Veronika Schreck erhält für „Retter in Not“ Fritz-Schösser-Medienpreis 2022
Mehrteilige Serie im Main-Echo über Lage im Rettungswesen überzeugt Fachjury
In Berlin fanden am Mittwochabend (10. Mai) die Feierlichkeiten zu „140 Jahre AOK“ statt. Grund zur Freude hatten dabei auch fünf Journalistinnen und Journalisten, die im Rahmen der Veranstaltung den mit insgesamt 20.000 Euro dotierten Fritz-Schösser-Medienpreis 2022 erhielten. Den ersten Platz vergab die sechsköpfige Fachjury an Veronika Schreck vom Main-Echo in Aschaffenburg. Mit ihrer mehrteiligen Serie „Retter in Not“ setzte sich die Journalistin gegenüber 101 weiteren Einsendungen durch und erhielt hierfür ein Preisgeld von 8.000 Euro.
„Die Serie ‚Retter in Not’ greift die Herausforderungen im Rettungswesen auf, mit denen bundesweit nahezu alle Städte, Landkreise und Kommunen zu kämpfen haben. Im oft so undurchsichtigen Dschungel des Gesundheitswesens gelingt es Veronika Schreck, Bürgerinnen und Bürger gut verständlich die zahlreichen Gründe für die Schieflage des Rettungsdienstes im Einzugsgebiet des Main-Echo zu erklären”, begründete Dr. Susanne Wagenmann, Aufsichtsratsvorsitzende des AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Bundesverbandes auf der Arbeitgeberseite, in ihrer Laudatio die Entscheidung der Jury für Platz eins. Die Botschaft der Journalistin sei unmissverständlich: “Ein ,Weiter so’ ist nicht mehr möglich, sonst droht der Kollaps im Rettungswesen – mit spürbaren Folgen für die medizinische Versorgung der Menschen vor Ort.”
Ende November 2022 hatte die Selbstverwaltung des AOK-Bundesverbandes den Fritz-Schösser-Medienpreis zum zweiten Mal ausgelobt. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Namensgeber ist der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, dessen Verdienste damit gewürdigt werden sollen. Die Entscheidung über die Gewinnerinnen und Gewinner traf eine sechsköpfige Jury.
Auf Platz zwei landeten gleich zwei Beiträge. Mit „Elbphilharmonie im Ostalbkreis“ wurde ein weiterer Beitrag einer Lokalzeitung ausgezeichnet. Thorsten Vass, Chefredakteur der Rems-Zeitung, thematisiert in seinem Beitrag den geplanten Krankenhausneubau in der Region Aalen und zeigt, wie die Modernisierung der Krankenhauslandschaft auf der lokalen Ebene diskutiert wird. Sein Beitrag teilt sich den zweiten Platz mit dem Artikel „Kolja will nicht sterben, er will sein Leben zurück“, den Viktoria Morasch im vergangenen Jahr bei ZEIT ONLINE veröffentlicht hat. In diesem Beitrag widmet sich die Journalistin dem persönlichen Leidensweg eines jungen Mannes, der an Long Covid erkrankte. Der dritte Platz ging an die Focus-Journalistin Alina Reichardt für ihren Artikel „Doktern ohne Daten“, in dem die Preisträgerin über ihre persönlichen Erfahrungen mit der elektronischen Patientenakte berichtet. Zudem entschied sich die Jury für die Vergabe eines Sonderpreises zum Thema Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… . Über diesen durfte sich Lena Oldach vom ARD-Format „Rabiat“ von Radio Bremen freuen. Die Autorin wurde für ihre bewegende Reportage „Wer pflegt Mama?“ geehrt.
