Statement

Hoyer: AMNOG-Verfahren weiterentwickeln, nicht aufweichen

29.11.2023 AOK-Bundesverband 2 Min. Lesedauer
Porträt: Jens Martin Hoyer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes
Jens Martin Hoyer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes

Mit Blick auf den morgen im Bundeskanzleramt stattfindenden „Pharmagipfel“ erklärt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Bundesverbandes, Jens Martin Hoyer:

„Das Ziel der Bundesregierung, die Attraktivität des Pharmastandorts Deutschland zu erhöhen und eine zuverlässige Arzneimittelversorgung sicherzustellen, ist aus Sicht der AOK-Gemeinschaft gut nachvollziehbar. Klar ist aber auch, dass es hier im Kern um Wirtschafts- und Forschungsförderung geht – also unmittelbare Aufgaben des Staates. Wir befürchten allerdings, dass auf dem Pharmagipfel zwischen Politik und Pharmaindustrie vor allem vermeintliche Lösungen zu Lasten Dritter, also der Beitragszahlenden, entwickelt werden.

Denn nichts anderes ist die von den Pharma-Unternehmen zuletzt lancierte Idee, die bisher öffentlich gelisteten Erstattungsbeträge für neue Arzneimittel Nach der Definition des Arzneimittelgesetzes (AMG) sind Arzneimittel insbesondere Stoffe und… durch vertrauliche Rabatte auf den vom Hersteller frei gewählten Preis zu ersetzen. Das würde zu noch mehr Intransparenz bei der Preisbildung und zur Anhebung des ohnehin hohen Preisniveaus führen, da die offiziellen Listenpreise Anker für die Markt-Einstiegspreise von Nachfolgeprodukten bleiben. Und es würde die bereits strapazierte Liquidität der Kassen durch eine künftig notwendige Vorfinanzierung überhöhter Preise empfindlich schwächen.

„Statt die Preismechanismen des AMNOG-Verfahrens aufzuweichen und die Beitragszahlenden zusätzlich zu belasten, sollte eine qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung zu bezahlbaren Preisen im Fokus stehen.“

Insbesondere für neue Arzneimittel ist Deutschland ein sehr attraktiver Markt, das Preisniveau in diesem Marktsegment ist europaweit das höchste. Diese Rahmenbedingungen führen dazu, dass die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung für Arzneimittel im Zeitraum von 2018 bis 2022 von rund 39 Milliarden Euro auf rund 49 Milliarden Euro angestiegen sind. Die Netto-Kosten für den Markt patentgeschützter Arzneimittel haben sich in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt.

Statt die Preismechanismen des AMNOG-Verfahrens aufzuweichen und die Beitragszahlenden zusätzlich zu belasten, sollte eine qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung zu bezahlbaren Preisen im Fokus stehen. Ziel muss es sein, die bewährten und verlässlichen Rahmenbedingungen bei der Preisbildung und Erstattung von Arzneimitteln weiterzuentwickeln, statt sie leichtfertig aufs Spiel zu setzen.

Um das zu erreichen, schlagen wir unter anderem die Einführung eines sogenannten Interimspreises für Arzneimittel ab dem ersten Tag nach Marktzugang vor. Mit diesem Mechanismus könnten die bislang frei gewählten Listenpreise abgelöst und rückwirkend mit einem ausgehandelten Erstattungsbetrag verrechnet werden. Ergänzend sollten die Erstattungsbetrags-Verhandlungen gestrafft werden, sodass der neu ausgehandelte Preis bereits nach neun Monaten feststeht. Als kurzfristige Maßnahme sollte zudem der für das laufende Jahr erhöhte Herstellerabschlag auch in den Jahren 2024 und 2025 beibehalten werden. Dieses einfach umsetzbare und sofort wirksame Instrument zur Kostenbegrenzung bringt pro Jahr Einsparungen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro.“

Foto: Im Arzneischrank werden zahlreiche Medikamente gelagert, die sofort verfügbar sind.
Im Zehn-Jahres-Vergleich sind die Nettokosten der gesetzlichen Krankenkassen für Arzneimittel um 88 Prozent gestiegen. Waren es 2013 noch 28,1 Milliarden Euro, gaben die Kassen im vergangenen Jahr 52,9 Milliarden Euro für Medikamente aus. Preistreiber bleiben laut einer aktuellen Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)…
07.11.2023AOK-Bundesverband4 Min

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Porträt: Dr. Kai Behrens, Pressesprecher des AOK-Bundesverbandes
Pressesprecher

Dr. Kai Behrens

AOK-Bundesverband