Vom Rechner in die Praxis

Das Vorstandstrio spricht über neue Gesetze, innovative Versorgung und die Macht der Daten.

IBM gehört zu den Partnern der AOK bei der Entwicklung der neuen elektronischen Patientenakte. Grund genug für Alexander Stütz, Johannes Bauernfeind und Gordana Marsic den revolutionären Quantencomputer in Ehningen unweit von Stuttgart zu besichtigen.

Herr Bauernfeind, auf einer Skala von eins bis zehn – wie digital sind Sie unterwegs?

Johannes Bauernfeind: Zwischen sieben und acht. Ich nutze digitale Lösungen immer, wenn es geht. Unter anderem die Kunden-Apps der AOK und natürlich habe ich eine elektronische Patientenakte (ePA).

Frau Marsic, Sie tragen eine Fitness-Uhr. Wie wäre es, wenn Ihr Arzt Zugriff auf Ihre Vitaldaten hätte?

Gordana Marsic: Tatsächlich geht ein Teil meiner persönlichen Vitaldaten bereits an meinen Arzt. Im Moment ist so etwas noch die Ausnahme. Aber um allen Menschen mehr gesunde Lebensjahre zu ermöglichen, sollten wir den kompletten Handlungsspielraum nutzen, und dazu gehören auch Gesundheitsdatennutzung und KI. Menschen über mögliche Risiken zu informieren und auf ihrem Weg in ein gesünderes Leben zu begleiten, ist wichtig.

Alexander Stütz: Durch das Gesundheitsdatennutzungsgesetz haben wir weitreichende Möglichkeiten bekommen, um die uns als Krankenkasse vorliegenden Daten auswerten zu dürfen. Durch diese Erkenntnisse können wir individualisierte Impulse an unsere Versicherten geben, beispielsweise bei drohenden schwerwiegenden Erkrankungen oder zur Gesunderhaltung. Darüber hinaus schaffen die „ePA für alle“ ab Januar 2025 und auch das bereits eingeführte eRezept mehr Transparenz über das Leistungsgeschehen und mehr Möglichkeiten für eine gezielte Kommunikation mit unseren Versicherten.

Also ist das Gesundheitsdatennutzungsgesetz eine rundum gute Sache?

Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender
der AOK Baden-Württemberg

Johannes Bauernfeind: Es schafft gemeinsam mit dem Digital-Gesetz eine gute Grundlage, um in der Digitalisierung einen deutlichen Schritt nach vorn zu kommen. Dafür wird es allerhöchste Zeit! Aber wir sehen auch Nachbesserungsbedarf. Ein Beispiel: Wenn wir über die Abrechnungsdaten eine kritische Medikationssituation feststellen, möglicherweise mit Wechselwirkungen, dürfen wir dies nur gegenüber unserem Versicherten kommunizieren. Dabei wäre es viel besser, hier auch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte einzubeziehen, um Verunsicherung zu vermeiden und auch unmittelbar eine bessere Behandlung einzuleiten. Momentan ist uns das untersagt.

Gordana Marsic: Auch unsere Kommunikation Richtung Leistungserbringer ist reglementiert. Dabei würde schon allein ein besserer Austausch mit Ärzten und Ärztinnen oder anderen Heilberufen viel bringen.

Welche Verbesserungen erwarten Sie durch die elektronische Patientenakte, die ePA für alle?

Alexander Stütz: Die Einführung ist dringend erforderlich und wird ein Gamechanger für das Gesundheitswesen sein – für Versorgung und Forschung. Damit wird die Benutzung von anderen digitalen Anwendungen um ein Vielfaches einfacher. Das ist längst überfällig. Aber es war auch wichtig, eine Akte zu konzipieren, bei der die Patientinnen und Patienten die Datenhoheit haben und die dadurch ein hohes Schutzniveau bietet.

