Pubertät: Was in der Phase des Umbruchs passiert

Sie ist eine Phase des Umbruchs, die neu und aufregend ist, manchmal aber auch anstrengend für alle Beteiligten – die Pubertät. Bei Mädchen beginnt sie häufig um das neunte Lebensjahr, bei Jungen um das elfte Lebensjahr mit der Bildung von Sexualhormonen. Der sich verändernde Körper und die zeitgleich stattfindende Entwicklung des Gehirns stürzen Jugendliche oft in ein Wechselbad der Gefühle, sie sind impulsiver und schneller gereizt.

Beginn und Ende der Pubertät sind individuell

„Alles wächst in der Pubertät: die äußeren Geschlechtsorgane wie Penis und Vulva, ebenso die inneren, wie zum Beispiel Hoden und Eierstöcke, die beiden Letzteren bilden nun verstärkt männliche und weibliche Hormone“, erklärt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. Die Hormonbildung wirkt sich auf das Körperwachstum aus: Jugendliche können in der Pubertät in einem Jahr bis zu acht Zentimeter wachsen. Auch die sekundären Geschlechtsmerkmale verändern sich: So entwickeln Mädchen Brüste und das Becken verbreitert sich. Jungen kommen in den Stimmbruch. Bei beiden Geschlechtern wachsen Körper- und Intimhaare.

Bei den meisten Mädchen kommt es zwischen dem 12. und dem 13. Lebensjahr zur ersten Menstruation. Die meisten Jungen bekommen ihren ersten Samenerguss zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr. Die körperliche Entwicklung dauert aber noch länger – meist wachsen Mädchen, bis sie 16 Jahre alt sind und Jungen bis etwa 19 Jahre. „Beginn und Ende der Pubertät sind von Mensch zu Mensch verschieden, manche entwickeln sich früher, andere erst später“, so Medizinerin Debrodt.

O-Ton von Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband

Pubertät bei Mädchen

  • Erste Anzeichen sind die Entwicklung der Intimbehaarung und der Brüste. „Manchmal wächst eine Brust schneller als die andere – das ist aber durchaus normal. Mit der Zeit gleichen sich beide Seiten an, auch wenn sie nie vollständig identisch sind“, erklärt Debrodt.
  • Etwa ein bis eineinhalb Jahre vor der ersten Regelblutung kommt es zum sogenannten Weißfluss. Er besteht aus Milchsäurebakterien, abgestorbenen Zellen und Gebärmutterhalsschleim und ist ein gesunder Vorgang. Normalerweise riecht der Weißfluss ähnlich wie Joghurt. „Ist der Geruch unangenehm oder juckt es gleichzeitig in der Vagina, könnte eine Entzündung zum Beispiel durch Bakterien oder Pilze die Ursache sein. Das sollten ärztlich geklärt werden“, rät Ärztin Debrodt.
  • Durchschnittlich mit 12,5 Jahren bekommen Mädchen ihre Regel. Die Blutung kann bräunlich bis hellrot sein und ist in der Anfangszeit nicht immer regelmäßig. Auch kann ein Zyklus mal länger, mal kürzer als 28 Tage dauern, das ist völlig normal. Zwei bis drei Jahre nach der ersten Regelblutung treten dann meist regelmäßige ovulatorische Zyklen auf.
  • Die Hüften werden breiter und die Mädchen bekommen eine Taille. Wegen erhöhter Talgproduktion wird die Haut unreiner, die Haare werden schneller fettig. Körperhygiene wird daher zunehmend wichtig, zumal auch mehr Schweiß produziert wird, der bei mangelnder Hygiene unangenehm zu riechen beginnen kann.
  • Viele Mädchen hadern in der Pubertät mit sich, da das in der Werbung und in den sozialen Medien verbreitete Körperideal oftmals nicht mit der eigenen körperlichen Entwicklung übereinstimmt. „Vor allem Mädchen sind gefährdet, ein negatives Körperbild zu entwickeln und Essstörungen, zum Beispiel eine Magersucht, zu entwickeln“, so Debrodt.

Pubertät bei Jungen

  • Auch bei Jungen setzt in der Pubertät zunächst Intimbehaarung ein, die Hoden und der Hodensack vergrößern sich, die Haut des Hodensacks wird dunkler.
  • Es kommt zu einem Wachstumsschub.
  • Der Penis beginnt zu wachsen, dabei ist die Größe individuell verschieden, zudem gibt es große Unterschiede zwischen einem Penis in Ruhe und in erregtem Zustand. „Jetzt heißt es, Penis, Hodensack und After täglich mindestens einmal mit lauwarmem Wasser zu waschen. Die Vorhaut sollte dabei nur so weit zurückgeschoben werden, wie es ohne Schmerzen möglich ist“, so Medizinerin Debrodt.
  • Es kommt, oft in den frühen Morgenstunden im Schlaf, zu ersten Samenergüssen. Hörbares Anzeichen der Pubertät bei Jungen ist der Stimmbruch: Die Stimme wird krächzend und die Stimmlage wechselt oft abrupt zwischen hoch und tief. Ursache dafür ist das Wachsen des Kehlkopfes und der Stimmlippen – je größer der Kehlkopf, desto tiefer die Stimme.  
  • Jungen sind in der Pubertät häufiger als Mädchen von unreiner Haut bis hin zu Akne betroffen. Wegen der erhöhten Schweißproduktion ist es sinnvoll, sich eine Hygieneroutine anzueignen. Dabei sollten ph-neutrale, seifenfreie, alkoholfreie

Vom Auf und Ab der Gefühle

Ob Junge oder Mädchen: Die Gefühlswelt in der Pubertät kann einer Achterbahn gleichen – mal ganz hoch oben, mal ganz unten. Die Stimmungsschwankungen können zu Auseinandersetzungen mit dem Umfeld, den Eltern oder den Lehrkräften führen. „Die Jugendlichen beginnen, sich von Eltern und Erziehungspersonen abzunabeln, zugleich gewinnt die Clique oder Peergroup eine immer wichtigere Rolle. Sexualität und Liebe werden zu zentralen Themen“, erklärt AOK-Expertin Debrodt.

Ihr Tipp an Eltern: „Seien Sie nicht nachtragend, wenn Ihre Kinder aggressiv oder verletzend sind. Versuchen Sie, ihnen ihre Freiheiten zu geben und auf ihre Stärke zu vertrauen. Zeigen Sie aber zugleich klare Regeln und Grenzen auf, auch wenn das zu Auseinandersetzungen führt. Wichtig ist, dass Ihr Kind weiß, dass es immer zu Ihnen kommen kann, und bleiben Sie im Gespräch mit ihm.“