AOK-Umfrage zur klimafreundlichen Ernährung: Der Wille ist da, aber es fehlt das Wissen
Drei Wochen nach Vorstellung des Ernährungsstrategiepapiers „Gutes Essen für Deutschland“ der Bundesregierung hat der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Bundesverband heute Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage zur klimaschonenden Ernährung veröffentlicht. Der forsa-Befragung zufolge würden sich 68 Prozent der rund 1.500 befragten Bürgerinnen und Bürger gerne nachhaltiger ernähren, am deutlichsten zeigt sich dieser Wunsch mit 83 Prozent bei jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren. Allerdings macht die Umfrage auch deutlich, dass vielen das entsprechende Know-how fehlt. So weiß beispielsweise nur ein Viertel (27 Prozent) der Erwachsenen, dass in puncto Ernährung der reduzierte Konsum tierischer Produkte wie Fleisch oder Milchprodukte den stärksten Effekt auf das Klima hat. Drei Viertel der Befragten (76 Prozent) wünschen sich, dass die Politik sich für ein verbindliches und verständliches Klimalabel für Lebensmittel einsetzt.
Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann, sieht klaren Handlungsbedarf. „Wenn wir wollen, dass Menschen sich nicht nur gesund, sondern auch klimaschonend ernähren, müssen wir die hierfür notwendigen Voraussetzungen schaffen. Anfangen sollten wir dort, wo die Entscheidungen getroffen werden: beim Einkauf. Ein Label, mit dem Verbraucherinnen und Verbraucher Lebensmittel ganz einfach nach klimafreundlich und klimaschädlich unterscheiden können, wäre ein erster wichtiger Schritt“, so Reimann.
Die Bundesregierung hat diesen Aspekt in den Eckpunkten ihres Strategiepapiers für eine gesunde und nachhaltige Ernährung zwar berücksichtigt, allerdings ohne eine klare Vorstellung zu formulieren. Reimann zieht einen Vergleich zur Lebensmittelampel: „Es ist gut, dass die Bundesregierung die Kennzeichnung mit dem Nutri-Score weiterentwickeln und EU-weit verpflichtend einführen will. Ein ähnliches Engagement für ein Klimalabel wäre wünschenswert“, erklärt die AOK-Vorständin. Leider folgt die Bundesregierung laut Reimann nicht den Empfehlungen des Bürgerrats. Dieser hatte kürzlich sogar eine verpflichtende Kennzeichnung gefordert, die sowohl zu Gesundheit, Klima und Tierhaltung Auskunft gibt: „Klima und Gesundheit hängen eng miteinander zusammen, beide Bereiche gemeinsam zu denken, macht daher absolut Sinn.“
Zum Jahresbeginn hat die AOK-Gemeinschaft eine Content-Kampagne zur klimafreundlichen Ernährung lanciert: Von Januar bis März werden in Print- und Online-Formaten sowie auf Social-Media-Kanälen zahlreiche Inhalte hierzu veröffentlicht. Das übergeordnete Motto: „So einfach ist nachhaltiges Kochen“. Inspiriert von der Planetary Health Diet, die empfiehlt, auf eine pflanzliche Ernährung zu setzen. Unter www.aok.de/pk/klimafreundliche-ernaehrung sind dazu zahlreiche Artikel, einige Infografiken und ein Wissensquiz zu finden. Zudem gibt es auf dem Youtube-Kanal @AOKDerGesundheitskanal sowie auf den Instagram-Kanälen @aok_bodycheck und @aok_wahnsinn_familie viele thematisch passende Kochvideos.
Prof. Dr. Achim Spiller befürwortet den gemeinsamen Fokus auf Klima und Gesundheit ebenfalls. Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats für „Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz“ beim BMEL empfiehlt jedoch ein weitreichenderes Engagement. „Ein Klimalabel ist ein wichtiger Bestandteil des Instrumentenmix für die Ernährungswende. Wir müssen eine faire Ernährungsumgebung schaffen mit einer klimafreundlichen Gemeinschaftsverpflegung, also Kantinen, und Mehrwertsteuer-Anpassungen: Günstiger für pflanzliche Lebensmittel, teurer für tierische. Denn nur so kann die gewohnheitsgeprägte Ernährung mit der Zeit langfristig verändert werden – hin zu einem klimaschonenden Ernährungssystem für Mensch und Erde.“
Zu möglichen steuerlichen Anreizen liefert die AOK-Umfrage ebenfalls Ergebnisse: Um den Verzehr von klimafreundlicher Ernährung zu fördern, sollten nach Meinung der Bürgerinnen und Bürger auch steuerliche Anreize geschaffen werden. 78 Prozent der von forsa befragten Personen finden, dass gesunde Lebensmittel niedriger besteuert werden sollten. Für eine höhere Besteuerung von klimaschädlichen Nahrungsmitteln sprechen sich immerhin etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent) aus.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- 68 Prozent der Befragten würden sich gerne nachhaltiger ernähren. Dieser Aussage stimmen 20 Prozent voll und ganz und 48 Prozent eher zu.
- Nur 27 Prozent der Bevölkerung wissen, dass man als Endverbrauchende im Bereich Ernährung mit einem reduzierten Konsum tierischer Produkte, wie Fleisch oder Milchprodukte, den größten positiven Nutzen für das Klima erzielen kann. Fast drei Viertel der Befragten (72 Prozent) glauben fälschlicherweise, dass eine andere Verhaltensweise die effektivste sei.
- Drei Viertel der Befragten (76 Prozent) stimmen der Aussage voll und ganz (41 Prozent) bzw. eher (35 Prozent) zu, dass sich die Politik für eine verpflichtende und verständliche Lebensmittelkennzeichnung zum Klimaschutz einsetzen sollte.
- Gut drei Viertel (78 Prozent) der Bevölkerung sind der Meinung, dass die Politik gesunde Lebensmittel niedriger besteuern sollte (46 Prozent voll und ganz, 32 Prozent eher).
- Geteilt zeigt sich die Meinung der Befragten bei der Besteuerung klimaschädlicher Lebensmittel: Knapp über die Hälfte (55 Prozent) meint, dass die Politik klimaschädliche Lebensmittel höher besteuern sollte (25 Prozent voll und ganz, 30 Prozent eher), während 41 Prozent diesem Vorschlag eher nicht (21 Prozent) oder überhaupt nicht (20 Prozent) zustimmen.
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