Vorhofflimmern: Wenn der Herzschlag aus dem Takt gerät
Tag für Tag pumpt das Herz Blut durch den Körper und versorgt ihn mit Sauerstoff und Nährstoffen. Dafür schlägt es im Ruhezustand etwa 60- bis 80-mal pro Minute. Wenn das Herz normal schlägt, nimmt man es gar nicht wahr. Bei dem sogenannten Vorhofflimmern ist dieser Ablauf gestört. Das Herz schlägt dann unregelmäßig und oft zu schnell.
„Die Wahrscheinlichkeit, ein Vorhofflimmern zu entwickeln, steigt mit dem Alter“, sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. „Wichtig ist, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, denn sie erhöht das Risiko für einen Schlaganfall.“
Vorhofflimmern gehört zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen. Etwa zwei Prozent der gesamten Bevölkerung in Deutschland und ungefähr acht Prozent der über 65-Jährigen sind davon betroffen, schätzt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Beim Vorhofflimmern kreisen in den Herzvorhöfen ungeordnete elektrische Erregungswellen mit hoher Frequenz. Die Vorhöfe können sich nicht mehr wirksam zusammenziehen, sie flimmern nur noch. In unregelmäßigen Abständen werden die Vorhoferregungen auf die Herzkammern übertragen. Es kommt zu einem unregelmäßigen Herzschlag. Oftmals schlägt das Herz zu schnell, der Herzschlag kann aber auch zu langsam sein. Ohne Unterstützung der Vorhöfe verringert sich auch die Herzleistung.
Schwächegefühl, Benommenheit, Schwindel
In der Regel tritt Vorhofflimmern zunächst einmalig auf. Mit der Zeit können sich die Episoden häufen, bis das Herz schließlich dauerhaft aus dem Takt gerät. Neben dem Herzstolpern und -rasen können die Betroffenen unter einem Schwächegefühl, Benommenheit oder Schwindel leiden. Viele Menschen haben aber auch gar keine oder uneindeutige Beschwerden, spüren also gar nichts von ihrem Vorhofflimmern. „Bei älteren Menschen ist Vorhofflimmern häufig eine Begleiterscheinung einer Herzschwäche, zu der es zum Beispiel infolge eines langjährigen Bluthochdrucks oder einer koronaren Herzkrankheit gekommen ist“, erklärt Medizinerin Debrodt. Bei jüngeren Menschen kann ein Herzklappenfehler die Ursache sein. Auch eine Überfunktion der Schilddrüse, Alkohol oder bestimmte Medikamente kommen als Auslöser infrage. Vorhofflimmern kann aber auch bei herzgesunden Menschen auftreten. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen bleibt die Ursache völlig unbekannt. Bei Vorhofflimmern besteht normalerweise keine akute Lebensgefahr. Langfristig sind aber Folgeerkrankungen wie Herzschwäche oder ein Schlaganfall möglich. Da sich die Herzvorhöfe nicht mehr richtig zusammenziehen, besteht die Gefahr, dass sich im Herzen Blutgerinnsel bilden. Diese Gerinnsel können dann mit dem Blutstrom in die Gefäße gelangen, die das Gehirn mit Sauerstoff versorgen, und sie verstopfen.
Zwei Strategien der Behandlung
„Um Schlaganfällen vorzubeugen, sollten Menschen mit Vorhofflimmern in der Regel und nach ärztlicher Absprache ein blutverdünnendes Medikament einnehmen“, rät Debrodt. Gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin können die Vor- und Nachteile einer blutverdünnenden Therapie gegeneinander abgewogen werden. Liegt dem Vorhofflimmern eine andere Erkrankung oder Störung zugrunde, etwa eine undichte Herzklappe oder eine Schilddrüsenüberfunktion, sollte diese behandelt werden.
Für die Behandlung des gestörten Herzschlags selbst gibt es zwei Strategien:
Bei vielen Patienten und Patientinnen genügt eine Behandlung, bei der die Herzfrequenz kontrolliert wird. Der zu hohe Puls wird dauerhaft mit Medikamenten gesenkt, meist mit einem Mittel aus der Gruppe der Betablocker. Ziel ist es, das Herz zu entlasten und Symptome zu verringern, nicht jedoch, das Vorhofflimmern zu beseitigen.
Die zweite Behandlungsstrategie zielt darauf ab, den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen. Das geschieht in der Regel mit Medikamenten (medikamentöse Kardioversion) oder mit der elektrischen Kardioversion. Bei Letzterer werden unter einer kurzen Narkose Elektroden auf den Oberkörper aufgelegt, über die ein Stromschlag abgegeben und dadurch der Herzrhythmus normalisiert wird. Danach nehmen die Patienten üblicherweise Medikamente zur Stabilisierung des Herzrhythmus ein (Antiarrythmika), um Rückfällen vorzubeugen. Gelingt es nicht, auf diese Weise den normalen Herzrhythmus stabil zu halten, kann eine Herzkatheter-Behandlung (Katheterablation) infrage kommen. Dabei werden mit einer Sonde bestimmte Areale im Herzen, von denen die Rhythmusstörung ausgeht, durch die Abgabe von Hochfrequenzstrom elektrisch isoliert.
Therapie-Ansatz hängt von Beschwerden ab
Welcher Therapie-Ansatz zum Zuge kommt, hängt von den Beschwerden und den Ursachen für das Vorhofflimmern ab. „Betroffene sollten sich mit ihrem Arzt oder der Ärztin beraten und gemeinsam die Vor- und Nachteile beider Behandlungsstrategien abwägen“, empfiehlt Debrodt. Im Verlauf der Erkrankung kann es aber auch Gründe für einen Wechsel der Behandlungsstrategie geben.
Das Herz gesund erhalten
Wer einem Vorhofflimmern vorbeugen möchte, sollte sein Herz gesund erhalten. Dazu gehört:
- Nicht zu rauchen oder mit dem Rauchen aufzuhören
- Sich täglich zu bewegen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt eine moderate Bewegung von mindestens 21 Minuten täglich
- Abzunehmen, wenn man übergewichtig ist
- Auf salzarme Ernährung zu achten, wenn man Bluthochdruck hat