Gesundheits-Check-up für Erwachsene - Risiken frühzeitig erkennen
Ab dem 35. Lebensjahr haben gesetzlich Krankenversicherte Anspruch auf kostenlose Vorsorgeuntersuchungen. Warum es sich lohnt, diese unbedingt wahrzunehmen.
Kostenlos, aber nicht umsonst: Wer gesetzlich krankenversichert ist, kann ab 35 alle drei Jahre einen kostenlosen Gesundheits-Check-up bei seinem Hausarzt oder seiner Hausärztin machen lassen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus lassen sich so möglicherweise frühzeitig erkennen und entsprechend behandeln. Auch gesundheitliche Risiken oder Belastungen werden erfasst, um einer Krankheit vorzubeugen. Der Check-up umfasst ein ausführliches Gespräch, verschiedene Untersuchungen und eine abschließende ärztliche Beratung. Im Alter zwischen 18 und 34 Jahren können Versicherte den Gesundheits-Check-up einmal nutzen.
Erster Schritt: die Anamnese
"Beim Gesundheits-Check-up werden Sie zunächst zu Ihrer Krankengeschichte, Krankheiten in Ihrer Familie und Ihrem Lebensstil befragt. Kommen zum Beispiel in Ihrer Familie Bluthochdruck oder Diabetes vor? Ist jemand an Krebs erkrankt? Trinken Sie Alkohol oder rauchen Sie? Treiben Sie Sport? Auch nach dem Impfstatus wird gefragt. Sie sollten daher auf jeden Fall Ihren Impfpass zur Untersuchung mitbringen", so Dr. Martin Roesler, Arzt im AOK-Bundesverband.
Zweiter Schritt: körperliche Untersuchungen
Auf die Anamnese folgen verschiedene körperliche Untersuchungen: Überprüft werden Herz, Lunge, Kopf und Hals, Bauch, Wirbelsäule und Bewegungsapparat, das Nervensystem und alle Sinnesorgane. Außerdem werden bei Patienten und Patientinnen ab 35 Jahren Blut und Urin untersucht. Bei 18- bis 34-Jährigen wird nur bei entsprechendem Risikoprofil, wie zum Beispiel Übergewicht, Bluthochdruck oder familiären Vorerkrankungen eine Blutuntersuchung gemacht.
Bei der Herz- und Kreislaufuntersuchung werden Pulsfrequenz und Blutdruck gemessen und der Herzrhythmus geprüft. "Bluthochdruck beginnt ab 140/90 mmHg - damit steigt das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt. Das Problem ist, dass ein erhöhter Blutdruck von den Betroffenen meistens nicht bemerkt wird. Daher ist ein regelmäßiger Check sinnvoll", so Dr. Roesler. Eventuell wird zur genaueren Abklärung noch ein Elektro-Kardiogramm (EKG) gemacht.
Um den Blutzucker-Wert und den Gesamtcholesterin-Spiegel zu bestimmen, muss Blut abgenommen werden. Vor dem Arztbesuch sollte daher etwa acht bis zwölf Stunden nichts gegessen werden, Wasser darf man aber trinken. Der Blutzucker-Wert sollte nüchtern zwischen 60 und 100 mg/dl (Milligramm Zucker pro Deziliter Blut) liegen, beim Gesamtcholesterin-Spiegel liegt der Grenzwert bei 200 mg/dl. Zusätzlich wird eine Urinprobe genommen und auf Glukose (Traubenzucker), Eiweiß, Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und Nitrit untersucht. "Damit können zum Beispiel Nierenerkrankungen, bakterielle Infektionen oder Diabetes erkannt werden", erklärt Mediziner Roesler.Im Rahmen des Check-ups ab 35 besteht einmalig auch der Anspruch auf ein Screening auf eine Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Virusinfektion. Ab 65 Jahren können Männer außerdem einmalig eine kostenlose Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung eines Bauchaortenaneurysmas (Erweiterung der Bauchschlagader) machen lassen. Wie alle Untersuchungen im Rahmen des Gesundheits-Check-ups sollen auch das Screening auf eine Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Virusinfektion und der Ultraschall der Bauchschlagader helfen, Krankheiten, die häufig vorkommen, frühzeitig zu erkennen. Gibt es jedoch klinische Hinweise auf eine Erkrankung oder besteht ein medizinischer Grund, dann können die Untersuchungen unabhängig vom Gesundheits-Check-up von ärztlicher Seite veranlasst werden.
Dritter Schritt: Beratungsgespräch
Liegen schließlich alle Befunde vor, bespricht der Arzt oder die Ärztin die Ergebnisse mit dem Patienten oder der Patientin. "Dabei erfahren Sie auch, was Sie selbst tun können, um bestimmten Krankheiten vorzubeugen. Vieles davon lässt sich einfach umsetzen: zum Beispiel täglich ausreichend Bewegung oder mehrere Tage pro Woche bewusst auf Alkohol zu verzichten. Welche Maßnahmen das sind, wird vom Arzt oder der Ärztin in einer Empfehlung zur Vorsorge zusammengefasst", so Roesler. Diese Präventionsempfehlungen können dann bei der Krankenkasse vorlegt werden und sie entscheidet dann, welche Kosten für welche Maßnahmen übernommen werden. Gibt es konkrete Hinweise auf eine bestimmte Erkrankung oder auf ein erhöhtes Erkrankungsrisiko, wird gegebenenfalls an eine Fachärztin oder einen Facharzt überwiesen.
"Auch wenn Sie gesund sind und sich fit fühlen, sollten Sie die Check-up-Angebote wahrnehmen. Denn durch die regelmäßigen Kontrollen können mögliche Veränderungen im Körper gegebenenfalls frühzeitig erkannt und behandelt werden", empfiehlt Dr. Roesler.