Legionellen-Erkrankungen: So lässt sich das Risiko verringern
Husten, Kopfschmerzen und Fieber – das muss nicht unbedingt Grippe oder Erkältung bedeuten. Gerade in der warmen Jahreszeit sind vielleicht auch Legionellen die Ursache für diese Beschwerden. Legionellen sind im Wasser lebende Bakterien, die grippeartige Beschwerden bis hin zu schweren Lungenentzündungen verursachen können.
Vermehrung und Verbreitung
Legionellen vermehren sich vor allem bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius. Warmwasser- und Klimaanlagen, Schwimmbäder oder Whirlpools sind besonders anfällig für eine Besiedlung durch diese Bakterien und können zur Infektionsquelle werden. Daher kommt es in der klassischen Urlaubszeit häufiger zu Legionellen-Erkrankungen (Legionellosen). Eine Impfung ist nicht möglich.
„Die Bakterien gelangen durch das Einatmen feinster Wassertröpfchen in die Lunge, zum Beispiel beim Duschen“, sagt Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband. Das Trinken von legionellenhaltigem Wasser ist dagegen ungefährlich, da die Bakterien im Magen von der Magensäure abgetötet werden.“
Wer besonders gefährdet ist
Gefährdet sind vor allem Menschen mit einer schwachen Immunabwehr, bestimmten chronischen Krankheiten wie Diabetes, ältere Menschen sowie Raucherinnen und Raucher. Männer erkranken zwei- bis dreimal so häufig wie Frauen.
Etwa jede und jeder Fünfte fängt sich den Erreger im Urlaub ein. Legionellen-Erkrankungen sind meldepflichtig. Für das Jahr 2023 gab das Robert Koch-Institut 2.585 Fälle (Datenstand zur Anzeige: 01.07.2024) an. Die Bakterien übertragen sich nicht von Mensch zu Mensch, Betroffene sind also nicht ansteckend.
O-Ton von Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband
Zwei Ausprägungen
Es gibt zwei Ausprägungen der Legionellose: die sogenannte Legionärskrankheit mit Pneumonie und das Pontiac-Fieber. Erstere ist eine Form der Lungenentzündung mit Husten, Fieber und Schüttelfrost. Sie wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis zehn Tage. Bei etwa fünf bis zehn Prozent der Patientinnen und Patienten verläuft die Erkrankung tödlich. Der ungewöhnliche Name geht auf den ersten beschriebenen Krankheitsausbruch 1976 in den USA zurück: Bei einer Tagung der Kriegsveteranenvereinigung „The American Legion“ in Philadelphia erkrankten 221 Teilnehmer, weil sie sich über die Klimaanlage ihres Hotels mit Legionellen infiziert hatten, 34 starben.
Das milder verlaufende Pontiac-Fieber verursacht grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, es kommt aber nicht zu einer Lungenentzündung. Zwischen Ansteckung und Ausbruch des Pontiac-Fiebers liegen fünf Stunden bis knapp drei Tage. Die Erkrankung heilt meist von selbst innerhalb einer Woche aus. Sie wurde erstmals 1968 in der US-amerikanischen Stadt Pontiac dokumentiert.
Regelmäßige Trinkwasserproben sind Pflicht
Um eine Vermehrung von Legionellen im Trinkwasser-Leitungssystem zu vermeiden, müssen Betreiber von Schwimmbädern und anderen öffentlichen Gebäuden, von gewerblichen Anlagen sowie in bestimmten Fällen auch Wohnungseigentümer sowie Vermieter regelmäßig Wasserproben untersuchen lassen – dies ist in der Trinkwasserverordnung geregelt. Wird eine bestimmte Konzentration von Legionellen nachgewiesen, muss dies dem Gesundheitsamt angezeigt werden.
Alle Wasserleitungen durchspülen
„Allgemein gilt: Nutzen Sie alle Wasserleitungen regelmäßig, damit es nicht zu einem Wasserstillstand kommt“, rät Medizinerin Eymers. Gerade in der Urlaubszeit steigt die Legionellengefahr, da die Wasserleitungen nicht benutzt werden. Daher sollte man nach der Rückkehr das Wasser an allen Entnahmestellen, wie zum Beispiel in Küche, Bad oder Dusche, einige Minuten laufen lassen, um das stehende Wasser in den Leitungen und Behältern durch frisches zu ersetzen.
Bei einem Haus mit zentraler Wassererwärmung und zentralem Warmwasserspeicher sollte die Regler-Temperatur am Trinkwasser-Erwärmer auf mindestens 60 Grad Celsius eingestellt sein. Bei Wassertemperaturen oberhalb von 55 Grad Celsius wird das Legionellenwachstum wirksam gehemmt, oberhalb von 60 Grad Celsius sterben die Keime ab. Legionellen können auch in kaltem Wasser vorkommen, vermehren sich bei weniger als 20 Grad Celsius aber nicht nennenswert.