Pressemitteilung

Pflegende Angehörige oft an Belastungsgrenze

10.11.2022 AOK Baden-Württemberg, Stuttgart-Böblingen 4 Min. Lesedauer

Viele Menschen pflegen ihre Angehörigen zu Hause. Die Pflegenden fühlen sich hier jedoch oft überfordert oder gestresst. Eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag der AOK macht nun auf die unterschätzte Belastung der pflegenden Angehörigen in der Landeshauptstadt aufmerksam. Pflegeberater der AOK Stuttgart-Böblingen bieten Betroffenen Unterstützung.

Älteres Paar

StuttgartImmer mehr Menschen in Stuttgart brauchen Pflege. Laut aktuellen Daten der AOK Stuttgart-Böblingen erhöhte sich die Anzahl der AOK-Versicherte in der Landeshauptstadt mit mindestens einem Pflegegrad seit 2017 von 10.966 auf 13.793 im Jahr 2021. Das ist ein Anstieg von 2.827 Versicherten. Mit einer jährlichen mittleren Veränderung von 6,1 Prozent liegt Stuttgart damit knapp über dem landesweiten Durchschnitt von 5,6 Prozent für den Zeitraum 2017 bis 2021. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der AOK Baden-Württemberg nahm die Gesundheitskasse nun die pflegenden Angehörigen in den Fokus.

Über 31 Prozent der Befragten aus Stuttgart gaben dabei an, dass sie privat eine auf Hilfe angewiesene Person pflegen (12,3 Prozent) oder pflegten (19 Prozent). Wie stark dieser persönliche Einsatz die eigne Freizeit und das eigene Privatleben beeinflusst, zeigen die Beschreibungen zur persönlichen Situation. So nannten 44,5 Prozent der Pflegenden, dass sie deshalb weniger Zeit für ihre Freunde haben, 48,5 Prozent haben weniger Zeit einem Hobby nachzugehen und 35,9 Prozent vernachlässigen sogar ihre Partnerin bzw. ihren Partner. Gleichzeitig haben 12,5 der befragten pflegenden Angehörigen ihre Arbeitszeit reduziert, 5,7 Prozent pausieren im Beruf und 5,3 Prozent haben ihren Beruf ganz aufgegeben. „Für viele pflegenden Angehörigen ist es schwierig, die Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… in das eigene Leben zu integrieren. Übernimmt man die Pflege eines Elternteils, bleibt oft das eigene Leben und die eigene Familie auf der Strecke. Man hat weniger Zeit für die Partnerschaft, Freunde und Hobbys. Einige müssen dafür im Beruf pausieren oder diesen gar aufgeben. Häufiger betroffen sind Frauen, denn laut Statistiken sind zwei von drei pflegenden Personen, die die unbezahlte Care-Arbeit übernehmen, weiblich.“, weiß Maren Baumbusch, Pflege-Expertin der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Stuttgart-Böblingen.

Die Pflege eines Angehörigen stellt aber auch einen psychischen Kraftakt dar. Laut Civey-Umfrage fühlen sich 30,7 Prozent der Pflegenden überfordert, 49,8 Prozent sind emotional von der Situation betroffen, 17,2 Prozent leicht reizbar und 44,1 Prozent fühlen sich ständig müde. Die geringe Wertschätzung gegenüber der geleisteten Arbeit wird mit 32,3 Prozent angegeben. „Zwei Drittel der pflegenden Angehörigen im erwerbsfähigen Alter arbeiten noch. Viele von ihnen bringt die Pflege an die Belastungsgrenze Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind - mit Ausnahme bei den Fahrkosten - von allen… . Das wirkt sich mit ständiger Müdigkeit, Überforderung und Reizbarkeit aus. Viele pflegenden Angehörigen macht vor allem die emotionale Betroffenheit und die fehlende Wertschätzung der Gesellschafft zu schaffen.“, gibt Pflegeexpertin Baumbusch Einblicke in den Alltag der pflegenden Angehörigen. Die Pflegeberater der AOK Stuttgart-Böblingen stehen dabei den pflegenden Angehörigen zur Seite und beraten zu Unterstützungs- und Entlastungsmöglichkeiten.

Trotz der hohen persönlichen Belastung wollen jedoch viele pflegenden Angehörige selbst Zuhause gepflegt werden (63,7 Prozent). 22,7 Prozent der Befragten würden gerne an alternativen Orten, wie zum Beispiel in einer Pflege-WG, gepflegt werden. Stationär gepflegt wollen hingegen die Wenigsten (5,6 Prozent). „Die Zahlen sprechen für sich. Aus diesem Grund brauchen wir eine Reform der Pflegeversicherung Die Pflegeversicherung wurde 1995 als fünfte Säule der Sozialversicherung eingeführt. Ihre Aufgabe… , die neben der Finanzierung, den Menschen Entscheidungsspielraum gibt, wo und von wem sie gepflegt werden wollen.“, betont Maren Baumbusch. „Dazu muss das Leistungsrecht flexibilisiert werden, Sektorengrenzen zwischen Pflege- und Krankenkasse müssen fallen. Die Verantwortung sollte fair verteilt werden – auf männlichen und weiblichen Schultern, auf professionelle und freiwillige Leistungen. Pflege in der Häuslichkeit funktioniert nur durch das Zusammenspiel von Angehörigen, Pflegediensten und Ehrenamtlichen.“, fordert die AOK-Pflegeexpertin abschließend.

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Porträt Wassiliki Babel
Pressesprecherin

Wassiliki Babel