Hormone: Die Postboten unseres Körpers
Ohne Hormone läuft in unserem Körper nichts: Sie sind die Boten, die wichtige Informationen zwischen unseren Zellen weitergeben. So regeln sie zum Beispiel die Fortpflanzung und das Wachstum, aber auch unseren Energie- und Wasserhaushalt. Das Zusammenwirken der verschiedenen Hormone ist normalerweise perfekt aufeinander eingespielt. Oberstes Kontrollorgan ist das Gehirn. Krankheiten oder äußere Einflüsse wie Stress können das Zusammenspiel jedoch aus dem Gleichgewicht bringen.
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Insulin aus der Bauchspeicheldrüse ist wichtig für den Zuckerhaushalt
Gebildet werden die meisten Hormone in verschiedenen Körperdrüsen – sogenannten endokrinen Drüsen, die ihre Substanzen direkt ins Blut abgeben. „So bildet zum Beispiel die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin, das den Zuckerhaushalt im Blut regelt und dafür sorgt, dass die Körperzellen den Zucker als Energielieferanten nutzen können. Ist zu viel Zucker im Blut, produziert die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin, das die Aufnahme von Zucker aus dem Blut in die Zellen ermöglicht. Bei niedrigem Blutzuckerspiegel wird weniger Insulin ausgeschüttet“, erklärt Dr. Camilla von Münchhausen, Ärztin im AOK-Bundesverband. Bei einem Diabetes mellitus Typ 1 werden die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse vom körpereigenen Immunsystem zerstört, sodass die Bauchspeicheldrüse gar kein Insulin mehr bildet. Menschen mit Typ-1-Diabetes müssen deshalb regelmäßig ihren Blutzuckerwert messen und sich dann entsprechend Insulin spritzen.
Entstehen in Stresssituationen: Cortisol und Adrenalin
Die Nebennieren produzieren unter anderem sogenannte Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin. Adrenalin wird beispielsweise bei Angst oder körperlicher Anstrengung freigesetzt und bewirkt einen Anstieg der Herzfrequenz und des Blutdrucks. Entwicklungsgeschichtlich versetzt es den Körper in Alarmbereitschaft, um in einer bedrohlichen Situation vorbereitet zu sein, sich zu verteidigen oder davonzulaufen.
Jodmangel kann zu Schilddrüsenerkrankung führen
Die Schilddrüse produziert die Hormone Tetrajodthyronin (Thyroxin, T4) und Trijodthyronin (T3), die vor allem Stoffwechselprozesse regulieren. „Damit beeinflussen sie die körperliche Entwicklung, das Wachstum der Knochen, die Muskulatur und den Energiestoffwechsel“, so Ärztin von Münchhausen. Für die Hormonproduktion in der Schilddrüse ist das Spurenelement Jod sehr wichtig, das oft nicht in ausreichender Menge aufgenommen wird. Viele Schilddrüsenerkrankungen sind daher durch Jodmangel verursacht. Bildet die Schilddrüse zu viele Hormone (Hyperthyreose), wird der Stoffwechsel übermäßig angekurbelt, was zu Herzrasen und Gewichtsverlust führen kann. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann es zu Müdigkeit und Leistungsabfall kommen.
O-Ton Dr. Camilla von Münchhausen, Ärztin im AOK-Bundesverband
Was Geschlechtshormone bewirken
In den Hoden wird das Geschlechtshormon Testosteron gebildet, das unter anderem die Fortpflanzungsfähigkeit, die Sexualfunktionen, das Muskelwachstum und die Knochendichte fördert. Die Östrogene – Geschlechtshormone aus den Eierstöcken – steuern den weiblichen Menstruationszyklus, die Reifung der Eizellen und regen auch das Wachstum der Brustdrüsen an.
Fein abgestimmtes Zusammenspiel
„Die Bildung und das Zusammenspiel der verschiedenen Hormone ist fein abgestimmt. Dabei stimulieren oder bremsen sich die Hormondrüsen gegenseitig. Gesteuert wird dies häufig von sogenannten übergeordneten Hormonen, die vor allem in der Hirnanhangdrüse, der Hypophyse, oder im Hypothalamus, einem Teil des Gehirns, gebildet werden“, erläutert Medizinerin von Münchhausen. „Sind zum Beispiel zu wenig Schilddrüsenhormone im Blut, schüttet die Hirnanhangdrüse das Hormon TSH aus – es regt die Schilddrüse an, mehr Hormone zu bilden. Steigt der Schilddrüsenhormonspiegel, schüttet die Hirnanhangdrüse weniger TSH aus.“ Manche Hormone werden zu bestimmten Tageszeiten oder im monatlichen Rhythmus gebildet: So ist die Konzentration des Stresshormons Cortisol morgens am höchsten und nachts am niedrigsten. Der Östrogenspiegel ist kurz vor dem Eisprung am höchsten.
Auslöser für Mangel und Überschuss
Auslöser für einen Hormonüberschuss im Körper ist meist ein gutartiger
oder ein bösartiger Tumor. Beides kommt selten vor. Werden zu wenige Hormone gebildet, kann dies an einer fehlenden oder geschädigten Hormondrüse liegen oder auch an einem Mangel an bestimmten Bausteinen, die für die Hormonbildung benötigt werden, wie zum Beispiel Jod. Bei einer fehlenden oder verminderten Hormonproduktion können Medikamente zum Einsatz kommen. So wird etwa eine Schilddrüsenunterfunktion mit Schilddrüsenhormonen in Tablettenform behandelt. Ein weiteres Beispiel ist die Einnahme von Östrogen oder Gestagen in den Wechseljahren – die sogenannte Hormonersatztherapie. Sie soll Beschwerden wie etwa Hitzewallungen lindern.