Reimann zum Gesundes-Herz-Gesetz: „Statine sind keine Smarties“
Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Bundesverbandes, kritisiert die Schwerpunktsetzung im aktuell bekannt gewordenen Referentenentwurf zum „Gesundes-Herz-Gesetz“ (GHG):
„Der Referentenentwurf zum „Gesundes-Herz-Gesetz“ könnte auch „Pillen statt Prävention“-Gesetz heißen. Der darin vorgesehene breite Einsatz von Screenings und Statinen schon bei Kindern und Jugendlichen geht aus unserer Sicht in die völlig falsche Richtung. Statine sind keine Smarties, solche Entscheidungen sollten auf Grundlage wissenschaftlicher Evidenz über die etablierten Bewertungswege des Gemeinsamen Bundesausschusses getroffen werden.
„Probleme des grassierenden Bewegungsmangels oder der falschen Ernährung löst man nicht durch frühzeitigere Medikamenten-Verordnung.“
Überhaupt wirft die Schwerpunktsetzung dieses Gesetzes grundsätzliche Fragen auf. Es droht eine problematische Perspektivverengung: Lebensstil-Fragen, die in gesamtgesellschaftlicher und elterlicher Verantwortung liegen, werden in die Medizin verschoben, und Kinder zu chronisch kranken Patienten gemacht. Aber Probleme des grassierenden Bewegungsmangels oder der falschen Ernährung löst man nicht durch frühzeitigere Medikamenten-Verordnung Einige Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung bedürfen einer schriftlichen Anweisung durch… und das Lächerlichmachen von qualitätsgesicherten Präventionskursen. Was wir dringend brauchen, ist ein sinnvoller Mix aus verhältnis- und verhaltenspräventiven Ernährungs- und Bewegungsangeboten. Hinzu kommen sollten gezielte Einschränkungen von an Kinder gerichteter Werbung für ungesunde Lebensmittel.“