- Prof. Dr. Heike Haarhoff, Diplom-Journalistin (Tagesspiegel)
- Dr. Julia Emmrich, stv. Ressortleiterin (FUNKE Zentralredaktion)
- Dr. Susanne Wagenmann, Aufsichtsratsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes (Arbeitgeberseite)
- Steffen Grimberg, freier Medienjournalist und Vorsitzender des DJV Berlin-Journalistenverband Berlin-Brandenburg
- Gerhard Schröder, Redakteur und Moderator (Deutschlandfunk)
- Knut Lambertin, Aufsichtsratsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes (Arbeitnehmerseite)
Auszüge aus den Laudationes der weiteren Preisträger
„Elbphilharmonie im Ostalbkreis“ – Rems-Zeitung
„Thorsten Vaas geht in seinem gut recherchierten Artikel der Frage nach, ob ein Klinikneubau mit einem Finanzvolumen von knapp einer Milliarde Euro in Zeiten von Inflation und steigenden Bauzinsen zum Ostalbkreis passe. Eine Frage, die auch die Leserinnen und Leser zum Nachdenken anregt. Denn ihnen wird sofort klar, dass sie von den Plänen des Gesundheitsministeriums in Berlin unmittelbar betroffen sind – und das nicht nur in der Rolle der Patientin und des Patienten, sondern auch in der des Steuerzahlenden. ‚Elbphilharmonie im Ostalbkreis‘ ist ein hervorragendes Beispiel, wie gesundheitspolitische Themen im regionalen Kontext verankert werden können - ganz im Sinne des Fritz-Schösser-Medienpreises.“
(Laudatio: Knut Lambertin, AOK-Bundesverband)
„Kolja will nicht sterben, er will sein Leben zurück“ – ZEIT ONLINE
„Viktoria Morasch berichtet in ‚Kolja will nicht sterben, er will sein Leben zurück‘ über das Leiden von Kolja Wortmann, einfühlsam und berührend. Sie beobachtet genau, formuliert stilsicher und präzise und lässt uns so teilhaben an dem, was Koljas Leben so abrupt verändert. Schonungslos beschreibt sie sein Leiden und die Konsequenzen für das Leben der gesamten Familie. Koljas Mutter gibt den Job auf, die Eltern investieren Zeit und Erspartes, damit ihr Sohn endlich wieder gesund wird. Diesen verzweifelten Kampf um das eigene Leben beschreibt die Autorin, nicht reißerisch, sondern sensibel und facettenreich.“
(Laudatio: Gerhard Schröder, Deutschlandfunk)
„Doktern ohne Daten“ – FOCUS
„Vom Fußbruch zum Sockenschuss: Da gehört Deutschland zu den reichsten Industrienationen, doch mit der ja heute angeblich so selbstverständlichen Digitalisierung geht etwas empfindlich schief. Auch im Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… , wie die Journalistin Alina Reichardt es in ihrer Recherche für das Magazin FOCUS am eigenen Leib erlebt. In ihrem Beitrag erzählt sie über ihre kleine Odyssee mal als Reportage, mal als faktenstarken Bericht. Augenzwinkern mischt sich mit milder Verzweiflung. Und mit jeder Menge Daten und Fakten belegt der Beitrag, wo es hakt - zeigt aber auch mögliche Lösungswege auf.“
(Laudatio: Steffen Grimberg, DJV Berlin-Brandenburg)
„Wer pflegt Mama?“ – RABIAT (ARD)
„Lena Oldach gelingt es nicht nur, die Menschen, auf die sie trifft, einfühlsam zu portraitieren. Sie zeigt auch - und das ist eine der großen Stärken dieses Films -, wie wichtig es ist, über diese Themen offen und frühzeitig zu sprechen. Dabei teilt die Autorin auch ihre eigenen Erfahrungen und die ihrer Familie. Ein Highlight des Beitrags ist, dass Lena Oldachs Mutter als potenziell Pflegebedürftige sich hat filmen lassen und sich der sehr intimen Diskussion mit ihrer Tochter über die Frage, wie sie leben möchte, sollte sie eines Tages auf Hilfe angewiesen sein, vor einem großen Publikum stellt. Das zeigt den Mut und die Offenheit, die Lena Oldach und ihre Familie haben, um diese wichtige Botschaft zu vermitteln.“
(Laudatio: Prof. Dr. Heike Haarhoff, Tagesspiegel)