Pressemitteilung

Immer mehr Heranwachsende leiden unter Schulangst

27.09.2023 AOK Baden-Württemberg, Heilbronn-Franken 4 Min. Lesedauer

In Baden-Württemberg ist die Betroffenenzahl innerhalb von fünf Jahren um 6,6 Prozent gestiegen

Cybermobbing
Symbolbild Cybermobbing

Heilbronn-Franken. Schülerinnen und Schüler, die in Bildungseinrichtungen häufig Herabsetzungen und Beleidigungen ausgesetzt sind, entwickeln Ängste vor dem Schulbesuch und werden auf Dauer krank davon. Gründe für die Schulangst sind oft Mobbing oder Cybermobbing. Dies wird durch aktuelle Studien der Weltgesundheitsorganisation Die WHO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die als Koordinationsbehörde der… (WHO) und der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Baden-Württemberg bestätigt. Laut AOK sind die Erkrankungen, die unmittelbar auf Schulangst zurückzuführen sind, in Baden-Württemberg von 2017 bis 2021, bei den AOK-Versicherten zwischen 6 und 19 Jahren, jährlich um 6,61 Prozent gestiegen. Fachleute rechnen mit einer sehr hohen Anzahl von Personen, die nicht in Behandlung waren, aber erkrankt sind.

Waren im Jahr 2017 im Land noch 8.987 heranwachsende AOK-Mitglieder wegen Schulangst beim Arzt Die ärztliche Berufsausübung, die Ausübung der Heilkunde, setzt nach der Bundesärzteordnung eine… , so stieg die Zahl bis 2021 auf 11.839. Auffallend ist der starke Anstieg bei den Mädchen um 10,29 Prozent jährlich.

Zahlen aus den Landkreisen

Im Landkreis Heilbronn erhöhten sich die Behandlungszahlen von 191 im Jahr 2017 auf 249 im Jahr 2021 und im Stadtkreis Heilbronn im gleichen Zeitraum von 123 auf 127.

Im Hohenlohekreis erhöhten sich die Behandlungszahlen von 135 im Jahr 2017 auf 172 im Jahr 2021. 

Im Main-Tauber-Kreis erhöhten sich die Behandlungszahlen von 369 im Jahr 2017 auf 547 im Jahr 2021. Im Vergleich zu den Nachbarlandkreisen Hohenlohe (172 Fälle) und Schwäbisch Hall (272 Fälle) ist dies ein extrem hoher Wert. 

Viele der Schulangst-Erkrankungen sind die Auswirkungen von Mobbing-Erfahrungen der Betroffenen. Die Folgen von Mobbing sind vielfältig und schwerwiegend. Sie umfassen – neben akademischen Leistungseinbußen und Schulvermeidung – erhöhte Risiken für Depressivität, Suizidalität und psychosomatische Beschwerden.

Längsschnittstudien weisen darauf hin, dass Mobbingerfahrungen zu den führenden Risikofaktoren für psychische Erkrankungen gehören. Cybermobbing – die Diffamierung und Beleidigung von Menschen im Internet – spielt in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle. Sandra Goal, Psychologin bei der AOK Baden-Württemberg: „Es gibt etwa 1,8 Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland, die bereits mindestens einmal Opfer eines Cybermobbing-Angriffs wurden.“

Durch Cybermobbing wird die Lebensqualität der Opfer erheblich eingeschränkt. Psychologin Sandra Goal: „Als Folgen sind belegt: psychosomatische Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen, Bettnässen, gestörtes Essverhalten sowie Gefühle der Hilflosigkeit und Trauer. Weiter sorgen die Angriffe für ein verringertes oder negatives Selbstwertgefühl, sozialen Rückzug, Isolation, Beziehungsprobleme, Leistungsabfall in der Schule bis hin zu Meidung der Schule oder des Arbeitsplatzes. Dies geht einher mit emotionalem Leid, erhöhtem Depressionsrisiko, verstärktem Angsterleben und selbstverletzendes bis hin zu suizidalem Verhalten.“

Sollten Eltern, Freunde oder Lehrkräfte den Verdacht haben, dass Mobbing stattfindet, sollten sie unmittelbar darauf reagieren und signalisieren, dass eine Grenze überschritten wurde. Die Opfer sollten in jeder Phase ernst genommen und unterstützt werden. Bei Cybermobbing bieten die „Melde-Button“, den die meisten Social-Media-Kanäle haben, eine erste Möglichkeit einzuschreiten. Über diese können Jugendliche, ihre Eltern oder auch Dritte Profile und Vorgänge melden, die gegen einen respektvollen Umgang auf diesen Plattformen verstoßen. Werden Jugendliche per Handy-Chat beleidigt, sollten sie entsprechende Nummern blockieren. Umfassende Tipps und Hilfestellungen sind auf www.cybermobbing-hilfe.de zu finden.

Dr. René Schilling
Pressesprecher

Dr. René Schilling