Pressemitteilung

Knie-OPs: Im Viertel der „Top-Kliniken“ nur halb so viele Komplikationen wie in den schlechtesten Krankenhäusern

26.10.2023 AOK-Bundesverband 3 Min. Lesedauer

Kliniken mit hohen Fallzahlen schneiden bei Qualitätsmessung auf Basis von Routinedaten meist besser ab

Foto: Ärzte während einer Operation am Krankenhaus.

Bei Operationen zum Kniegelenkersatz wegen Gelenkverschleiß gibt es im Viertel der Kliniken mit den besten Ergebnissen nur halb so hohe Komplikationsraten wie im Viertel mit den schlechtesten Ergebnissen. Darauf weist der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Bundesverband anlässlich der Veröffentlichung aktueller Ergebnisse aus dem Verfahren zur Qualitätssicherung a) Qualitätssicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung: Vertragsärzte, Krankenhäuser und… mit Routinedaten auch Sekundärdaten genannt, sind Daten, die routinemäßig von der gesetzlichen Krankenversicherung… (QSR) des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ) im Gesundheitsnavigator der AOK (aok.de/gesundheitsnavigator) hin.

Während die Gesamt-Komplikationsrate im Viertel der Kliniken mit unterdurchschnittlichen Behandlungsergebnissen bei mindestens 6,1 Prozent lag, waren es im Viertel der Kliniken mit den besten Qualitätsergebnissen maximal 2,6 Prozent (siehe Abbildung). Der Durchschnittswert für alle Fälle lag bei 4,1 Prozent. „Angesichts dieser Ergebnisse ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich vor planbaren Eingriffen wie dem Kniegelenkersatz über die Qualitätsergebnisse und Fallzahlen der Kliniken in der Umgebung zu informieren und sich erst dann für ein Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… zu entscheiden“, sagt Jens Martin Hoyer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. Die Ergebnisse der aktuellen Auswertungsrunde basieren auf rund 137.000 Kniegelenkersatz-Operationen von AOK-Versicherten in den Jahren 2019 bis 2021 und sind ab heute für jede einzelne Klinik im Gesundheitsnavigator der AOK abrufbar. Hier bietet die AOK auch aktuelle Ergebnisse für weitere zwölf Behandlungsanlässe an, die im QSR-Verfahren ausgewertet werden. Um einen fairen Klinikvergleich zu gewährleisten, werden im Rahmen der Risikoadjustierung auch unterschiedliche Patienteneigenschaften wie Alter, Geschlecht oder Vorerkrankungen berücksichtigt.

Revisions-Operationen in knapp drei Prozent aller Fälle notwendig

Besonders deutliche Unterschiede zeigen sich bei der Auswertung zu den Revisionsoperationen innerhalb eines Jahres, die durchschnittlich in 2,9 Prozent aller Fälle vorkamen: Während im Viertel der Kliniken mit den schlechtesten Ergebnissen die künstlichen Kniegelenke in mindestens 4,3 Prozent der Fälle erneut operiert werden mussten, waren im Viertel mit den besten Ergebnissen höchstens 1,7 Prozent der Patientinnen und Patienten von diesen ungeplanten Folge-OPs betroffen. Von chirurgischen Komplikationen im Nachgang zur eigentlichen OP wie Infektionen, Verletzungen der Blutgefäße, Aufreißen der Operationswunde oder Lockerung des künstlichen Gelenks waren in den „Top-Kliniken“ maximal 1,1 Prozent der operierten AOK-Versicherten betroffen, während es im Viertel der schlechtesten Kliniken mindestens 3,5 Prozent waren. Der Durchschnittswert lag hier bei 2,3 Prozent. Auch bei den Sterbefällen im Zusammenhang mit der OP, die insgesamt sehr selten vorkommen, waren Unterschiede zu verzeichnen.

