Darmkrebs: Früherkennung nutzen und das Risiko senken
Wenn Zellen in der Darmschleimhaut entarten, sich ungehindert vermehren und in umliegendes Gewebe hineinwachsen, dann entsteht Darmkrebs. Das Risiko daran zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Deshalb bekommen Menschen ab dem 50. Lebensjahr erstmals eine schriftliche Einladung ihrer Krankenkasse für die Darmkrebsfrüherkennung.
„Früh erkannt, ist Darmkrebs nämlich sehr gut heilbar“, sagt Dr. Astrid Maroß, Ärztin im AOK-Bundesverband. Mit etwa 60.000 Neuerkrankungen im Jahr gehört Darmkrebs zu den häufigeren Krebsarten in Deutschland. Viele Menschen mit Darmkrebs sind über 75 Jahre alt.
Darmkrebs wächst langsam
Das Programm zur Darmkrebsfrüherkennung besteht aus zwei wissenschaftlich anerkannten Verfahren: einem Stuhltest auf nicht sichtbares Blut im Stuhl und der Darmspiegelung, auch Koloskopie gerannt (Kolon = Dickdarm, skopein = schauen). Was die Krankenkassen wann zahlen, unterscheidet sich in Bezug auf das Geschlecht, weil Männer etwas häufiger betroffen sind:
- Männer haben aufgrund ihrer größeren Gefährdung bereits ab dem 50. Lebensjahr ein Anrecht auf zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren. Oder wahlweise auf einen jährlichen Stuhltest ab dem 50. Lebensjahr beziehungsweise auf einen Test alle zwei Jahre ab dem 55. Lebensjahr.
- Frauen haben ab dem 50. Lebensjahr Anspruch auf einen jährlichen Stuhltest. Ab dem 55. Lebensjahr bezahlen die Krankenkassen für weibliche Versicherte auch eine Darmspiegelung, die nach zehn Jahren noch einmal wiederholt werden kann. Der Abstand ist deshalb so lang, weil Darmkrebs so langsam wächst. Als Alternative zur Darmspiegelung können weibliche Versicherte ab dem 55. Lebensjahr auch alle zwei Jahre auf Kassenkosten einen Stuhltest durchführen lassen. „Wenn dabei allerdings Auffälligkeiten gefunden werden, müsste das anhand einer Darmspiegelung sowieso überprüft werden“, sagt Medizinerin Maroß.
„Die Darmspiegelung ist die zuverlässigste Methode zur Früherkennung von Darmkrebs. Dabei kann eine bösartige Geschwulst früh erkannt werden, sodass die Aussichten auf Heilung sehr gut sind“, sagt Ärztin Maroß. „Das zweite Ziel der Untersuchung besteht darin, auch Krebsvorstufen früh genug zu entdecken und zu beseitigen, sodass eine Krebsentstehung sogar verhindert werden kann.“ Denn das ist die große Chance bei der Darmkrebsfrüherkennung: Der Krebs wächst sehr langsam. Aus manchen Polypen entwickelt sich erst im Laufe vieler Jahre eine Krebsgeschwulst.
Vor der Untersuchung vollständige Darmentleerung
Für die Koloskopie muss der Dickdarm allerdings vollkommen entleert sein. Denn nur wenn der Darm frei von Stuhlresten ist, kann alles genau von innen betrachtet werden. Dafür nimmt der Patient oder die Patientin am Vortag Abführmittel ein. Anschließend muss er oder sie sehr viel trinken, unter anderem eine mineralhaltige Spüllösung, die dafür sorgt, dass der Darm nur noch klare Flüssigkeit ausscheidet. In den 24 Stunden vor der Untersuchung sollte der Patient oder die Patientin auf feste Nahrung verzichten.
Ablauf einer Darmspiegelung
Bei der Koloskopie sieht sich der Arzt oder die Ärztin den Darm von innen an. Dafür verwendet man einen etwa fingerdicken biegsamen Schlauch, an dessen Ende sich eine Lichtquelle und eine kleine Kamera befindet. Das Gerät wird über den After eingeführt und langsam bis zum Ende des Dickdarms vorgeschoben. Mithilfe dieses Geräts kann der Arzt oder die Ärztin die Darmwand zeitgleich auf einem Farbmonitor betrachten und an verdächtigen Stellen sofort mit einer kleinen Zange Gewebeproben entnehmen sowie Darmpolypen abtragen. Die Proben werden anschließend daraufhin untersucht, ob sie bösartig veränderte Zellen enthalten. Wer Angst vor dieser etwas unangenehmen, aber selten schmerzhaften Untersuchung hat, die etwa 20 bis 30 Minuten dauert, kann ein Beruhigungs- oder Narkosemittel bekommen. Die Koloskopie zur Früherkennung von Darmkrebs wird in spezialisierten Arztpraxen vorgenommen oder ambulant im Krankenhaus.
Stuhltest ist einfacher, aber weniger zuverlässig
Der Stuhltest ist im Ablauf einfacher: Mit einem dafür vorgesehenen Stäbchen können die Versicherten zu Hause eine Stuhlprobe entnehmen, in ein Röhrchen streichen und möglichst bis zum nächsten Tag in einem Umschlag in der Arztpraxis abgeben. Allerdings ist der Test auch weniger zuverlässig als die Darmspiegelung. „Der sogenannte immunologische Stuhltest kann auch kleinste Blutmengen im Stuhl nachweisen, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, und menschliches von tierischem Blut unterscheiden. Letzteres können wir mit der Nahrung zu uns genommen haben“, erklärt Dr. Maroß. Dennoch besteht die Gefahr von falsch-negativen Ergebnissen – es ist trotz Tumor kein Blut nachweisbar, doch nicht jeder bösartige Tumor blutet – oder von falsch-positiven Ergebnissen: Das Blut im Stuhl hat dann andere, harmlosere Ursachen wie Hämorrhoiden, eine Entzündung der Magenschleimhaut oder des Darms. Die Krankenkassen zahlen aber den Test, weil sich in großen Studien [a1] gezeigt hat: Wird der Test regelmäßig wiederholt, sinkt auf lange Sicht auch mit dieser Methode die Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu sterben. Ansprechpartner für diesen Test sind Hausärztinnen und Hausärzte, für weibliche Versicherte auch Gynäkologinnen und Gynäkologen, für männliche Versicherte auch Urologen und Urologinnen.