Broken-Heart-Syndrom: Wenn das Herz zu brechen droht

An gebrochenem Herzen kann man tatsächlich sterben: Sehr starke seelische Belastungen wie der Tod eines geliebten Menschen, aber auch physisch belastende Faktoren wie beispielsweise eine Krebstherapie können zum sogenannten Broken-Heart-Syndrom führen: Dabei erlahmt der Herzmuskel und bringt nicht mehr die erforderliche Pumpleistung. Meist verläuft das Broken-Heart-Syndrom glimpflich und die Funktion des Herzmuskels erholt sich nach einiger Zeit wieder. Doch es kann auch zu schweren Komplikationen kommen.

Symptome wie beim Herzinfarkt

Der medizinische Name für das Gebrochene-Herz-Syndrom lautet Stress-Kardiomyopathie oder Tako-Tsubo-Syndrom. Dabei bläht sich die linke Herzkammer ballonförmig auf, während der darüberliegende Teil sich verengt. Die Pumpfunktion des Herzens ist dadurch akut eingeschränkt. Diese krugförmige Ausbildung des Herzmuskels erinnerte den Arzt, der das Krankheitsbild in den 1990er-Jahren erstmals beschrieb, an eine japanische Tintenfischfalle (Tako Tsubo). Die Symptome sind ähnlich wie bei einem akuten Herzinfarkt, weshalb die Unterscheidung zunächst schwierig ist. „In beiden Fällen haben die Betroffenen Symptome wie starke Brustschmerzen, Atemnot, Übelkeit, Schweißausbrüche und Todesangst“, sagt Dr. Camilla von Münchhausen, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Herzkatheter-Untersuchung bringt Klarheit

Man geht davon aus, dass etwa zwei Prozent aller Patientinnen und Patienten, bei denen der Verdacht auf einen Herzinfarkt besteht, tatsächlich an einem Gebrochenen-Herz-Syndrom leiden. „Eine Herzkatheter-Untersuchung bringt hier Klarheit: Sind die Herzkranzgefäße frei und lassen sich keine nennenswerten Engstellen feststellen, handelt es sich bei entsprechender Vorgeschichte und Symptomatik im Zweifel um ein Broken-Heart-Syndrom“, so Medizinerin von Münchhausen. Dabei ist die Diagnostik zunächst dieselbe, wie beim akuten Herzinfarkt: Laboruntersuchung, Elektrokardiogramm (EKG) und ein Ultraschall des Herzens (Echokardiographie).

O-Ton von Dr. Camilla von Münchhausen, Ärztin im AOK-Bundesverband

Frauen häufiger betroffen

Betroffen von diesem Krankheitsbild sind zu 90 Prozent Frauen nach der Menopause, also dem Zeitpunkt der letzten Regelblutung. Erkranken Männer an einem Broken-Heart-Syndrom, haben sie häufiger einen schweren Verlauf.

Ursachen

Die Ursache des Syndroms ist nicht abschließend geklärt. Eine erhöhte Empfindlichkeit des Herzens für Stresshormone wie Adrenalin wird angenommen. Auch wird diskutiert, ob die Verarbeitung emotionaler Prozesse im Gehirn verändert sein könnte und die Anfälligkeit für ein Broken-Heart-Syndrom dadurch möglicherweise höher ist. Eine familiäre Häufung lässt darauf schließen, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen.

Verlauf

Bei den meisten Patientinnen und Patienten heilt die Erkrankung wieder aus, in manchen Fällen kommt es jedoch zu Beeinträchtigungen wie einer verminderten Pumpleistung des Herzens. Besonders gefährlich ist die Akutphase: Hier können lebensbedrohliche Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen oder eine akute Herzschwäche auftreten. In etwa einem von zehn Fällen erleiden die Betroffenen einen kardiogenen Schock. Dabei pumpt das Herz zu wenig Blut in den Körper und versorgt ihn so nicht ausreichend mit Sauerstoff. Solche Komplikationen sind der Grund dafür, dass etwa ein bis fünf Prozent der Patientinnen und Patienten mit einem Broken-Heart-Syndrom versterben. Forscher haben zudem festgestellt, dass Betroffene, die eine Stress-Kardiomyopathie überlebt haben, in den folgenden Jahren insgesamt ein erhöhtes Sterberisiko haben. „Daher benötigen Betroffene eine längerfristige ärztliche Nachbetreuung“, sagt Dr. von Münchhausen.

Keine klaren Therapieempfehlungen

Klare Therapieempfehlungen zur Behandlung eines Broken-Heart-Syndroms gibt es bislang noch nicht. In der Akutphase werden meist Betablocker und ACE-Hemmer zur Therapie der Herzschwäche verabreicht. Entspannungstechniken können übermäßigem Stress vorbeugen, zum Beispiel progressive Muskelentspannung oder verschiedene Atemtechniken. Diese sollten dann möglichst auch in einer Stresssituation eingesetzt werden. „Wichtig ist in jedem Fall: Wenn ein starkes Engegefühl und Schmerzen in der Brust und Atemnot auftreten, sollten Betroffene unbedingt die 112 wählen“, rät von Münchhausen. Wer bei Belastung immer wieder Herzbeschwerden hat, sollte dies zeitnah kardiologisch abklären lassen.