Fersensporn: Übeltäter sind meist entzündete Faszien

Die ersten Schritte nach dem Aufstehen sind besonders schlimm: Als wäre man auf einen Nagel getreten, durchfährt ein stechender Schmerz den Fersenbereich und macht das Gehen zur Qual. Als Ursache vermuten viele Betroffene einen Fersensporn, einen dornartigen knöchernen Auswuchs am Fersenbein. Grund ist jedoch meist nicht der Fersensporn selbst, sondern eine Entzündung der Plantarfaszie, einer Bindegewebeschicht, die den Fuß zur Sohle hin abdeckt.

Foto: Eine Frau fasst sich mit der Hand an ihre Ferse.

Besonders Menschen im mittleren Alter betroffen

Rund zehn Prozent der Bevölkerung leiden im Laufe des Lebens an einer Entzündung der Plantarfaszie, vor allem im mittleren Alter, Läuferinnen und Läufer häufiger als andere Menschen. Die sogenannte Plantarfasziitis ist gut behandelbar. Bei den meisten Betroffenen bessern sich die Beschwerden schon durch konservative Maßnahmen wie Einlagen, Krankengymnastik und entzündungshemmende Medikamente oder verschwinden ganz.

Ursachen

„Fersenbein, Mittelfußknochen und Vorfuß sind wie eine Brücke angeordnet, die durch die Plantarfaszie in Form gehalten wird. Belastet man den Fuß falsch oder über die Maßen, wird auch die Plantarfaszie überbeansprucht. So kann eine Entzündung oder Kalkeinlagerung an den betroffenen Sehnenansätzen entstehen“, erläutert Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband. Die Ursachen für die Entstehung einer Plantarfasziitis sind vielfältig: Sie reichen von unpassendem Schuhwerk (Druckstelle an der Ferse, fehlender Halt der Ferse), starkem Übergewicht oder einer berufsbedingten Überlastung (zum Beispiel langes Stehen) bis hin zu einer Verkürzung der Fuß- und Wadenmuskulatur, einer Fußfehlform (Hohl- oder Plattfuß) oder einer sportbedingten Überlastung.

Schleichender Beginn

„Eine Plantarfasziitis beginnt oft schleichend und verschlimmert sich im Laufe der Zeit. Zu Beginn treten die Beschwerden nur unter Belastung, später auch im ruhenden Zustand auf“, sagt Eymers. Klassisches Symptom ist ein Fersenschmerz unmittelbar nach dem Aufstehen, der nach kurzer Gehdauer wieder verschwindet. Ganz wichtig ist, den Fuß, so gut es geht, zu entlasten. Hilfreich sind außerdem orthopädische Einlagen, die den Mittelfuß unterstützen, um dem Durchbiegen des Fußgewölbes entgegenzuwirken. Auch Tape-Verbände unter dem Mittelfuß können für eine Entlastung der Sehnenplatte sorgen. Physiotherapie kann die Entlastungsmaßnahmen ergänzen. Die Muskeln und Sehnen an der Fußsohle werden mit bestimmten Übungen gedehnt und gekräftigt. Diese Übungen sollten am besten unter Anleitung erlernt und regelmäßig zu Hause fortgesetzt werden.

Stoßwellentherapie

Bleiben konservative Maßnahmen über mindestens sechs Monate ohne Erfolg und schmerzt die Ferse weiter, kann eine extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) die Schmerzen verringern – in der Regel reichen eine bis drei Sitzungen aus.

Bei der Stoßwellentherapie werden über die Haut Ultraschallstoßwellen in die betroffene Region gebracht. „Dadurch wird die Durchblutung gesteigert, der Stoffwechsel verbessert und das geschädigte Gewebe kann sich regenerieren“, so Medizinerin Eymers.

Vorbeugung

Um künftigen Fersenschmerzen vorzubeugen und die Rückbildung des Fersensporns zu fördern, ist es wichtig, Achillessehne, Wadenmuskulatur und Plantarsehne regelmäßig zu dehnen.

  • Dehnung der Plantarfaszie:
    Rollen Sie im Sitzen den betroffenen Fuß mit leichtem Druck über eine kalte Getränkedose. Eine Minute vor- und zurückrollen und die Übung zehnmal wiederholen.
  • Dehnung der Wadenmuskulatur:
    Stützen Sie sich mit den Händen an der Wand ab. Beide Knie anschließend beugen und langsam in die Hocke gehen. Die Fersen bleiben am Boden. Die Position zehn Sekunden halten, dann den Oberkörper aufrichten und lockern. Diese Übung zwanzigmal wiederholen.
  • Dehnung des Fußgewölbes:
    Setzen Sie sich auf einen Sessel und kreuzen Sie den betroffenen Fuß über das Knie des anderen Beins. Halten Sie mit der Hand den betroffenen Fuß vorn bei den Zehen und ziehen Sie den Fuß zurück. Für zehn Sekunden halten und kurz lockern. Wiederholen Sie diese Übung zehnmal.