 als fünfte Säule der Sozialversicherung eingeführt. Ihre Aufgabe… auf stabile Beine gestellt werden. Die Reserven der Pflegeversicherung würden durch die steigende Zahl an Pflegebedürftigen drastisch schmelzen und Beitragserhöhungen drohen. Bei steigendem Bedarf sei schon ab 2025 die Finanzierung nicht mehr gewährleistet. Zudem würden die Reserven der Pflegeversicherung weiter durch versicherungsfremde Leistungen ist die Bezeichnung für Leistungen der Sozialversicherung , die nicht zu deren eigentlichem Auftrag… belastet, etwa durch die Rentenbeiträge pflegender Angehöriger. Eine Verschiebung der Pflege-Finanzreform, wie jüngst von Bundesgesundheitsminister Lauterbach verkündet, sei der falsche Weg. 

AOK Gesundheitsakademie für Pflege

Die Gesundheitsakademie ist eine virtuelle Anlaufstelle, die alle Kurs- und Beratungsangebote, auch im Rahmen von Forschungsprojekten, der AOK Bayern zum Thema Pflege auf einer Website bündelt. Sie richtet sich an vier wichtige Säulen in der Pflege: pflegende Angehörige, Pflegebedürftige, Pflegekräfte sowie Pflegeberaterinnen und -berater. So soll die Qualität ist ein zentrales Versorgungsziel der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Im Rahmen der… der pflegerischen Versorgung insgesamt verbessert, aber auch die körperliche und seelische Belastung der Betroffenen gemildert werden. Wichtige Aspekte: Stärkung der Pflege- und Gesundheitskompetenz und mehr Fokus auf Prävention bei pflegenden Angehörigen und Pflegebedürftigen zur Stärkung der häuslichen Pflege. Die Angebote umfassen Online- und Präsenz-Kurse und sind thematisch breit aufgestellt: Von Basispflegekursen, gezielter Sturzprävention oder zur Pflege von Menschen mit Demenz bis hin zu Kursen zur Stärkung des eigenen gesundheitlichen Wohlbefindens wie Stressbewältigung oder innovativen Modellvorhaben a) Gesetzliche Krankenversicherung: Zur Weiterentwicklung der Versorgung können Krankenkassen und…

Forschungsprojekte zur Gestaltung der pflegerischen Versorgung

Stippler: „Mit Forschungsprojekten bringen wir auch neue Ideen zur Gestaltung und Weiterentwicklung der pflegerischen Versorgung in die AOK Gesundheitsakademie für Pflege ein. Das geht nur gemeinsam mit Kooperationspartnern, Leistungserbringern und Kommunen." So setzt beispielsweise das Modellprojekt „BeStärken+“ seinen Fokus auf eine körperlich sowie psychosozial aktivierende Alltagsbegleitung für Pflegebedürftige im häuslichen Umfeld. Der GKV-Spitzenverband Mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz wurden die Organisationsstrukturen in der gesetzlichen… fördert das Projekt, die Durchführung erfolgt in Kooperation mit der Hochschule Kempten. „Es ist ein wichtiger Schritt, dass im Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz der AOK-Vorschlag aufgenommen wurde, Akteure vor Ort mit einem Innovationsbudget von jährlich 100 Millionen Euro für gemeinsame Modellvorhaben zu unterstützen. Doch wir brauchen hier noch mehr Gestaltungsspielraum von der Politik beispielsweise bei der Verstetigung erfolgreicher Modellvorhaben sowie präventiver Ansätze aus Sicht der Pflegeversicherung“, so Stippler. 

Aus dem Blickwinkel von Experten der Pflegeversorgung

In einer Podiumsdiskussion kamen die Blickwinkel von Expertinnen und Experten der Pflegeversorgung zur Sprache. Zum Thema Fachkräftemangel erläuterte Professor Dr. Annika Herr, Direktorin des Instituts für Gesundheitsökonomie, Leibniz Universität Hannover: „Das größte Problem ist der zukünftige Personalmangel. Pflege sollte bereits in der Schule thematisiert werden, damit bei der Berufswahl mehr Informationen vorliegen und Hindernisse vor dem Berufseinstieg abgebaut werden. Außerdem sollte der Beruf durch mehr Flexibilität, Gesundheitsprävention, Digitalisierung, bessere Technologien und mehr Aufstiegsmöglichkeiten, z. B. durch mehr Delegation, interessanter für einen längeren Verbleib in der Pflege gemacht werden.“ 

