Pressemitteilung

Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen nehmen stetig zu

16.01.2023 AOK Baden-Württemberg, Schwarzwald-Baar-Heuberg 3 Min. Lesedauer

Dünn, dünner, allein: Vor allem Mädchen und junge Frauen sind davon betroffen, immer häufiger jedoch auch Jungen. Die Rede ist von Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen.

Tuttlingen. Im Landkreis Tuttlingen verzeichnet die AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg einen deutlichen Anstieg bei Jungen im Alter von 5 bis 19 Jahren. Innerhalb von fünf Jahren stieg der Anteil der Betroffenen von 48 auf 103 Kinder/Jugendliche im entsprechenden Alter. 

Auch bei den Mädchen im Alter von 5 bis 19 Jahren steigt die Anzahl der Betroffenen von 166 im Jahr 2017 kontinuierlich auf 205 Betroffene im Jahr 2021 an. Dies entspricht einem Zuwachs um 23 Prozent innerhalb von 5 Jahren. Von der Statistik erfasst wurden dabei bei der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… versicherte Kinder und Jugendliche, die sich in ärztlicher Behandlung befanden.

Essstörungen können für die Betroffenen schwere Folgen haben. Von sozialem Rückzug, ausgelöst durch Schamgefühle und damit einhergehendem geringem Selbstwertgefühl, bis hin zu Mangelernährung, Angststörungen und Depressionen.

Die relevantesten Essstörungen sind Anorexie (Magersucht), Bulimie (Erbrechen und die Binge-Eating-Störung (Heißhungerattacken) sowie Mischformen daraus. Anorexie und Bulimie treten bei Mädchen und Frauen 10-mal häufiger als bei Jungen und Männern in Erscheinung. Bei der Binge-Eating-Störung ist der Unterschied geringer. Die Anorexie beginnt in der Regel früher - meist bereits im Kindes-/Jugendalter, während die Bulimie und die Binge-Eating-Störung häufig erstmals im frühen Erwachsenenalter auftreten. Mischformen aus Anorexie und Bulimie sind besonders tückisch, da sie schwer zu erkennen sind.

„Angehörige bemerken häufig als Erstes Veränderungen im Befinden, Verhalten und im Gewicht der Betroffenen“, erklärt Barbara Wilhelm, Präventions- und Ernährungsexpertin bei der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg in Tuttlingen. „Wichtig ist es, mit den Betroffenen in Kontakt zu treten und die eigene Wahrnehmung offen und wertfrei zu schildern. Ohne Vorwürfe oder Anschuldigungen. Es geht darum, Vertrauen zu schaffen“, so die AOK-Expertin.

„Die ersten Schritte sind also sich zu öffnen, sich gut beraten zu lassen und das Für und Wider einer Therapie zu besprechen. Erste Anlaufstelle kann hier der Hausarzt oder Kinderarzt, ein Facharzt Will ein Arzt nach erfolgter Approbation eine Fachgebietsbezeichnung (zum Beispiel Arzt für… für Psychosomatik oder auch eine psychosoziale Beratungsstelle sein“, so Barbara Wilhelm. Die Expertin weist darauf hin, dass es wichtig ist, gemeinsam mit den behandelnden Therapeuten zu überlegen, wie die Betroffenen am besten unterstützt werden können. Auf der Suche nach einer professionellen Behandlung können Angehörige und Freunde behutsam versuchen, Betroffene zu begleiten.

„Allen Essstörungen ist gemeinsam, dass sich die Betroffenen sehr um die eigene Figur und das Körpergewicht sorgen und Angst vor Gewichtszunahme haben. Mischformen sind besonders schwer zu erkennen. Darum ist ein aufmerksames Umfeld besonders wichtig.“

Barbara Wilhelm

Barbara Wilhelm

Präventions- und Ernährungsexpertin bei der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg

Die Therapie der Wahl bei Essstörungen ist eine ambulante Psychotherapie, die mit einer Ernährungstherapie ergänzt wird.

Ein Baustein jeder Psychotherapie ist eine ausführliche Aufklärung über das Krankheitsbild und die psychischen und körperlichen Folgen sowie die Information über gesundes Essverhalten und gesunde Ernährung. Weitere wichtige Therapiebausteine sind die Therapie der Körperbildprobleme, der Aufbau hilfreicher Strategien im Umgang mit negativen Gefühlen, niedrigem Selbstwert und Perfektionismus wie auch Hilfe im Umgang mit Rückfällen in gestörtes Essverhalten. Bei Bulimie und Binge-Eating-Störung sollen als Therapieziel Essanfälle bzw. auch Erbrechen reduziert werden.

Eine stationäre Therapie kann notwendig werden, wenn bei der Anorexie ein kritisches Untergewicht besteht oder auch wenn weitere psychische Störungen wie Depressionen, Angststörungen und starke Alltagseinschränkungen vorliegen.

Eines der wichtigsten Therapieziele bei der Anorexie ist es, wieder normalgewichtig zu werden – je höher die Gewichtszunahme während eines stationären Aufenthaltes, desto besser ist die Prognose.

Über das Krankheitsbild können sich Angehörige bei den Kinder-/Haus- oder Fachärzten oder auch über das Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Die BZgA fördert durch praktische Gesundheitserziehung und -aufklärung das verantwortungsbewusste… (BZgA): 0221-89 20 31 informieren.

Ihr Ansprechpartner und Pressekontakt

Porträt Nina Lägel
Pressesprecherin

Nina Lägel