Wadenkrämpfe: Wie ein Blitz, der in die Muskeln fährt

Wadenkrämpfe schlagen ein wie ein Blitz und sind sehr schmerzhaft. Besonders häufig treten sie nachts auf, aber auch, wenn man sich beim Sport zu viel zumutet oder nach längerer Zeit das Training wiederaufnimmt. „Wadenkrämpfe sind meist harmlos und gut zu behandeln. Trotzdem sollte man die Ursache ergründen“, sagt Dr. Astrid Maroß, Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie im AOK-Bundesverband.

Foto: Ein Mann sitzt auf dem Bett und fasst sich an die linke Wade.

Im Alter nimmt die Häufigkeit zu

Wenn der Muskel verkrampft, wird er ganz starr, und man hat den Eindruck, den Krampf gar nicht wieder loswerden zu können. Manchmal weitet der Krampf sich noch auf weitere Muskeln aus. Meistens tun Betroffene dann schon instinktiv das Richtige: Sie dehnen den Muskel in die entgegengesetzte Richtung. Selbst wenn sich der Krampf wieder gelöst hat, spürt man ihn anschließend oft noch tagelang.

Fast jeder junge Erwachsene hat hin und wieder einen Muskelkrampf im Bein. Im Alter nimmt die Häufigkeit noch zu – 33 bis 50 Prozent der über 65-Jährigen klagen darüber mindestens einmal pro Woche. Viele trifft es nachts, viele aber auch beim Sport. Ältere Menschen sind häufig betroffen, wenn ihre Muskeln stark verkürzt sind und sie nicht gezielt durch Bewegung gegensteuern. „Manchmal reicht schon ein schlecht sitzender Schuh, falsches Auftreten oder kaltes Wasser im Schwimmbad, um die Muskeln zu verhärten“, so Maroß weiter.

Ursachen

Damit Muskeln sich anspannen und entspannen können, brauchen sie unter anderem Kalzium und Magnesium. Fehlt es an Magnesium, dann ist das körperliche Gleichgewicht gestört, Verspannungen und Krämpfe sind mögliche Folgen. Während der Schwangerschaft kann es ebenfalls zu Magnesiummangel und damit zu Wadenkrämpfen kommen.

Auch andere Ursachen sind möglich, zum Beispiel:

  • Der Wasser-Salz-Haushalt des Körpers ist gestört: Gründe können unter anderem sehr starkes Schwitzen, zu wenig trinken, Durchfall und Erbrechen, Alkoholmissbrauch oder eine Nierenschwäche sein.
  • Manche Medikamente wie Abführmittel oder bestimmte Bluthochdruckmedikamente können zu entsprechenden Krämpfen führen.
  • Gleiches gilt für Hormon- und Stoffwechselstörungen wie Schilddrüsenerkrankungen oder Diabetes.

 

O-Ton von Dr. Astrid Maroß, Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie im AOK-Bundesverband

Magnesiumhaltige Lebensmittel

Wer gelegentlich einen Wadenkrampf hat, braucht meist keine ärztliche Behandlung. Betroffene sollten aber auf jeden Fall ihre Ernährung überprüfen: Der Körper produziert das Magnesium nicht selbst, sondern es muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Nüsse, Kürbis- und Sonnenblumenkerne sowie Vollkorn- und Milchprodukte, grünes Freilandgemüse, Bananen und Haferflocken sind unter anderem gute Magnesium-Lieferanten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen – abhängig von Alter und Geschlecht – eine tägliche Zufuhr von 300 bis ca.350 Milligramm über die normale Ernährung. Zusätzlich zu einer magnesiumhaltigen Ernährung ist es auch wichtig, viel zu trinken. Hilfreich kann im Einzelfall auch die Einnahme von Magnesium sein. Beim Kauf von Mineralwasser sollte man ebenfalls auf den Magnesiumgehalt achten; dieser ist auf dem Etikett zu finden. Ab 50 Milligramm Magnesium pro Liter gilt Mineralwasser als magnesiumreich.

Wann medizinische Abklärung nötig ist

Wenn die Krämpfe jedoch häufig auftreten, sehr schmerzhaft sind oder mit anderen Symptomen einhergehen, ist es ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, um die genaue Ursache abzuklären. Denn auch bestimmte Erkrankungen wie Diabetes, Durchblutungs- oder Gefäßerkrankungen, Parkinson oder andere neurologische Erkrankungen können Wadenkrämpfe auslösen. Mit einer Blutuntersuchung kann festgestellt werden, ob tatsächlich ein Magnesiummangel der Grund für die Beschwerden ist und eine zusätzliche Einnahme von Magnesium als Nahrungsergänzungsmittel erforderlich ist. Dabei wird auch geklärt, ob noch weitere Auffälligkeiten im Wasser-Salz-Haushalt vorliegen, die anderweitig untersucht oder behandelt werden müssen.

Tipps für den Alltag

Darüber hinaus sind folgende Tipps hilfreich, um im Alltag Wadenkrämpfe zu vermeiden:

  • Auf regelmäßiges Trinken achten, auch während des Sports – und vor allem auch bei Hitze
  • Stress gezielt abbauen durch Entspannungsmethoden, denn dadurch vermindert sich insgesamt die Muskelanspannung
  • Vor dem Sport aufwärmen und die Muskeln dehnen
  • Nicht über die persönliche Belastungsgrenze hinausgehen.
  • Häufiger Pausen einlegen