Umfrage zur AOK-Familienstudie: Ernährung ist ein Wissensthema
Der Süden der Republik tut sich etwas leichter mit der Nachhaltigkeit
Stuttgart. Die AOK-Gemeinschaft hat heute ihren wissenschaftlichen Bericht zur Familienstudie 2022 veröffentlicht. Beim Thema nachhaltige Ernährung machen die Ergebnisse vor allem auf Wissensdefizite aufmerksam, die zeigen, dass Aufklärungsarbeit dringend nötig ist. In den südlichen Bundesländern und in den Stadtstaaten ist das Bewusstsein für den Stellenwert nachhaltiger Ernährung offenbar stärker ausgeprägt als in den nördlichen und östlichen Ländern, aber Luft nach oben gibt es überall: Während bundesweit 32 Prozent der befragten Eltern nachhaltige Ernährung für bedeutend oder sehr bedeutend halten, sind es in Baden-Württemberg immerhin 35 Prozent.
Das in Berlin angesiedelte IGES Institut hat zur Familienstudie der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… rund 8.500 Eltern befragt. Deutlich wurde, dass eine Mehrheit von 82 Prozent der Teilnehmenden in der Klimakrise eine große Bedrohung für die Zukunft ihrer Kinder sieht und 79 Prozent den Einfluss der Ernährung auf Klima und Umwelt als bedeutsam einschätzen. Rückschlüsse auf ihr Ernährungsverhalten zieht aber nur eine Minderheit. „Das Thema ist noch sehr stark abhängig vom persönlichen Hintergrund. Einige Eltern hängen es sehr hoch, andere können oder wollen ihren Kindern dazu nichts vermitteln“, sagt die Vorsorge Für die medizinische Vorsorge und die Rehabilitation gilt der Grundsatz ambulant vor stationär – das… - und Präventionsspezialistin Gabriele Weidner von der AOK Baden-Württemberg. „Es gibt Missverständnisse und Fehlinterpretationen. So kommt es vor, dass nachhaltige Ernährung mit fleischlosem Essen gleichgesetzt wird. Völligen Fleischverzicht halten viele für eine Form der Mangelernährung.“ Vielleicht zeigt deshalb die aktuelle Umfrage, dass bundesweit sogar 38 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass nachhaltige Ernährung ungesund sei.
Immerhin gaben in Baden-Württemberg 42 Prozent der befragten Eltern an, dass ihre Kinder eine fleischreduzierte Ernährung erhielten, womit das Land nach Berlin mit 47 Prozent bundesweit an zweiter Stelle der Befürworter einer solchen Ernährung liegt. Für „sehr ausbaubedürftig“ hält Gabriele Weidner die Ernährungskompetenz der Bevölkerung dennoch. „Wir setzen uns für die Einführung eines Schulfaches ‚Gesundheit‘ ein, denn es darf nicht an den Eltern allein hängen bleiben, Kinder frühzeitig für den Stellenwert der Ernährung zu sensibilisieren.“ Wer schon beim Einkauf sehen könne, ob bestimmte Nahrungsmittel gesund sind oder eher mit Vorsicht genossen werden sollten, sei klar im Vorteil. Ist Ernährungskompetenz also vor allem ein Bildungsthema?
„Leider scheint das so zu sein“, vermutet Weidner auf Grundlage der IGES-Daten. Diesen zufolge haben der sozioökonomische Status der Befragten sowie der Bildungsgrad der Eltern großen Einfluss darauf, wie nachhaltig sich Familien ernähren. Während bundesweit für 39 Prozent der Befragten mit Hochschulreife nachhaltige Ernährung eine sehr hohe oder hohe Bedeutung hat, ist das für Befragte mit einem Haupt- oder Volksschulabschluss nur bei 23 Prozent der Fall. „Das unterstreicht unsere These, dass Wissensvermittlung viel zu einer besseren Ernährungskompetenz der Bevölkerung beitragen kann.“ Offenheit dafür sieht Weidner durchaus bei vielen Eltern gegeben, denn immerhin 87 Prozent der Erziehenden wünschen sich, dass ihre Kinder im Schulunterricht etwas über klima- und umweltfreundliche Ernährung lernen. Das Kultusministerium in Baden-Württemberg zeigt in den ersten bis zehnten Klassen mit dem von der AOK unterstützten Programm „Science Kids“, dass sich Gesundheitsbildung durchaus in die regulären Unterrichtsfächer der Schulen integrieren lässt.
Die praktische Umsetzung einer nachhaltigen Ernährung ist nach Ansicht von Gabriele Weidner weniger schwierig, als viele vermuten mögen: „Es gibt keinen Widerspruch zwischen gesund und klimafreundlich“, sagt sie. „Wer fünfmal täglich eine Handvoll Obst zu sich nimmt, Rohkost oder gegartes Gemüse isst, ernährt sich gesund. Und wenn diese Nahrungsmittel aus der eigenen Region stammen und zur Saison passen, hilft das uns allen auch noch dabei, CO2 einzusparen.“