Gehirnerschütterung: Da hilft nur schonen
Die Treppe heruntergefallen, vom Rad gestürzt, beim Sport einen Ball an den Kopf bekommen – eine Gehirnerschütterung kann man sich schnell zuziehen. Kurze Bewusstlosigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Gedächtnislücken sind die typischen Symptome, die sich manchmal erst nach Stunden bemerkbar machen. Eine Gehirnerschütterung ist die leichteste Form eines Schädel-Hirn-Traumas und heilt meist ohne Folgen aus.
Kurzzeitige Funktionsstörung des Gehirns
„Schlägt der Kopf mit großer Geschwindigkeit auf einen harten Gegenstand, prallt das in einer Flüssigkeit schwimmende Gehirn auf den Schädelknochen, wodurch es zu einer kurzzeitigen Funktionsstörung des Hirns kommen kann“, erklärt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband. Pro Jahr werden in Deutschland mehr als 200.000 Menschen wegen einer Gehirnerschütterung stationär behandelt – Tendenz steigend, da vor allem die Stürze älterer Menschen zunehmen. Weil nicht alle Betroffenen sich ärztlich behandeln lassen, ist die tatsächliche Zahl der Verletzten mutmaßlich höher. Unterschätzt oder nicht richtig erkannt werden Kopfverletzungen vor allem beim Sport. Hier sind bis zu 15 Prozent der Verletzungen Gehirnerschütterungen.
Immer ärztliche Hilfe aufsuchen
Zu den klassischen Anzeichen einer Gehirnerschütterung wie kurzzeitige Bewusstlosigkeit (einige Sekunden bis zu wenigen Minuten), Erbrechen und Gedächtnislücken können auch weitere kommen, etwa Teilnahmslosigkeit, Kreislaufversagen oder unkontrollierte Bewegungen. „Bei möglichen Symptomen einer Gehirnerschütterung muss sofort ärztliche Hilfe aufgesucht oder der Notruf unter 112 gerufen werden“, so Mediziner Ebel. „Bis die Ärztin oder der Arzt kommt, sollten Betroffene mit erhöhtem Oberkörper gelagert und nicht allein gelassen werden.“ Vor allem bei kleinen Kindern können die Symptome auch erst nach mehr als sechs Stunden auftreten: Kinder sollten daher in den ersten zwölf Stunden nach dem Unfall genau beobachtet werden.
O-Ton von Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband
Bettruhe ist angesagt
Nach einer „Commotio cerebri“, also einer Erschütterung des Gehirns, ist es vor allem wichtig, sich zu schonen. Manchmal empfiehlt der Arzt oder die Ärztin auch ein paar Tage Bettruhe. Ratsam ist, auf Sport vorübergehend zu verzichten. Auch Fernsehen, auf den Computerbildschirm oder das Smartphone schauen sollten vermieden werden, denn das Flackerlicht kann Kopfschmerzen und, wenn auch sehr selten, Krämpfe hervorrufen. Ungünstig ist auch eine intensive Sonneneinstrahlung. Nach ärztlicher Rücksprache empfiehlt sich die Einnahme von Medikamenten gegen Kopfschmerzen oder Übelkeit.
Meist klingt eine Gehirnerschütterung innerhalb von wenigen Tagen bis Wochen ohne Folgeschäden ab. Manchmal können die Beschwerden aber über einen längeren Zeitraum hinweg anhalten (postkommotionelles Syndrom), sie werden jedoch nur selten chronisch.
Tipps zur Vorbeugung
Damit es gar nicht erst zu einer Gehirnerschütterung kommt, gibt es eine Reihe von Möglichkeiten vorzubeugen: So ist beim Rad- und Skifahren, Bergsteigen, Klettern, Inlineskaten, Skateboarden oder Reiten ein gut sitzender Helm unverzichtbar. Zu Hause ist es wichtig, besonders wenn Kinder oder ältere Menschen dort leben, Stolperfallen zu beseitigen. Dazu gehören Teppichkanten, Absätze und glatte Böden. Bei Nacht wird das Sturzrisiko verringert, wenn es bewegungsgesteuerte Lichtquellen in der Wohnung gibt. Kinder sollten im Auto zudem immer einen passenden Kindersitz haben, auch bei kurzen Strecken oder im Mietwagen am Urlaubsort. Ebel: „Wenn kleinere Kinder im Haus sind, ist es wichtig, Fenster-, Treppen- und den Balkonbereich auf mögliche Gefahrenquellen zu überprüfen.“ Das heißt, Fenster möglichst nur kippen, Treppen und Balkone mit Geländern oder Gittern sichern. Säuglinge auf einer Wickelkommode darf man zudem nie unbeobachtet lassen, im Zweifel sollten sie kurz auf den Boden gelegt werden.