Johannes Bauernfeind: Die ePA als „Zusammenarbeitsformat“ für Leistungserbringer bietet großes Potenzial. Am Ende hängt der Erfolg von den umsetzenden Akteuren ab. Die Ärztin oder der Arzt kann durch die ePA viel Zeit sparen. Technisch gibt es noch Hürden, weil es noch keine automatisierte Übertragung aus dem Krankenhausinformationssystem, aus dem Arztinformationssystem oder aus dem Praxisverwaltungssystem in die ePA gibt. Das muss sich noch ändern.

Steht die AOK denn schon bereit für 2025 mit ihrer Version der elektronischen Patientenakte?

Alexander Stütz: Wir haben „AOK Mein Leben“, die elektronische Patientenakte des AOK-Systems, schon seit 2021 im Einsatz und liegen gut in der Zeit bei der Umsetzung der neuen Vorgaben, insbesondere des Opt-out-Verfahrens, sodass wir die ePA ab Januar 2025 allen anbieten können – mit einer hohen Nutzerfreundlichkeit für unsere AOK-Versicherten.

„Die 'ePA für alle' wird ein Gamechanger fürs Gesundheitswesen sein – für die Versorgung, aber auch für die Forschung.“

Alexander Stütz

stellvertretender Vorstandsvorsitzender

Was ist mit Nutzerfreundlichkeit gemeint?

Gordana Marsic: Wir achten sehr auf den Kundenblick und auf die Benutzerfreundlichkeit. Nur wenn unsere digitalen Angebote verständlich und leicht handhabbar sind, können sie auch erfolgreich sein. Nicht nur bei unseren Versicherten, sondern auch bei anderen Partnern, den Leistungserbringern beispielsweise. Wichtig ist auch das Thema Sicherheit: Von der gematik sind gute Regelungen vorgegeben worden. Unsere Versicherten sollen uns vertrauen können. Und dieses Vertrauen bestätigen wir mit einer hohen Verfügbarkeit und einem hohen Sicherheitsstandard.

Baden-Württemberg will mit Medi:cus eine eigene Cloudplattform für den Austausch von Gesundheitsdaten starten. Macht das die ePA nicht überflüssig?

Johannes Bauernfeind: Nein, weil mit der ePA kein unmittelbarer Austausch von Patientendaten möglich ist. Medi:cus will die Versorgung durch eine effektive Daten- und IT-Nutzung vorantreiben, indem die Cloudlösung Daten schnell zusammenbringt und für die Forschung nutzbar macht. Das ist gut und wichtig. In der ePA dagegen liegen „nur“ die Einzelpersonendaten. Sie ist zentraler Bestandteil für die Vernetzung zwischen Fachpersonal und Erkranktem und geeignet, um Patientinnen und Patienten auf ihrem Versorgungspfad gezielter, einfacher und schneller behandeln zu können. In einer Notfallsituation sind alle relevanten Infos abrufbar. Entscheidend dafür ist, dass die Daten strukturiert vorliegen, nicht als verschlüsselte PDFs, wie das bisher der Fall ist. Aber das will die nächste Version, die ePA 3.0, besser machen.

Welche Daten hat eine Krankenkasse überhaupt?

Johannes Bauernfeind: Es sind viel weniger Daten, als viele glauben. Wir haben nur die für die Abrechnung einer Behandlung erforderlichen Diagnosedaten und OP-Ziffern. Wir wissen beispielsweise, dass eine Person wegen Diabetes Typ 1 regelmäßig beim Hausarzt ist und welche Medikamente sie bekommt. Wir wissen aber nicht, wie der Blutdruck aussieht, wir wissen nicht, welche Blutzuckerwerte diese Person hat oder wie viel sie wiegt. Diese Daten sind dann alle in der ePA drin, aber so verschlüsselt, dass wir keinen Zugriff darauf haben. Und das sollte auch so bleiben.

Und was macht die AOK mit den ihr vorliegenden Daten über die Abrechnung hinaus?

