Hitze, Herz und Medikamente: Flüssigkeitsmenge anpassen
Der Klimawandel und die damit verbundene Hitze in den Sommermonaten hat Folgen für die Gesundheit. Worauf besonders Menschen mit Herzerkrankungen achten sollten.
"Bei Hitze viel trinken" lautet ein gängiger Ratschlag, der in der Regel auch beherzigt werden sollte - denn bei hohen Temperaturen verliert der Körper durch Schwitzen locker ein bis zwei Liter Flüssigkeit pro Tag. Für Herzkranke, beispielsweise für Menschen mit Herzschwäche (Herzinsuffizienz), gilt dieser Rat allerdings nicht uneingeschränkt: Sie sollten in Hitzeperioden auf ihre tägliche Trinkmenge achten - denn zu viel Flüssigkeit kann ihnen möglicherweise schaden.
Ist das Herz krank, ist man häufig in seiner Belastbarkeit eingeschränkt. Oft fühlen sich die Betroffenen an heißen Tagen dann müde und schwindelig, leiden unter Blutdruckabfall und Herzrhythmusstörungen, manchmal kann es sogar zu einem Kreislaufkollaps kommen. Viel zu trinken, ist dann nicht immer die Lösung: "Eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr kann bei Menschen, die an einer Herzschwäche leiden, zu einer Verschlechterung der Herzleistung führen. Wenn der Körper die zusätzlich aufgenommene Flüssigkeit zum Beispiel nicht vollständig ausscheiden kann, kann sich in der Lunge oder den Beinen ansammeln. Besprechen Sie die für Sie geeignete Trinkmenge daher mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin", sagt Dr. Martin Roesler, Arzt im AOK-Bundesverband.
Radio O-Töne von Dr. Martin Roesler, Arzt im AOK-Bundesverband
Richtige Dosierung der Medikamente ist wichtig
Neben dem Anpassen der Trinkmenge ist auch ein Medikamenten-Check wichtig: Bei extremen Hitzephasen, die durch den Klimawandel vermehrt auch in Deutschland vorkommen, kann bei Herzkranken eine Änderung der Dosierung ihrer Herzmedikamente notwendig sein. „Das kann blutdrucksenkende Medikamente wie Betablocker oder ACE-Hemmer betreffen, aber auch sogenannte Diuretika, die den Körper entwässern. Besprechen Sie daher mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, bei welchen Medikamenten Sie in Hitzeperioden eventuell die Dosierung verändern sollten“, so Dr. Roesler.
Tipps für Herzkranke bei Hitzewellen
- Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt Menschen mit Herzschwäche, sich jeden Tag vor dem Frühstück, nach dem ersten Toilettenbesuch zu wiegen. Der Vergleich mit den Werten des Vortages hilft, die Flüssigkeitsbilanz des Tages in etwa einzuschätzen: "Ist das Körpergewicht um mehr als ein halbes Kilo gestiegen, war die Trinkmenge vermutlich zu hoch. Wer dagegen trotz Trinkens abgenommen hat, sollte vielleicht die Dosierung der Entwässerungsmittel herabsetzen - aber immer nur in Abstimmung mit dem Arzt oder der Ärztin", sagt Roesler. "Schwankungen im Bereich von einem Kilo sind normal, wichtig ist allerdings, Gewichtsveränderungen über mehrere Tage, die in die gleiche Richtung gehen, zu erkennen."
- Grundsätzlich gilt: Bei Hitze am besten zu Mineralwasser, Saftschorle oder Kräutertee greifen und auf größere Mengen Alkohol besser verzichten.
- Helfen können auch äußerliche Wasseranwendungen - zum Beispiel feuchte Tücher auf die Extremitäten, die Stirn oder den Nacken zu legen oder die Füße in kühles Wasser zu stellen. Angenehm sind auch lauwarme Duschen - danach den Körper an der Luft trocknen und später eine kühlende Lotion auftragen, das erfrischt zusätzlich.
- Große, andauernde Hitze ist eine Belastung für Menschen, außerdem können Medikamente durch hohe Temperaturen ihre Wirksamkeit verlieren. Besonders empfindlich sind flüssige oder weiche Medikamente wie Säfte, Salben, Cremes oder Zäpfchen, aber auch Sprays. Die empfohlene Lagerungstemperatur liegt in der Regel bei maximal 25 Grad Celsius. Für längere Hitzeperioden sollte daher ein entsprechend kühler Ort gefunden werden. Welche Medikamente in den Kühlschrank gehören, steht auf dem Beipackzettel.