Dr. Eckart Schnabel, Leiter der Forschungsstelle Pflegeversicherung, GKV-Spitzenverband Berlin, fasste zusammen: „Finanzierung, Fachkräftemangel, Digitalisierung – die Herausforderungen für die Pflege in den nächsten Dekaden sind immens. Um das Niveau der Qualität in der Pflege zu halten, braucht es einen effektiven Qualifikationsmix unter Nutzung erweiterter Kompetenzen für Pflegekräfte, einen Digitalisierungsschub in der Pflege sowie ein stabiles, demografiefestes Finanzierungskonzept.“

Georg Sigl-Lehner, Präsident der Vereinigung der Pflegenden in Bayern, führte aus: „Wenn wir die berufliche Pflege zukunftsfest machen wollen, müssen zuallererst die Kompetenzen der Profession erweitert und – noch viel wichtiger – auch vollständig zur Geltung kommen dürfen. Fest steht, dass es künftig weniger Personal in der Pflege geben wird. Um die Versorgung dennoch sicherzustellen, muss professionelle Pflege vor der Pflegebedürftigkeit Mit dem Zweiten Pflegestärkungsgesetz (PSG II) vom 27. November 2015 wurde der Begriff der… wirksam werden können. Das ist nur dann möglich, wenn wir eine Transformation des Versorgungssystems sowie des Leistungsrechts erreichen und viel mehr auf Prävention setzen – dafür werden Pflegende schon lange und vor allem hervorragend ausgebildet!“

Zur Bedeutung pflegender Angehöriger betonte Professor Dr. Gabriele Wilz, Leiterin der Abteilung klinisch-psychologische Intervention und der Forschungs- und Lehrambulanz, Friedrich-Schiller-Universität Jena: „Nur durch die Verantwortungsübernahme von Angehörigen kann der Pflege- und Betreuungsbedarf älterer pflegebedürftiger Menschen aktuell und zukünftig gewährleistet werden. Daher bedarf es für hochbelastete pflegende Angehörige präventive, niedrigschwellige, kurzzeit-psychotherapeutische Interventionsangebote im Versorgungssystem, die mit der professionellen Expertise von Psychotherapeuten Ausübung von Psychotherapie ist nach dem Psychotherapeutengesetz vom 1. Januar 1999 die mittels… und Psychotherapeutinnen dabei unterstützen, die stressinduzierenden, emotionalen Herausforderungen zu bewältigen.“

*Hinweis zur Umfrage: Im Mai 2023 wurden durch das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der AOK Bayern 503 Bürgerinnen und Bürger mit Pflegeerfahrung im privaten Umfeld ab 18 Jahren in Bayern befragt.

Link zur Aufzeichnung der hybriden Veranstaltung

„Pflege 360°: Wie können wir die Pflege der Zukunft gemeinsam stärken?“ vom 20.06.2024:
https://aok-mindspace.de/

Politischer Runder Tisch mit:

  • Emmi Zeulner, Mitglied des Deutschen Bundestages und Schirmherrin der AOK Gesundheitsakademie für Pflege
  • Dr. Bernhard Opolony, Leiter des Bereichs Pflege am Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention
  • Dr. Irmgard Stippler, Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern

Moderierte Podiumsdiskussion mit: 

  • Professor Dr. Annika Herr, Direktorin des Instituts für Gesundheitsökonomie Die Gesundheitsökonomie (oder auch Gesundheitsökonomik) setzt sich mit wirtschaftlichen Fragen des… , Leibniz Universität Hannover
  • Dr. Eckart Schnabel, Leiter der Forschungsstelle Pflegeversicherung, GKV-Spitzenverband Berlin
  • Georg Sigl-Lehner, Präsident der Vereinigung der Pflegenden in Bayern 
  • Professor Dr. Gabriele Wilz, Leiterin der Abteilung klinisch-psychologische Intervention und der Forschungs- und Lehrambulanz, Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • Alexandra Krist, Geschäftsbereichsleiterin Pflege der AOK Bayern

1 passender Download

  • PM Gesunde Pflege in Bayern stärken

    Format: PDF | 1 MB

Dr. Regina Greck
Pressesprecherin

Dr. Regina Greck

AOK Bayern