Grodana Marsic, Mitglied des Vorstands

Gordana Marsic: Wir setzen sie zur Verbesserung der Versorgung ein. Es gibt inzwischen einige Beispiele, eines davon ist unser Programm PraCMan, ein anderes die Datenbank SAHRA. Schon heute werden unsere anonymisierten Abrechnungsdaten zudem für die Forschung genutzt, unter anderem in einer Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, bei der es darum geht, Gesundheitsrisiken durch Umwelteinflüsse, wie Feinstaub oder Temperatur, zu erkennen.

Alexander Stütz: In einem weiteren Gemeinschaftsprojekt entwickeln wir mit DocPad eine Anwendung, die in Krankenhäusern und Praxen zum Einsatz kommen soll. Sie zeigt über ein KI-gestütztes Berechnungsmodell auf, wie die Wahrscheinlichkeit bestimmter Diagnosen und wie die Vorteilhaftigkeit bestimmter Therapien ist. Da braucht man eine Menge Daten von vielen Patientinnen und Patienten, die natürlich ebenfalls anonym hinterlegt sind.

„Um allen Menschen mehr gesunde Lebensjahre zu ermöglichen, müssen wir auch unsere Daten und KI nutzen.“

Gordana Marsic

Mitglied des Vorstands

Was geht in Sachen Prävention? Sicher noch mehr, als dass die AOK ihre Versicherten an Vorsorgeuntersuchungen erinnern kann?

Gordana Marsic: Unser Ziel ist es, Krankheiten zu verhindern und so gesunde Lebensjahre zu verlängern und Lebensqualität zu steigern. In der Frage, wie wir Gesundheitsdaten effektiv für die Prävention nutzen können, hinken wir hierzulande leider noch hinterher. Unser Entwicklungsprojekt „Prävention in der HZV“ ist genau darauf ausgerichtet. Es soll so funktionieren: Ein Arzt oder eine Ärztin kommt auf uns zu, weil er oder sie eine Person betreut, die einen Gesundheitscoach brauchen könnte. Die Patientin oder der Patient wird über die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) an uns vermittelt. Und wir begleiten den Versicherten über mehrere Monate und versuchen so, bestehende Krankheiten zu lindern und neue zu verhindern. Wir bemühen uns, ein breites Angebot aufzustellen, um so viele Menschen wie möglich in allen Lebensphasen zu erreichen.

Johannes Bauernfeind: Dabei schauen wir vor allem auf die, die ihre Gesundheit noch nicht im Blick haben, um Krankheiten zu verhindern, bevor sie sich manifestieren. Durch „Prävention in der HZV“ erhoffen wir uns, einen anderen Zugang zu diesen Menschen zu bekommen. Und wir können Gesundheitsdaten dabei auch nutzen, um zu verstehen, welche Maßnahmen wirklich funktionieren.

Wo sehen Sie beim Thema Digitalisierung den größten Bedarf seitens der Kundschaft?

Alexander Stütz: Unsere Kundinnen und Kunden schätzen es sehr, dass sie für einfache Anliegen, wie Adressänderung oder die Neubestellung einer Gesundheitskarte, unser Online-KundenCenter nutzen können. Dafür muss keiner mehr unnötige Wege auf sich nehmen. Es gilt allerdings hier, den richtigen Mix und die Balance zwischen analogen und digitalen Kundenerlebnissen zu finden. Bei manchen Sachverhalten können wir uns durchaus auch hybride – also die Kombination zwischen analog und digital – Beratungselemente vorstellen.

Wird es irgendwann nur noch virtuelle Kundenerlebnisse geben?

Alexander Stütz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg

Alexander Stütz: Das meine ich mit „hybriden Kundenerlebnissen“. Es gibt schwere Lebensphasen, in denen die Kompetenz und die persönliche Beratung unserer Kolleginnen und Kollegen vor Ort enorm wichtig ist. Letztlich entscheidet der Kunde oder die Kundin, welchen Kanal und welches Angebot er oder sie wahrnehmen möchte. Und wir empfehlen Beratungselemente für bestimmte Angelegenheiten. So unterstützt beispielsweise unsere digitale Gesundheitsassistentin NAVIDA in allen Fragen rund um das Thema Gesundheit. Die NAVIDA-App fördert ein gesundheitsbewusstes Leben und gibt Tipps für Bewegung im Alltag. Dafür sind wir eine Partnerschaft mit der Outdoor-App Komoot eingegangen. Ebenfalls ermöglicht NAVIDA eine Steigerung der Gesundheitskompetenz und den Zugang zur medizinischen Beratung (siehe Seite 15). Auch den Kontakt über die Videoberatung zu einem Kundenbetreuer oder einer Kundenbetreuerin werden wir gezielt als Beratungselement ausbauen.

