Aktiv werden gegen Rückenschmerz

Zu wenig bewegt, zu viel gesessen, zu schwer gehoben? Und dann schmerzt der Rücken, also jener Bereich des hinteren Rumpfes, der sich vom Nacken bis zum Steißbein zieht. Getragen von der Wirbelsäule, den Rippen und der dazugehörigen Muskulatur hält der Rücken den Menschen aufrecht. Damit die Wirbelsäule aufrecht bleibt und sich der Rücken gut bewegen kann, spielen Wirbel, Bandscheiben, Gelenke, Bänder und Muskeln zusammen. „Wer den Rücken stärken will, sollte sich regelmäßig bewegen. Aktiv sein beugt Schmerzen vor und lindert sie auch“, sagt Dr. Camilla von Münchhausen, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Foto: Eine Frau sitzt vor einem Laptop am Tisch und greift mit beiden Händen an ihren unteren Rücken.

Häufigste körperliche Beschwerden

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten körperlichen Beschwerden in Deutschland: Das bestätigt auch eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbandes, wonach 81 Prozent der Befragten im Jahr 2024 mindestens einmal Rückenschmerzen gehabt haben. Allein 2022 waren in Deutschland rund 27,4 Millionen Menschen mit Rückenschmerzen in ärztlicher Behandlung, so eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Das entspricht 32,64 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland.

Unspezifische Rückenschmerzen

„Oftmals lassen sich für die Beschwerden keine eindeutigen Ursachen finden. Dann spricht man von unspezifischen Rückenschmerzen“, so Medizinerin von Münchhausen.

Mögliche Ursachen sind:

  • Bewegungsmangel
  • langes Sitzen
  • Fehlbelastung
  • Übergewicht
  • Verspannungen der Muskulatur
  • einseitige oder schwere körperliche Arbeit
  • Stress
  • psychische Belastung

Die Beschwerden verschwinden meist nach einiger Zeit von selbst. Doch rund ein Drittel der Geplagten hat innerhalb eines Jahres erneut Rückenschmerzen. „Problematisch ist, dass die Betroffenen sich häufig schonen und Bewegung vermeiden, weil sie Angst vor den Schmerzen haben und befürchten, dass schon einfache Bewegungen diese verschlimmern. Schonhaltungen und Bewegungsmangel verstärken jedoch die Beschwerden und erhöhen das Risiko, dass die Rückenschmerzen chronisch werden“, erklärt Dr. von Münchhausen. Als chronisch werden Rückenschmerzen bezeichnet, die länger als drei Monate anhalten. Diese äußern sich von Mensch zu Mensch unterschiedlich und können mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt sein, stellen aber eine dauerhafte Belastung dar.

O-Ton von Dr. Camilla von Münchhausen, Ärztin im AOK-Bundesverband

Zur Vorbeugung und Linderung: regelmäßige Bewegung

„Um Kreuzschmerzen vorzubeugen, aber auch um sie abzumildern, sollten Menschen sich regelmäßig bewegen“, betont AOK-Expertin von Münchhausen. Bewegung und Sport können Rückenschmerzen zwar nicht immer völlig beseitigen, aber oft lindern – bei wiederkehrenden Beschwerden sogar um fast 50 Prozent. Außerdem verbessern sich Beweglichkeit und Fitness durch Sport und Bewegung. Das wissen übrigens auch 98 Prozent der Befragten, so ein weiteres Ergebnis der forsa-Umfrage.  Doch den meisten fehlt es an Zeit und Motivation, sich regelmäßig aktiv um ihre Rückengesundheit zu kümmern.

Bewährt haben sich Kräftigungs- und Stabilisierungsübungen für Bauch-, Rücken-, Rumpf- und Beckenmuskulatur sowie Dehnübungen und Ausdauertraining. Aber auch Spazierengehen kann bereits zur Linderung beitragen. Vieles lässt sich in den Alltag einbauen, etwa Treppensteigen statt Aufzugfahren, in der Mittagspause spazieren gehen, beim Telefonieren auf und ab gehen, Wege möglichst zu Fuß oder per Fahrrad zurücklegen. Wem es schwerfällt, dranzubleiben, hilft es vielleicht, Gesundheitskurse an festen Terminen zu besuchen oder sich mit anderen zum Sport zu verabreden. Welche Übungen wann geeignet sind, lässt sich in einer Physiotherapie- oder Arztpraxis besprechen. Auch die psychische Gesundheit ist wichtig. Wird als Ursache Stress oder eine psychische Belastung vermutet, können Entspannungstechniken wie die progressive Muskelrelaxation helfen, Rückenschmerzen besser in den Griff zu bekommen.

Mit dem AOK-Rückentrainer bietet die Gesundheitskasse außerdem ein niedrigschwelliges Trainingskonzept an, um den Rücken in sechs Wochen gezielt zu stärken.

Spezifische Rückenschmerzen

Auch wenn Kreuzschmerzen selten Anzeichen für ernsthafte Erkrankungen sind, kann es konkrete körperliche Auslöser geben, etwa einen Bandscheibenvorfall oder eine Verengung des Wirbelkanals. Dann handelt es sich um spezifische Rückenschmerzen. Ihnen können Abnutzungserscheinungen, Entzündungen, Verletzungen oder bestimmte Erkrankungen zugrunde liegen. Wer beispielsweise Lähmungen, Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den Beinen verspürt oder Rückenschmerzen nach einem Unfall hat, sollte dies ärztlich abklären lassen.