Ständig in Schweiß gebadet: Das hilft gegen Hyperhidrose

Bei manchen Menschen fließt der Schweiß in Strömen, und das nicht nur bei hohen Außentemperaturen oder körperlicher Anstrengung, sondern ohne erkennbaren Grund. Die Hände sind feucht bis triefend nass. Zudem machen ihnen ausgeprägte Schwitzflecken unter den Achseln zu schaffen. Wenn die Schweißdrüsen des Körpers mehr Schweiß produzieren, als es im Rahmen der natürlichen Wärmeregulation des Körpers sinnvoll und notwendig wäre, bezeichnet man das als Hyperhidrose (griechisch: hyper = zu viel, hidros = Wasser). Von Stressabbau bis zu speziellen Deos: Es gibt einige Behandlungsmöglichkeiten, die Betroffenen helfen können.

Foto: Eine Frau schwitzt und wedelt sich Luft zu.

Große Belastung für Betroffene

„Übermäßiges Schwitzen kann für die Betroffenen sehr belastend sein und die Lebensqualität deutlich einschränken“, sagt Dr. Camilla von Münchhausen, Ärztin im AOK-Bundesverband. „Dabei ist Schwitzen an sich eine ganz natürliche Sache.“ Der Organismus reguliert damit seine Körpertemperatur: Bei sommerlicher Hitze oder beim Sport gibt er ein wässriges Sekret ab, das auf der Haut verdunstet und dadurch für Abkühlung sorgt. Die Stimulation der Schweißdrüsen erfolgt durch das vegetative Nervensystem, wobei der Neurotransmitter Acetylcholin als Botenstoff zwischen Nervenendigung und Schweißdrüse fungiert. Bei manchen Menschen sind die Schweißdrüsen jedoch überstimuliert. Dann reicht es schon aus, wenn sich die Betroffenen einer unangenehmen Situation stellen müssen, zum Beispiel in eine voll besetzte U-Bahn steigen oder ein schwieriges Gespräch im Kollegium führen, um die Schweißbildung anzuregen.

Primäre und sekundäre Form

Unterschieden werden die primäre und die sekundäre Hyperhidrose. Bei der primären Hyperhidrose findet sich keine Erkrankung oder äußere Ursache für das übermäßige Schwitzen. Eine familiäre Veranlagung spielt offenbar eine grundlegende Rolle. Die Betroffenen schwitzen meist von Kindheit und Jugend an. Charakteristisch ist, dass sie tagsüber schwitzen, aber nicht nachts. Problemzonen sind meistens Hände, Füße, Achseln oder Gesicht. Der Leidensdruck bei den Betroffenen ist oft groß: Sie schämen sich dafür und versuchen das Schwitzen durch alle möglichen Tricks zu verbergen. Neben der seelischen Last kann die permanente Durchfeuchtung der Haut die Barrierefunktion stören, wodurch Hauterkrankungen, zum Beispiel Pilzerkrankungen, begünstigt werden.

Hinter der sekundären Hyperhidrose steckt dagegen eine bestimmte, feststellbare Ursache, zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion, eine Tumorerkrankung oder neurologische Erkrankungen. Auch hormonelle Umstellungen wie die Wechseljahre oder eine Schwangerschaft können dazu führen, dass die betroffenen Frauen mehr schwitzen. Zudem zählen verstärktes Schwitzen oder Schweißausbrüche zu den Nebenwirkungen mancher Medikamente. „Charakteristisch für die sekundäre Hyperhidrose ist, dass die Betroffenen auch nachts und am ganzen Körper schwitzen“, so Medizinerin von Münchhausen. Wird die zugrunde liegende Erkrankung therapiert, bessert sich zumeist das Schwitzen.

O-Töne von Dr. Camilla von Münchhausen, Ärztin im AOK-Bundesverband

Therapiemöglichkeiten

Zur Behandlung der primären Hyperhidrose gibt es verschiedene Therapien. Die Auswahl der geeigneten Behandlungsmaßnahme hängt unter anderem davon ab, welche Körperpartie von übermäßigem Schwitzen besonders betroffen ist. Schwitzt man vor allem im Bereich der Achselhöhlen, können beispielsweise Präparate eingesetzt werden, die Aluminiumsalze enthalten. Diese bewirken, dass sich die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen verschließen. Solche Deos oder Cremes gibt es als Fertigprodukte, sie können aber auch nach Rezeptur des Arztes oder der Ärztin in einer Apotheke hergestellt werden. Die Wirkdauer tritt verzögert ein. Deshalb wird ein Behandlungsversuch über mehrere Wochen empfohlen.

Wenn in erster Linie die Hände oder Füße betroffen sind, bietet sich die sogenannte Leitungswasser-Iontophorese an. Dabei tauchen die Patienten und Patientinnen ihre Hände oder Füße in ein Wasserbad, durch das ein schwacher Strom geleitet wird. Zu möglichen Risiken und der richtigen Anwendung sollten sich Betroffene vorab jedoch ärztlich beraten lassen. Das weitere Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten reicht von der Injektionstherapie mit Botulinumtoxin, der Therapie mit Radiofrequenz, Mikrowellen oder Ultraschall bis hin zu operativen Verfahren.

Was Betroffene selbst tun können

Neben medizinisch-technischen Verfahren können Betroffene auch selbst einiges tun, um die unangemessene Schweißproduktion zu senken: Zum Beispiel kann es helfen, das Körpergewicht zu reduzieren und regelmäßig Sport zu treiben. Entspannungstechniken können dazu beitragen, Stress abzubauen und zur Ruhe zu kommen. Bei Hitze verschafft unter anderem luftdurchlässige Kleidung aus Naturmaterialien oder speziellen feuchtigkeitsableitenden Stoffen Linderung. Auch die Wahl des Essens und der Getränke spielen eine Rolle. So sind zu fette und scharf gewürzte Mahlzeiten sowie Alkohol, Nikotin und Kaffee schweißtreibend. Ein traditionelles Hausmittel gegen Schwitzen ist Salbei – als Tee oder Tabletten.