Johannes Bauernfeind: Unsere Identität ist „GESUNDNAH“ – wir wollen nah am Menschen sein, das geht analog und digital. Wir haben bei Umfragen sehr gut bewertete Kundenerlebnisse, persönlich und virtuell. Auch in virtuellen Formaten wird es immer mehr positive Dienstleistungserlebnisse für unsere Versicherten geben. Der Maßstab für die Beratungsqualität ist dann eben nicht in erster Linie das gute Gespräch mit der Kundenberaterin, sondern dass ein Anliegen schnell, unkompliziert und fehlerfrei umgesetzt wird. Und auch jenseits des Themas Service haben wir uns vorgenommen, mit eigenen Anwendungen digitaler zu werden. Wir schauen uns den Spielraum durch das Gesundheitsdatennutzungsgesetz genau an und prüfen, welche Angebote wir für unsere Versicherten entwickeln können.

Werden Sie dann zukünftig mehr nach IT-Experten suchen als nach Sozialversicherungsfachleuten?

Gordana Marsic: Unsere Kernkompetenz ist die direkte Kundenberatung, und die behalten wir bei. Trotzdem müssen wir uns überlegen, welche Berufsbilder für die Zukunft wichtig sind. Digitalisierung, KI, Prozessoptimierung – dafür brauchen wir Menschen mit IT-Expertise. Auch Analytikerinnen und Analytiker sind gefragt, besonders mit Schwerpunkt Gesundheitsdatennutzung, um beispielsweise Versorgungsstrukturen neu zu denken. Hier zeigt sich allerdings auch die Schwierigkeit, solche Fachkräfte auf einem hart umkämpften Markt zu gewinnen.

Seit einer Befragung von 7.500 Menschen durch das Magazin Capital 2023 kann sich die Gesundheitskasse mit dem Titel „Attraktivster Arbeitgeber“ der Region schmücken. Da haben Sie doch auch einiges richtig gemacht ...

Gordana Marsic: Ja, wir sind auf einem guten Weg, und das, obwohl wir so eine starke Arbeitgeberkonkurrenz mit großen industriellen Unternehmen vor Ort haben. Was uns auszeichnet, ist die Sicherheit und Beständigkeit, die wir als Arbeitgeber geben. Wir entwickeln uns weiter, verändern uns durch die Digitalisierung, aber immer zusammen mit den Mitarbeitenden. Dazu bieten wir eine maximale Flexibilität, was Arbeitszeiten und Vereinbarkeit von Arbeit und Familie betrifft. Auch das Thema Nachhaltigkeit priorisieren wir. Unsere Markenstärke ist ein weiterer Pluspunkt. Damit können wir die jungen Generationen ansprechen. Ein Beispiel: Wir haben die Direktberatung auf Telefonie umgestellt und hatten in kürzester Zeit Unmengen an qualifizierten Bewerbungen für die ausgeschriebenen Stellen.

„Investieren wird schwieriger. Wir tun es da, wo wir glauben, einen deutlichen Fortschritt in der Versorgung erreichen zu können.“

Johannes Bauernfeind

Vorstandsvorsitzender

Ist die AOK Baden-Württemberg tatsächlich auch bei jungen Leuten angesagt?

Alexander Stütz: Absolut. Wir gehören seit Jahren zu den Top-Ausbildungsbetrieben in Baden-Württemberg. Im Arbeitgeber-Ranking der Schüler belegen wir Platz eins in der Kategorie „Versicherungen“. Das macht uns stolz. Gerade für die jungen Generationen wird der sogenannte Purpose immer wichtiger, also die sinnstiftende Aufgabe und Tätigkeit. In dieser Hinsicht haben wir viel zu bieten – für die Menschen im Land und deren Gesundheit tätig zu sein, ist etwas, das auch junge Menschen antreibt.

