Pfeiffersches Drüsenfieber: Wenn Küssen ansteckend ist

Beim Küssen werden nicht nur Glücksgefühle freigesetzt, sondern manchmal auch Infektionen weitergegeben – zum Beispiel das Pfeiffersche Drüsenfieber, das hauptsächlich über den Speichel übertragen wird. Es wird daher auch Kissing Disease (Kuss-Krankheit) genannt.

Eine Frau tatstet einem jungen Mädchen die Lymphknoten am Hals ab.

Beschwerden lassen meist innerhalb weniger Wochen nach

Vor allem Kleinkinder und junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren erkranken daran. Bei den meisten Betroffenen lassen die Beschwerden innerhalb weniger Wochen nach und sie erholen sich vollständig. Bei Menschen mit Immunschwäche kann es jedoch zu chronischen Verläufen kommen. Das Pfeiffersche Drüsenfieber gilt auch als eine mögliche Ursache des Chronischen Fatigue-Syndroms.

Ihren Namen hat die Erkrankung von dem Kinderarzt Emil Pfeiffer (1846-1921), der sie nach ihren beiden Hauptsymptomen benannte: Drüsenschwellung und Fieber. Auslöser ist das Epstein-Barr-Virus (EBV), ein Herpesvirus, das auf der ganzen Welt verbreitet ist.

Fast alle Menschen tragen das Epstein-Barr-Virus in sich

„Die meisten Menschen haben sich bis zu ihrem 30. Lebensjahr mit dem Virus infiziert und Antikörper dagegen gebildet“, sagt Dr. Martin Roesler, Arzt im AOK-Bundesverband. „Bei kleineren Kindern verläuft die Erkrankung oft unauffällig oder bleibt sogar ohne Symptome, sodass sie gar nicht erkannt wird. Das typische Krankheitsbild zeigt sich vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.“ Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und dem Auftreten der ersten Anzeichen, kann 30 Tage und länger dauern.

O-Töne von Dr. Martin Roesler, Arzt im AOK-Bundesverband

Geschwollene Lymphknoten und gräulicher Mandelbelag

„Meist beginnt das Pfeiffersche Drüsenfieber mit grippeähnlichen Beschwerden. Vor allem am Hals und im Nackenbereich schwellen die Lymphknoten stark an, die Mandeln entzünden sich und zeigen einen gräulichen Belag“, so Mediziner Roesler. Nach einigen Tagen kommt häufig Fieber oder erhöhte Temperatur dazu, die Betroffenen leiden unter starker Müdigkeit. In manchen Fällen können auch Leber und Milz anschwellen.

 „Normalerweise sind Patientinnen und Patienten nach drei Wochen wieder genesen, bis zur vollen Leistungsfähigkeit kann es aber auch deutlich länger dauern“, so Roesler weiter. Betroffene bleiben ihr Leben lang Träger der Erreger. Besondere Therapien zur Heilung gibt es nicht. Wichtig ist vor allem Bettruhe und ausreichendes Trinken. Bei Fieber helfen Wadenwickel oder Medikamente wie zum Beispiel Paracetamol.

Erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen wie MS

Bei einigen Betroffenen kann es zu Komplikationen wie Atemnot oder Milzriss kommen – manchmal auch zur Entwicklung eines chronischen Müdigkeitssyndroms. Das Pfeiffersche Drüsenfieber ist mit dem Auftreten verschiedener Krebserkrankungen verbunden und nach neueren Erkenntnissen möglicherweise ein wichtiger Risikofaktor für die Entstehung einer Multiplen Sklerose. Möglicherweise kann die Entwicklung eines Impfstoffs, zukünftig einen Teil dieser Folgeerkrankungen verhindern.