Entspannt durch den Advent mit Ruhe und Gelassenheit
Besinnliche Adventszeit? Eine schöne Vorstellung: Tannen- und Plätzchenduft, warmes Kerzenlicht, gemütliches und entspanntes Beisammensein. Doch bei vielen ist die Vorweihnachtszeit vollgepackt mit Pflichtterminen und Aufgaben: Geschenke besorgen, Wohnung dekorieren, Weihnachtsfeiern in Firma, Schule, Sportverein, dazu Plätzchen backen und Weihnachtsbaum besorgen. Die Liste ist lang, der Anspruch hoch. Mit dem Ergebnis, dass die Erschöpfung am 24. Dezember groß ist. Tipps, wie es gelingen kann, Advents- und Weihnachtszeit entspannt zu verbringen, hat Birgit Lesch, Diplom-Psychologin bei der AOK.
Erwartungen runterschrauben
„Das Wichtigste überhaupt ist: Senken Sie Ihre Erwartungen! Denn der Stress in der Weihnachtszeit entsteht auch im Kopf. Es muss aber nicht alles perfekt sein. Rituale oder gewohnte Abläufe können auch mal geändert werden“, sagt Psychologin Lesch. So muss es zum Beispiel an Heiligabend nicht immer ein aufwendiges Mehr-Gänge-Menü geben – ein Buffet, zu dem jeder und jede etwas beisteuert, ist eine gute und schmackhafte Alternative. Hilfreich ist, rechtzeitig vorher im Familienkreis darüber zu sprechen und die Vorstellungen abzugleichen. So vermeidet man Konflikte am Feiertag selbst.
Termine planen und Zeit für sich gewinnen
„Wichtiger ist es, für sich selbst zu sorgen und sowohl die Pflicht- als auch die Entspannungstermine gut zu planen“, so Lesch weiter. „Ganz konkret bedeutet das, sich im ersten Schritt zu fragen: Was mache ich gerne vor Weihnachten? Und was ist mir zu viel? Das kann für jeden sehr unterschiedlich sein.“ Die eine verabscheut Weihnachtseinkäufe, der andere liebt sie. Ein anderer mag viele Adventskaffeekränzchen mit Freunden, die andere möchte die Adventssonntage lieber allein oder mit der Familie verbringen. „Wie so oft liegt ein guter Weg in der Mitte. Es müssen nicht gleich alle Termine gestrichen werden, aber vielleicht einer oder zwei“, sagt Psychologin Lesch. Schon auf diese Weise gewinnt man etwas Zeit für sich.
Geschenkeflut eindämmen
Man kann dem Weihnachtstrubel fernbleiben und Geschenke im Internet bestellen. Oder man nimmt sich einen Tag Urlaub für diese Einkäufe mitten in der Woche, um das Gedränge am Wochenende zu vermeiden. „Um die Geschenkeflut etwas einzudämmen, losen Sie innerhalb der Familie aus, wer wem etwas schenkt. Sinnvoll ist auch, vorher ein Budget festzulegen“, so der Tipp von AOK-Expertin Lesch. Übrigens: Auch Kinder möchten gerne schenken. „Laden Sie Freundinnen und Freunde mit deren Kindern zu einer Kreativstunde ein, in der gemeinsam Weihnachtsgeschenke gebastelt werden – das macht Spaß, und die Kinder freuen sich, wenn sie etwas beisteuern können.“
Achtsamkeitsübungen mindern Stress
Hilfreich können auch Achtsamkeitsübungen sein. Lesch: „Machen Sie zwischendurch immer wieder mal diese kleine Atemübung: Setzen Sie sich aufrecht und bequem auf einen Stuhl, ohne sich anzulehnen, und legen Sie die Hände in den Schoß. Schließen Sie die Augen, atmen Sie langsam und ruhig und versuchen Sie, nur auf die Empfindungen dabei zu achten, etwa wie sich die Brust hebt und senkt. Am Anfang werden Ihre Gedanken immer wieder zu den noch anstehenden Aufgaben zurückkehren – je häufiger Sie das aber wiederholen, desto besser wird es Ihnen gelingen, abzuschalten.“ In der Adventszeit bietet sich auch eine sogenannte Kerzenmeditation an: Kerze anzünden, entspannt hinsetzen und konzentriert auf die Flamme schauen. Welche Farbe, welche Form hat sie? Wenn die Gedanken anfangen, herumzuwandern, die Aufmerksamkeit immer wieder auf die Flamme zurücklenken. Ausreichend Schlaf und Bewegung an der frischen Luft tun übrigens immer gut und wirken entschleunigend.
Muskeln entspannen hilft
Um dem Körper eine Auszeit zu geben, eignet sich auch die progressive Muskelentspannung: Dabei werden einzelne Körperteile erst ganz ausdrücklich aktiviert – zum Beispiel die Schultern hochgezogen oder die Zähne zusammengebissen. Danach wird die angespannte Stelle wieder gelockert.
Klappt es mit dem Einschlafen bei den Kindern nicht, können kleine Spiele wie „Alles ist müde“ helfen: Dabei wird vom kleinen Zeh über Knie, Rippen, Finger und Schultern bis zur Augenbraue jedes Körperteil in den Schlaf gestreichelt. Das Kind lernt dadurch, wie entspannend es ist, im Bett zu liegen und sich auf sich selbst zu konzentrieren.
Gemeinsame Aktivitäten und Auszeiten planen
Um den Heiligabend und die Feiertage möglichst stressfrei zu halten, sollte man außerdem überlegen, wie man die Tage gestalten möchte – mit gemeinsamen Aktivitäten wie Spielen oder Spazierengehen, aber auch mit Rückzugsmöglichkeiten für die Familienmitglieder. „Geben Sie jedem – auch sich selbst – die Gelegenheit, sich eine Auszeit zu nehmen“, betont Lesch.
Gibt es Familienmitglieder, die sich nicht gut verstehen, sollten diese nicht unbedingt gleichzeitig eingeladen werden. Da lassen sich auch getrennte Treffen vereinbaren. Und wer gar nicht zum Fest kommen will, den sollte man auch nicht zwingen. Letztendlich darf jede und jeder auch mal mit Traditionen brechen. Psychologin Lesch: „Nur weil man Heiligabend schon immer zu den Eltern oder Großeltern gefahren ist, muss man es nicht weiterhin tun. Verwandtschaftsbesuche sind das ganze Jahr über möglich.“