Bluthochdruck: Oft hilft eine Anpassung des Lebensstils
Viele Menschen leiden an zu hohem Blutdruck – oft, ohne es zu wissen. Die Folgen können gravierend sein, denn ein permanenter Bluthochdruck (Hypertonie) belastet die Blutgefäße und kann das Risiko für einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt oder eine Nierenschwäche erhöhen. Früherkennung ist hier wichtig: „Gesetzlich Krankenversicherte sollten daher den Gesundheits-Check-up bei ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin wahrnehmen, auf den sie ab 35 Jahren alle drei Jahre Anspruch haben. Bei diesem Check-up wird auch der Blutdruck gemessen“, sagt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband.
Welche Werte als normal gelten
Bei der Blutdruckmessung gibt es zwei Werte: Der systolische Wert misst den Druck auf die Blutgefäße, wenn das Herz das Blut in den Körper pumpt, der diastolische Wert misst den Druck, wenn der Herzmuskel pausiert. Der systolische Wert ist immer höher und wird an erster Stelle genannt, gemessen wird in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). „Als noch normaler Blutdruck bei Erwachsenen gilt ein in der Praxis gemessener Wert von unter 140/90 mmHg, also ein systolischer Wert von unter 140 und ein diastolischer Wert von unter 90. Bei einer Heimmessung liegt der Grenzwert zum Bluthochdruck bei 135/85 mmHG“, erläutert Mediziner Ebel. Bei körperlicher Aktivität oder in Stresssituationen steigt der Blutdruck an, um den Körper ausreichend mit Sauerstoff und Energie zu versorgen. Bei Gesunden normalisiert sich der Blutdruck anschließend und geht dann wieder auf die Ausgangswerte zurück.
Ab 50 Jahren steigt das Risiko für Bluthochdruck
Um verlässliche Werte zu bekommen, wird der Blutdruck daher im Ruhezustand und an mehreren Tagen gemessen. Beim ersten Mal sollte der Blutdruck an beiden Armen gemessen werden, da er je nach Seite unterschiedlich hoch sein kann. Bei den späteren Messungen können diese dann an der Seite erfolgen, die den höheren Wert hatte. Sind dann der systolische und der diastolische Wert oder einer der beiden über der Norm, liegt ein Bluthochdruck vor.
Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit. Eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) für den Gesundheitsatlas Deutschland zeigt, dass im Jahr 2022 bei 30 Prozent der Bevölkerung ab 20 Jahren eine Bluthochdruckerkrankung vorlag, mit steigender Tendenz: Gegenüber 2017 wurde ein Anstieg um 1,3 Prozentpunkte verzeichnet.
Zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren gehört neben einer familiären Veranlagung das Alter: In jungen Jahren ist eine Hypertonie eher selten, ab einem Alter von 50 Jahren steigt das Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken – bei Männern mehr als bei Frauen. Bei den über 80-Jährigen leiden sogar bis zu 80 Prozent daran.
O-Töne von Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband
Lebensstil spielt eine wichtige Rolle
Entscheidenden Einfluss hat aber auch der Lebensstil. So können Übergewicht, eine zu salzhaltige Ernährung, zu hoher Alkoholkonsum, Rauchen und Bewegungsmangel Bluthochdruck begünstigen, ebenso dauerhafter Stress. In Studien wurde zum Beispiel nachgewiesen, dass man mit einer Gewichtsabnahme von rund vier Kilogramm den systolischen Blutdruck um durchschnittlich 4 bis 5 mmHg senken konnte und den diastolischen Wert um 3 mmHg. Eine ähnliche Senkung wird erreicht, wenn man täglich einen Teelöffel weniger Salz zu sich nimmt – Salz ist vor allem in Fertiggerichten, vielen Käsesorten und Knabberzeug enthalten.
Noch effektiver ist regelmäßige Bewegung – ein täglicher halbstündiger Spaziergang oder dreimal pro Woche eine Stunde Radfahren kann den systolischen Wert um bis zu 8 mmHg senken. Da auch dauerhafter Stress eine Ursache für hohen Blutdruck sein kann, sollten Betroffene während der Arbeit auf regelmäßige Pausen achten. Hilfreich können auch Entspannungs- und Achtsamkeitskurse sein.
Ab wann Medikamente sinnvoll sind
Doch nicht jeder Mensch ist in der Lage, seinen Lebensstil entsprechend zu ändern, und nicht immer reichen gesündere Lebensgewohnheiten, um den Blutdruck ausreichend zu senken. Ist der systolische Wert dauerhaft hoch, empfiehlt sich oft eine Medikamenteneinnahme. Hier kommen dann verschiedene Blutdrucksenker zum Einsatz. „Welches Arzneimittel verschrieben wird, hängt auch von den individuellen Risikofaktoren ab. Das sollten Erkrankte mit dem Arzt oder mit der Ärztin besprechen“, so Ebel.
Online-Coach Bluthochdruck der AOK
Mit dem „Online-Coach Bluthochdruck“ macht die AOK Betroffenen ein neues digitales Hilfsangebot, um den Blutdruck gezielt und eigenständig zu senken. Die Inhalte folgen den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften und umfassen die Bereiche Entspannung, Stressmanagement, Motivation, Bewegung und gesunde Ernährung. Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen haben bei der Entwicklung des Online-Programms zusammengearbeitet: Aus den Bereichen Kardiologie, Sportwissenschaft, Psychologie und Ernährungswissenschaft gibt es aufeinander aufbauende Schulungsinhalte und Übungen; das Tempo dabei kann ganz individuell gewählt werden. Der „Online-Coach Bluthochdruck“ der AOK kann eine ärztliche Beratung und Behandlung nicht ersetzen, aber durch zahlreiche Anleitungen zur Verhaltensänderung sinnvoll ergänzen. Der „Online-Coach Bluthochdruck“ ist kostenlos, frei zugänglich und nicht auf AOK-Versicherte beschränkt.