Bluthochdruck steigert Risiko für vaskuläre Demenz

Bei dem Begriff Demenz denken die meisten Menschen an die Alzheimer-Erkrankung, die durch Eiweißablagerungen im Gehirn entsteht. Es gibt jedoch auch eine Demenzform, die durch Durchblutungsstörungen im Hirn verursacht wird – die sogenannte vaskuläre Demenz. Auslöser sind meist mehrere kleine Schlaganfälle oder eine Hirnblutung. Arterienverkalkungen und Bluthochdruck können eine Ursache sein. Um einer vaskulären Demenz vorzubeugen, sollten daher Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Adipositas frühzeitig behandelt werden.

Foto: Eine Pflegekraft stützt einen älteren Herren

Zweithäufigste Demenzform

Die vaskuläre Demenz ist mit 15 bis 20 Prozent die zweithäufigste Demenzform nach Alzheimer und betrifft ebenfalls vor allem ältere Menschen. „Die Symptome ähneln der Alzheimererkrankung – auch bei einer vaskulären Demenz verschlechtert sich die Denkleistung, und die Betroffenen haben zunehmend Wortfindungsstörungen. Das Zeitgefühl kommt ihnen abhanden und körperliche Beschwerden wie Schwindel, Gangunsicherheit oder Schluckstörungen treten auf. Oft leiden sie auch unter Stimmungsschwankungen. Vergesslichkeit ist zumindest am Anfang aber seltener als bei Patientinnen und Patienten mit Alzheimer“, erklärt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband. Wie sehr Betroffene eingeschränkt sind, hängt auch davon ab, wo und wie stark das Gehirn geschädigt worden ist.

Risikofaktoren

Vaskuläre Demenz tritt zum einen nach akuten Schlaganfällen auf – und zwar in bis zu 30 Prozent der Fälle. Bei rund 270.000 Schlaganfällen pro Jahr in Deutschland gibt es sehr viele Betroffene. Zum anderen – und dies oft zunächst unbemerkt – kommt es über Jahre zu vielen kleinen Mikroinfarkten im Gehirn. Diese sind für ungefähr 20 Prozent aller Demenzfälle verantwortlich. Eine vaskuläre Demenz kann nicht geheilt werden – die entstandenen Schäden im Gehirn bleiben. „Auch bei einer Demenz vom Alzheimer-Typ finden sich häufig lakunäre Defekte – also kleine Schlaganfälle im Hirn. Solche Mischformen lassen eine eindeutige Diagnose der Demenzform dann oft nicht zu“, so Mediziner Ebel.

Ein wesentlicher Risikofaktor für die vaskuläre Demenz ist ein bestehender Bluthochdruck. Weitere Risikofaktoren sind starkes Übergewicht, Diabetes, auch Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Rauchen – und das Alter. Dabei trifft es vor allem Hochaltrige: Im Alter zwischen 85 und 89 Jahren sind etwa 16 Prozent der Männer und rund ein Viertel der Frauen an einer Demenzform erkrankt.

O-Töne von Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband

Frühzeitig gegensteuern

„Das Älterwerden kann man natürlich nicht ändern, aber Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes können schon frühzeitig durch einen gesunden Lebensstil mit einer mediterranen Ernährung, viel Bewegung, einem normalen Körpergewicht und Nichtrauchen vorgebeugt werden“, rät Ebel. Besteht bereits der Verdacht auf eine Demenz, ist die erste Anlaufstelle meist die Hausarztpraxis. Bei Bedarf wird dann in eine neurologische Praxis oder eine Gedächtnisambulanz überwiesen.

Behandlung ist sehr individuell

Ist eine vaskuläre Demenz von einem Arzt oder einer Ärztin diagnostiziert worden, kommen – je nach individueller Ausprägung – unterschiedliche Behandlungen in Betracht: So können Ergo- und Physiotherapie oder auch Logopädie die kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen stärken. Bei Gangunsicherheit kann ein Gehtraining helfen. Um weiteren möglichen Schlaganfällen vorzubeugen, erhalten die Patientinnen und Patienten Medikamente, die verhindern sollen, dass sich Blutgerinnsel bilden, auch ein erhöhter Blutdruck muss behandelt werden. Bei Depressionen, Angstzuständen oder Unruhe werden auch Psychopharmaka eingesetzt.

Tipps für den Alltag

Für den Alltag von Betroffenen hat Mediziner Ebel einige Tipps, die gerade zu Beginn gut helfen können: „Nutzen Sie Erinnerungshilfen wie zum Beispiel Notizzettel, Tafeln und Kalender. Wenn der Umgang mit einem Handy noch gut funktioniert, können einige Handyfunktionen gut unterstützen. Wichtig ist auch, dem Alltag eine feste, wiederkehrende Struktur zu geben. Und: Bleiben Sie aktiv, bewegen Sie sich täglich mindestens 20 bis 30 Minuten, ernähren Sie sich gesund und unternehmen Sie etwas, am besten in Gemeinschaft. Sozialkontakte sind das beste Mittel, um länger fit und selbstständig zu bleiben.“ Nützlich kann auch eine Selbsthilfegruppe sein – Informationen dazu gibt es bei der NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen).

Online-Coach Bluthochdruck der AOK

Menschen mit Bluthochdruck oder grenzwertig erhöhtem Bluthochdruck, die ihre Erkrankung besser verstehen, möglichen Folgeerkrankungen vorbeugen und für ein gesünderes Leben aktiv werden wollen, können den „Online-Coach Bluthochdruck“ nutzen. Dieses digitale Angebot der AOK hilft dabei, den Blutdruck gezielt und eigenständig zu senken. Es kann eine ärztliche Beratung und Behandlung nicht ersetzen, aber durch zahlreiche Anleitungen zur Verhaltensänderung sinnvoll ergänzen.  Der „Online-Coach Bluthochdruck“ ist kostenlos, frei zugänglich und nicht auf AOK-Versicherte beschränkt.