Weniger Verschwendung, mehr Effizienz
Was muss sich ändern in der Gesundheitspolitik? Die zentrale Forderung der AOK-Gemeinschaft: Die wirtschaftliche Verwendung von Beitragsgeldern der GKV und SPV muss wieder gestärkt werden.
Wir brauchen im Gesundheitswesen mehr Steuerungsmöglichkeiten. Begrenzte Ressourcen wie Fachkräfte und finanzielle Mittel müssen wieder gezielt eingesetzt werden – und zwar dort, wo sie den größten Nutzen und die qualitativ beste Medizin für die Patientinnen und Patienten garantieren. Wirtschaftlich rational handelnde Krankenkassen müssen ihren Versicherten Versorgungsangebote bereitstellen können, die den Bedürfnissen genau entsprechen. Deshalb muss auch der Finanzausgleich zwischen den Krankenkassen weiterentwickelt und zielgenauer werden.
Maßnahmen für mehr Effizienz
- Um personelle und finanzielle Ressourcen nachhaltig einzusetzen, bedarf es einer qualitätsorientierten Modernisierung der Krankenhauslandschaft. Hierzu gehört unter anderem, die Vorhaltefinanzierung unabhängig von den Fallzahlen zu gestalten und evidenzbasierte Qualitätsvorgaben für Leistungsgruppen konsequent umzusetzen. Die onkologische Versorgung muss auf spezialisierte Zentren beschränkt und perinatalmedizinische Kompetenzverbünde müssen eingerichtet werden. Die Länder müssen hinsichtlich Qualitätssicherung und Investition Verantwortung übernehmen.
- Entscheidend für mehr Effizienz ist, dass die Ambulantisierung gelingt. Beim ambulanten Operieren dürfen wir nicht länger nur auf die hohe Vergütung durch Hybrid-DRG setzen. Das ist teuer und setzt falsche Anreize. Sinnvoller wäre die Vereinbarung von Zielbudgets für Krankenhäuser sowie eine sektorenübergreifende Bedarfsplanung für ambulantes Operieren. Patientinnen und Patienten sollen mit akuten pflegerischen Bedarfen durch sektorenübergreifende Versorger betreut werden. Hierzu brauchen wir eine bessere Rechtsgrundlage.
- Die geplante Reform der Notfallversorgung muss schnellstmöglich nachgeholt werden. Auch der Rettungsdienst ist dann möglichst zügig einzubinden.
- Der hausärztliche Versorgungsauftrag muss zu einer patientenorientierten, niedrigschwelligen, gesamtheitlichen und kontinuierlichen Primärversorgung weiterentwickelt werden. Damit werden Abläufe für Patientinnen und Patienten weniger komplex, eine hochwertige Patientenversorgung gewährleistet und zudem die Effizienz in der Versorgung gesteigert.
- Die interprofessionelle Zusammenarbeit muss durch gezielte Regelungen des Gesetzgebers unterstützt werden, um eine teamorientierte Versorgung komplexer Bedarfe zu ermöglichen.
- Für eine wirtschaftliche Versorgung, die auf dem neuesten medizinisch-wissenschaftlichen Stand ist, müssen die Instrumente des Preiswettbewerbs, etwa in der Arzneimittel- und Hilfsmittelversorgung, gestärkt werden. Insbesondere mit Blick auf die Preisbildung bei patentgeschützten Arzneimitteln müssen Wirtschaftlichkeitsreserven genutzt werden. Selbiges gilt für den Bereich der Digitalen Gesundheitsanwendungen. Deren Nutzenbewertung muss an die Anforderungen anderer Versorgungsinstrumente angepasst werden.
- Ein zielgenauer Risikoausgleich muss dafür sorgen, dass wirtschaftlich rational handelnde Krankenkassen ihren Versicherten Versorgungsangebote bereitstellen können, die ihren Bedürfnissen genau entsprechen. Krankenkassen sollten insbesondere in die Betreuung von Versicherten mit hohem Beratungs- und Koordinierungsaufwand investieren – damit kann den rapide steigenden Gesundheitskosten entgegengewirkt werden.
- Die zur Verfügung stehenden Ressourcen in der psychotherapeutischen Versorgung müssen besser genutzt und Fehlversorgung reduziert werden. Zu diesem Zweck bedarf es einer verpflichtenden Meldung freier Behandlungskapazitäten sowohl für Erst- und Abklärungsgespräche und Akutbehandlungen als auch für Richtlinienpsychotherapie an die Terminservicestellen sowie der Entwicklung einer Richtlinie, die die Einhaltung von Versorgungsaufträgen gewährleistet.
- Um die Apothekenversorgung auch in Zukunft flächendeckend zu gewährleisten, müssen die zeitlichen, räumlichen und organisatorischen Anforderungen an Apotheken flexibler gestaltet werden.
- Es gilt, die digitale Infrastruktur dort auszubauen, wo sie die Versorgungsqualität verbessern und Ineffizienzen und Bürokratie vermindern kann. Der Einsatz künstlicher Intelligenz zur Unterstützung der Aufgaben der Krankenkassen ist zu diesem Zweck zu ermöglichen.