Statement

Reimann: Aktuelle Debatte um Lieferengpässe bei Arzneimitteln wird schief geführt

21.10.2024 AOK-Bundesverband 2 Min. Lesedauer
Porträt: Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes
Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes

„Wir alle erinnern uns noch an Herbst und Winter 2022, als Fiebersäfte für Kinder knapp wurden und punktuell auch andere gängige Medikamente von Lieferengpässen betroffen waren.

Heute, im Herbst 2024, häufen sich wieder die Meldungen zu Lieferschwierigkeiten und Versorgungsengpässen. Zwar ist die Emotionalität bei diesem Thema teilweise verständlich, sie entspricht aber nicht der aktuellen Datenlage. Das Wissenschaftliche Institut der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ) hat in einer Auswertung der beim BfArM Anfang Oktober angezeigten Lieferunfähigkeiten festgestellt, dass 98,8 Prozent aller Medikamente verfügbar sind. Für die verbleibenden Arzneimittel Nach der Definition des Arzneimittelgesetzes (AMG) sind Arzneimittel insbesondere Stoffe und… gibt es wirkstoffgleiche Alternativen. Wir haben aktuell also eine extrem hohe Versorgungssicherheit von 99,9 Prozent.

„Arzneimittelrabattverträge tragen zu einer hohen Versorgungssicherheit bei, da sie die Hersteller zur Bevorratung verpflichten und Absatzmengen kalkulierbar machen.“

Bedauerlich ist, dass in der Debatte von interessierter Seite immer wieder auf die Rabattverträge Seit Inkrafttreten des Beitragssatzsicherungsgesetzes 2003 und erweitert durch das… der Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… als Ursache von Lieferschwierigkeiten abgehoben wird. Tatsächlich verhält es sich genau andersherum: Arzneimittelrabattverträge tragen zu einer hohen Versorgungssicherheit bei, da sie die Hersteller zur Bevorratung verpflichten und Absatzmengen kalkulierbar machen. Besonders absurd wird es bei den aktuellen Lieferschwierigkeiten von Kochsalzlösung: Hier gibt es ja nicht einmal Rabattverträge.

Nach aktueller Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) sind derzeit lediglich 735 der mehr als 63.000 Arzneimittel beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als nicht lieferfähig gemeldet. Auch bei Rabattarzneimitteln sei die Versorgungssicherheit hoch.
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Das Problem liegt vielmehr in einem Mangel an Transparenz:  Wir können heute ein Paket mit Socken oder Seifenblasen über den gesamten Versandweg tracken - haben aber keine verpflichtende Dokumentation zur Lieferfähigkeit von Herstellern und der Menge der vorgehaltenen Arzneimittel in Großhandel und Apotheken. Hier besteht dringender Regelungsbedarf, damit sich die Situation von tatsächlichen Engpässen in der Zukunft nicht wiederholt.“

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Porträt: Dr. Kai Behrens, Pressesprecher des AOK-Bundesverbandes
Pressesprecher

Dr. Kai Behrens

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