Johannes Bauernfeind: Unser Produkt ist moralisch hochwertig, damit kann man sich gut identifizieren. Wir sind nicht gewinnorientiert und bedienen keine Aktionäre. Das Geld, das wir einnehmen, investieren wir wieder in Versorgung und Service für unsere Versicherten. Wir sind innovativ und haben gute Ideen. Dazu kommt unsere regionale Verwurzelung. Wir bieten den Menschen aus der Region, in der sie sich wohlfühlen, einen sicheren Arbeitsplatz mit vielen Möglichkeiten an. Unser Arbeitszeitmodell und die Homeoffice-Regelungen sind überdurchschnittlich attraktiv. Darüber hinaus bezahlen wir sehr gut und haben ein vielfältiges Ausbildungs- und Weiterbildungsangebot.

Kommunikation ist ein wichtiger Punkt, will man die Versorgung verbessern. Die AOK Baden-Württemberg setzt sich für mehr Austausch zwischen allen Akteuren ein.

Beim Thema Innovation dreht sich gerade viel um künstliche Intelligenz. Wie weit ist die AOK damit?

Alexander Stütz: Die KI verändert vieles in allen Bereichen unseres Lebens, auch im Gesundheitswesen. Sie hat ein unglaubliches Potenzial, die Versorgung zu verbessern. Statistische Verfahren, Analysen, Erfassungsaufwände und viele andere Tätigkeiten kann uns die KI abnehmen und macht das auch schon in der sogenannten Dunkelverarbeitung, sodass wir uns auf die wesentlichen Aufgaben konzentrieren können. Es ist uns aber auch wichtig, die Sorgen und Bedenken der Menschen wahrzunehmen. Die Möglichkeiten der KI werden unsere heutige Lebens- und Arbeitswelt deutlich verändern. Es gilt hier mit Mut, Vertrauen und Zuversicht die Dinge anzugehen. Wir als AOK Baden-Württemberg schärfen hier bewusst unseren ethischen Kompass und gestalten unseren Weg, um den technologischen Fortschritt für unsere Kundinnen und Kunden im Sinne unserer Identität „GESUNDNAH“ zu realisieren.

Gordana Marsic: Wir haben im Unternehmen eine KI-Initiative gestartet, die alle Kompetenzen bündelt, um gezielt Themen wie Chatbot-Lösungen anzugehen. Das ist unter anderem für den Bereich Wissensmanagement interessant. Denn die KI kann die Kundenberaterin und den Kundenberater unterstützen und auch in der fachlichen Einarbeitung neuer Mitarbeitenden eine große Hilfe sein.

Neue Technologien kosten Geld. Hat die AOK BW angesichts der GKV-Finanzlage überhaupt Spielraum für Innovationen?

Johannes Bauernfeind: Der Abzug unserer Finanzreserven durch die Gesetzgebung hat uns natürlich getroffen. Ärgerlich ist das vor allem, weil diese Ersparnisse der Beitragszahlenden genutzt wurden, um Defizite in der Gesundheitspolitik zu verschleiern und nicht für Reformen, die das Gesundheitswesen finanziell stabilisieren. Wir müssen uns genau überlegen, wo wir investieren. Wir tun es da, wo wir glauben, mit einer Anwendung einen deutlichen Fortschritt in der Versorgung erreichen zu können. Und wir geben weiterhin mehr Geld aus für Hausarztzentrierte Versorgung und Facharztverträge. Damit haben wir eine effizientere Versorgung, die unterm Strich nachweisbar günstiger ist. Die jetzige Regierung hat es verpasst, relevante Reformvorhaben auf den Weg zu bringen. Die zukünftige muss früh anfangen, um den dringend nötigen Strukturwandel zu realisieren.