Herzinsuffizienz: Was bei einem schwachen Herzen hilft

Kurzatmigkeit, Atemnot, abnehmende körperliche Belastbarkeit und Wassereinlagerungen in den Füßen oder Beinen – das sind klassische Anzeichen für eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Gelegentlich kommt auch ein trockener Husten dazu. Bei einer Herzinsuffizienz pumpt das Herz nicht mehr genug Blut durch den Körper, dadurch gelangt weniger Sauerstoff in die Muskeln und Organe. Eine Herzschwäche ist häufig die Folge einer Grunderkrankung wie einer koronaren Herzkrankheit, die durch die Verkalkung der Herzkranzgefäße entsteht, eines Herzinfarkts oder von Bluthochdruck. Risikofaktoren für eine Herzschwäche sind neben Diabetes mellitus Typ 2 auch starkes Übergewicht, zu wenig Bewegung, Tabak- und Alkoholkonsum sowie eine genetische Anfälligkeit für diese Erkrankung (genetische Prädisposition).

Foto: Eine ältere Dame, läuft Treppen, hält sich am Geländer fest und sieht angestrengt aus.

Erkrankung tritt vor allem im Alter auf

An einer Herzschwäche erkranken vor allem ältere Menschen – mehr als zehn Prozent der über 70-Jährigen in Deutschland leiden darunter. „Am häufigsten ist die linke Herzkammer betroffen. Wenn sie nicht mehr stark genug pumpt, wird das Blut aus der Lunge nicht schnell genug abtransportiert, was bei körperlicher Anstrengung zu Atemnot oder Husten führen kann. Ist die rechte Herzkammer zu schwach, staut sich das Blut in den Venen und es kommt zu Wassereinlagerungen in den Beinen, aber auch im Bauch oder in der Leber“, sagt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband.

Die Beschwerden können dabei unterschiedlich stark sein: Bei einer leichten Herzschwäche kommen Betroffene erst bei körperlicher Anstrengung wie Treppensteigen außer Atem, bei mittelschwerer Ausprägung werden sie schon bei alltäglichen Tätigkeiten oder einfachem Gehen auf ebener Fläche kurzatmig. Treten Kurzatmigkeit und Atemnot sogar im Ruhezustand auf, handelt es sich um eine schwere Herzinsuffizienz. Die Folge können weitere Erkrankungen wie Lungenentzündungen, Wassereinlagerungen in der Lunge (Lungenödem) oder Herzrhythmusstörungen sein.

Behandlung meist mehrgleisig

„Bei der Behandlung einer Herzinsuffizienz wird in der Regel mehrgleisig gefahren. Die Grunderkrankung – zum Beispiel Bluthochdruck – wird gezielt behandelt, das Herz wird mit Medikamenten entlastet und die Leistungsfähigkeit des Herzens durch körperliches Training gestärkt“, so Mediziner Ebel.  Zur Grundbehandlung mit Medikamenten gehören Beta-Blocker, ACE-Hemmer und Entwässerungstabletten (Diuretika). Betablocker verhindern, dass Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin den Herzschlag beschleunigen, ACE-Hemmer wirken blutdrucksenkend. Diuretika fördern die Ausscheidung von Körperwasser über die Nieren. „Sprechen Sie Ihren Medikamentenplan in jedem Fall mit der Ärztin oder dem Arzt ab, auch wegen möglicher Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, die eingenommen werden“, rät Ebel allen Menschen mit einer Herzschwäche. In manchen Fällen kann auch ein Defibrillator oder ein spezieller Herzschrittmacher eingesetzt werden. Das erörtert der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin dann mit den Betroffenen.

O-Töne von Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband

Mit gezieltem Sport das Herz stärken

Sehr wichtig ist auch regelmäßiges körperliches Training.  „Wer eine Herzschwäche hat, vermeidet häufig körperliche Anstrengung – dadurch nimmt die Leistungsfähigkeit aber immer weiter ab. Mit gezielten Herzsport-Programmen kann man dem gut entgegenwirken: Studien haben gezeigt, dass Menschen, die entsprechend trainiert haben, mobiler und kräftiger sind und zudem seltener ins Krankenhaus mussten“, so Ebel weiter. „Fragen Sie am besten Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, welcher Sport am besten für Sie geeignet ist. Hilfreich ist auf jedem Fall Ausdauertraining wie Radfahren oder schnelles Gehen.“ Dabei ist es nicht unbedingt erforderlich, in eine Herzsport-Gruppe zu gehen, auch zu Hause kann trainiert werden.

Tägliche Gewichtskontrolle sinnvoll

Um die Beschwerden zu mindern, sollten Betroffene auf Rauchen und Alkohol verzichten sowie sich ausgewogen und salzarm ernähren – mit täglich viel frischem Gemüse und ein wenig Obst. Menschen mit einer Herzschwäche trinken am besten langsam und in kleinen Schlucken über den Tag verteilt. Wie hoch die tägliche Trinkmenge sein darf, richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Auch dafür ist eine ärztliche Rücksprache wichtig. Sinnvoll ist außerdem, sich täglich zum gleichen Zeitpunkt zu wiegen. So werden starke Gewichtsschwankungen festgestellt, die ein Hinweis auf Wassereinlagerungen im Körper sein können und ärztlich abgeklärt werden sollten. Auch auf Anzeichen wie minutenlangen unregelmäßigen Herzschlag, plötzliches Herzrasen, Engegefühl in der Brust oder anhaltenden Husten müssen Betroffene achten und diese frühzeitig kommunizieren.

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