Qualitätsunterschiede zwischen Kliniken bei Kniegelenkersatz wegen Arthrose

 

Durchschnitt auf Basis aller Fälle

Bestes Viertel der Kliniken

Schlechtestes Viertel
der Kliniken

Revisionsoperation
innerhalb eines Jahres

2,9%

bis zu 1,7%

mind. 4,3%

Chirurgische Komplikationen innerhalb von 90 Tagen bzw. innerhalb eines Jahres

2,3%

bis zu 1,1%

mind. 3,5%

Sterblichkeit innerhalb
von 90 Tagen

0,2%

0%

mind. 0,4%

Gesamt-Komplikationsrate

4,1%

bis zu 2,6%

mind. 6,1%

Quelle: (WIdO)

     

Die Tabelle zeigt die durchschnittlichen Häufigkeiten von Komplikationen für alle im Rahmen des QSR-Verfahrens untersuchten AOK-Fälle bzw. für das beste und das schlechteste Viertel der Kliniken. Die Datenbasis: 137.031 AOK-Fälle mit Kniegelenkersatz wegen Gelenkverschleiß aus 839 Kliniken mit mindestens 30 Fällen im Auswertungs-Zeitraum 2019 bis 2021.

AOK fordert Anhebung der Mindestmenge von 50 Operationen

Da das Kniegelenk zu den am stärksten beanspruchten Gelenken im Körper gehört, kommt es mit zunehmendem Alter häufig zu einer Abnutzung der Knorpelschicht (Arthrose). Oft sind starke Schmerzen die Folge, die nur durch eine Operation gelindert werden können. Dabei wird das verschlissene Gelenk durch eine sogenannte Endoprothese ersetzt. Künstliche Kniegelenke können – abhängig von ihrer Beanspruchung – über einen sehr langen Zeitraum funktionsfähig bleiben.

Laut Studien gibt es beim Kniegelenkersatz einen Zusammenhang zwischen der Routine der operierenden Klinik und dem Behandlungsergebnis. Daher gilt seit dem Jahr 2015 eine vom Gemeinsamen Bundesausschuss beschlossene Mindestmenge von 50 Kniegelenk-Totalendoprothesen pro Jahr und Krankenhaus-Standort. „Eine Zusatzauswertung des WIdO zeigt, dass Kliniken mit hohen Fallzahlen – von Ausnahmen abgesehen – auch im QSR-Verfahren meist besser abschneiden als Krankenhäuser mit relativ wenigen Fällen pro Jahr“, betont AOK-Vorstand Jens Martin Hoyer. Die AOK begrüße es, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit der geplanten Krankenhausreform die qualitätsorientierte Konzentration von Klinikleistungen voranbringen wolle. „Diese Konzentration ist im Sinne der Patientensicherheit und der Versorgungsqualität dringend geboten“, so Hoyer. Die auf bestimmte Eingriffe und Operationen bezogene und laienverständliche Qualitätstransparenz des QSR-Verfahrens könne aus Sicht der AOK auch Vorbild für entsprechende Informationen im geplanten „Transparenzverzeichnis“ sein, das nächstes Jahr mit dem Krankenhaustransparenzgesetz eingeführt werden soll.

QSR-Informationen zu insgesamt 13 Operationen und Behandlungen

Informationen zur Behandlungsqualität aus dem QSR-Verfahren gibt es nicht nur für die Implantationen künstlicher Kniegelenke, sondern auch für Knieprothesenwechsel sowie für elf weitere Behandlungen. Dies sind die Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes bei Arthrose, Operation nach hüftgelenksnahen Oberschenkelbruch, Hüftprothesenwechsel, Gallenblasenentfernung bei Gallensteinen, Blinddarmentfernung, Mandeloperation, Leistenbruch-OP, Operation bei gutartiger Prostatavergrößerung und zur Prostataentfernung bei Prostatakrebs, therapeutische Herzkatheter (PCI) bei Patienten ohne Herzinfarkt sowie kathetergestützte Aortenklappen-Implantationen (TAVI). Auch zu diesen Behandlungen sind jetzt aktuelle und laienverständlich aufbereitete Auswertungsergebnisse im AOK-Gesundheitsnavigator abrufbar.  Sie werden angezeigt, wenn Nutzerinnen und Nutzer im Navigator nach Informationen zu einer dieser Behandlungen suchen.

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Porträt: Dr. Kai Behrens, Pressesprecher des AOK-Bundesverbandes
Pressesprecher

Dr. Kai Behrens

AOK-Bundesverband