AOK bezieht Stellung: Kein Misstrauen bei Krankmeldungen
Arbeitsunfähigkeit in der Region Bodensee-Oberschwaben aktuell umstritten: Laut einer Civey-Befragung der AOK arbeiteten 2024 viele Arbeitnehmer trotz Krankheit
Region Bodensee-Oberschwaben. Die AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Bodensee-Oberschwaben legt neben einer Analyse der Krankmeldungen ihrer Versicherten die Ergebnisse einer aktuellen Civey-Umfrage vor. Diese bietet wertvolle Einblicke in die Gesundheit der Erwerbstätigen in der Region. Die Ergebnisse zeigen die häufigsten Krankheitsgründe und deren Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit. Markus Packmohr, Geschäftsführer der AOK Bodensee-Oberschwaben, sieht keinen Anlass zum Misstrauen bei Krankmeldungen. „Karenztage könnten auch dazu führen, dass sich Angestellte bereits am ersten Tag einer Krankheit wird in der Medizin als Abweichung von Gesundheit oder Wohlbefinden verstanden. Allerdings stößt die… eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen lassen - das wiederrum würde die Arztpraxen noch voller machen, als sie es bereits heute sind.“
37,5 Prozent der Befragten gaben an, sich in den letzten 12 Monaten aufgrund einer Erkältung krankgemeldet zu haben. Es folgen Muskel-Skelett-Erkrankungen mit 13,5 Prozent, Corona mit 13,3 Prozent und psychische Gründe mit 8,3 Prozent. 5,7 Prozent blieben wegen der Krankheit eines Kindes zu Hause. Dies verdeutlicht, dass Erkältungen in der kalten Jahreszeit weiterhin die Hauptursache für Krankmeldungen sind.
„Krankheiten, egal, ob es um einen Atemwegsinfekt, eine Krebserkrankung oder um eine Depression geht, können jede beschäftigte Person treffen. Angesichts des aktuellen Fachkräftemangels und der älter werdenden Belegschaften sollten alle Chancen genutzt werden, damit die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten langfristig erhalten bleibt“, betont Markus Packmohr, AOK-Geschäftsführer. „Bei diesen Krankheitsbildern und auch für andere, die häufige und lange Ausfälle am Arbeitsplatz mit sich bringen, gibt es gute und wirksame Präventionsangebote, die sowohl individuell als auch in Betrieben umgesetzt werden können. Darauf sollte vor allem gesetzt werden, um die Gesundheit langfristig zu fördern, die Arbeitsfähigkeit zu erhalten und so Fehltage zu vermeiden“, erklärt Alexander Gohm, AOK-Fachkraft für Betriebliches Gesundheitsmanagement.
Besorgniserregend ist, dass drei Viertel der Befragten trotz Krankheit zur Arbeit gingen. Dies zeigt den Druck auf Arbeitnehmer und wirft Fragen zur Gesundheit am Arbeitsplatz auf. „Gerade bei spezifischen vulnerablen Gruppen besteht das Risiko, dass notwendige krankheitsbedingte Ausfalltage nicht in Anspruch genommen werden. Leidtragende sind an erster Stelle die Beschäftigten, die durch einen solchen Raubbau an ihrem Körper die kurz- und langfristigen Folgen zu tragen haben und auch eine Chronifizierung ihrer Erkrankung in Kauf nehmen. Auch die Betriebe tun sich keinen Gefallen, wenn sie einen kranken Beschäftigten arbeiten lassen, da Produktionsverluste drohen, beispielsweise durch ansteckende Krankheiten, die auf andere Mitarbeitende übertragen werden“, hebt der AOK-Geschäftsführer hervor.
Eine Analyse der Arbeitsunfähigkeitsmeldungen (AU) der AOK-Versicherten in Bodensee-Oberschwaben zeigt einen starken Anstieg der Krankmeldungen im Jahr 2022. In den beiden Folgejahren 2023 und 2024 verharrten die Zahlen dann auf ähnlichem Niveau. Ein wesentlicher Faktor dürfte die Zunahme von Atemwegserkrankungen nach dem Ende der coronabedingten Hygienemaßnahmen sein. Eine Rolle spielt bei der Statistik aber auch die Anfang 2023 eingeführte elektronische Krankmeldung. Die alten Papierbescheinigungen wurden oft nicht an die Kassen weitergeleitet und gingen damit nicht in die Statistik ein. „Wie groß dieser Effekt ist, lässt sich nicht genau beziffern“, so Markus Packmohr weiter.
Landkreis Ravensburg: 2021: 4,9 %, 2022: 6,1 %, 2023: 5,8 %, 1. Halbjahr 2024: 5,7 %
Landkreis Sigmaringen: 2021: 5,0 %, 2022: 6,3 %, 2023: 6,0 %, 1. Halbjahr 2024: 6,0 %
Bodenseekreis: 2021: 4,6 %, 2022: 5,6%, 2023: 5,3%, 1. Halbjahr 2024: 5,3 %
Eine weitere Auswertung der AOK-Versicherten zeigt in Bodensee-Oberschwaben über die Jahre deutliche Schwankungen bei der Häufigkeit von Atemwegsinfektionen. 2019 waren 75.923, 2020 71.798, 2021 65.982, 2022 108.440 und 2023 89.035 erkrankte AOK-Versicherte wegen einer akuten Atemwegsinfektion in ärztlicher Behandlung. Es fließen nur die Personen in die Auswertung ein, die sich tatsächlich in ärztlicher Behandlung befanden. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher ausfallen.
Landkreis Ravensburg: 33.070 (2019), 31.099 (2020), 28.512 (2021), 46.123 (2022), 38.185 (2023)
Landkreis Sigmaringen: 24.375 (2019), 23.275 (2020), 21.252 (2021), 35.416 (2022), 28.493 (2023)
Bodenseekreis: 18.478 (2019), 7.424 (2020), 16.218 (2021), 26.901 (2022), 22.357 (2023)
ICD10-Codes: J00, J01, J02, J03, J04, J05, J06, J09, J10, J11, J12, J13, J14, J15, J16, J17, J18, J20, J21, J22
„Um Übertragungen bei Atemwegserkrankungen zu vermeiden, können die in der Corona-Zeit erprobten Hygieneregeln helfen – auch am Arbeitsplatz. Es ist beispielsweise ratsam, sich von überfüllten oder unzureichend belüfteten Meetingräumen fernzuhalten und den persönlichen Kontakt mit Kollegen auf ein Minimum zu beschränken. Generell sollten Beschäftigte eine Verschleppung beziehungsweise Chronifizierung ihrer Erkrankung vermeiden. Mit einer chronischen Krankheit schaden sie sich in erster Linie selbst, aber auch den Unternehmen, wenn sie dann längerfristig krankheitsbedingt ausfallen“, so Alexander Gohm weiter.
Hinweis für die Redaktionen:
Civey hat für die AOK Baden-Württemberg vom 20.12. bis 27.12.2024 online 5.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren und 2.500 Erwerbstätige befragt, darunter 270 Erwerbstätige Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 beziehungsweise 3,7 Prozentpunkten beim jeweiligen Gesamtergebnis.