Gesundheitskompetenz - Was ist das?
Gesundheitskompetenz ist der Schlüssel zu einem gesundheitsförderlichen Verhalten. Doch viele Menschen haben Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen.
Gesundheitskompetenz erleichtert die Orientierung
Dank der Digitalisierung können immer mehr Menschen rund um die Uhr auf eine Fülle von Gesundheitsinformationen zugreifen. Gleichzeitig führt der medizinische Fortschritt zu einer immer stärkeren Spezialisierung im Gesundheitssystem. Diese Entwicklung stellt die Bürgerinnen und Bürger vor große Herausforderungen. Um in diesem Meer der Informationen und Optionen sicher navigieren zu können, ist eine gute Gesundheitskompetenz unverzichtbar.
Was versteht man unter Gesundheitskompetenz?
Darunter versteht man die Fähigkeit, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, kritisch zu beurteilen und auf die eigene Lebenssituation anzuwenden. Wer diese Fähigkeiten nicht oder nur in eingeschränktem Maße besitzt, kann sich weniger gut um seine Gesundheit kümmern. Die internationale Forschung hat nachgewiesen, dass eine Steigerung der Gesundheitskompetenz ein hohes Potenzial in Bezug auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die gesundheitliche Chancengleichheit hat.
International wird das Thema Gesundheitskompetenz bereits seit den 1970er-Jahren intensiv diskutiert. Der englischsprachige Begriff "Health Literacy" bedeutet wörtlich übersetzt: eine "auf Gesundheit bezogene Literalität“. Die Weltgesundheitsorganisation Die WHO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die als Koordinationsbehörde der… (WHO) definiert Health Literacy als Gesamtheit aller kognitiven und sozialen Fähigkeiten, die Menschen motivieren und befähigen, ihre Lebensweise gesundheitsförderlich zu gestalten. Zu diesen Fähigkeiten gehören der Zugang zu, das Verstehen von und ein konstruktiver Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen.
Die vier wichtigsten Aspekte von Gesundheitskompetenz
Jeder Zweite fühlt sich überfordert
Repräsentative Untersuchungen haben ergeben, dass mehr als die Hälfte der Bundesbürger nur über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz verfügt – und zwar quer durch alle Bevölkerungsschichten. Eine geringe Gesundheitskompetenz wirkt sich aber nicht nur nachteilig auf die individuelle Gesundheit aus, sondern hat auch Einfluss auf die Nutzung und die Kosten der Gesundheitsversorgung.
Neben den individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten hängt die Gesundheitskompetenz wesentlich davon ab, unter welchen gesellschaftlichen und sozialen Bedingungen Menschen leben und mit welchen Anforderungen ihre Lebenssituation und ihr Umfeld sie konfrontieren.
Große Lücken im Umgang mit digitalen Informationen
Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland tut sich schwer damit, Gesundheitsinformationen im Internet zu finden, zu verstehen und für sich zu nutzen. Das zeigt eine Studie der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… zur digitalen Gesundheitskompetenz, die im Dezember 2020 veröffentlicht wurde. Dafür wurden im Auftrag des AOK-Bundesverbandes bundesweit 8.500 Frauen und Männer zwischen 18 und 75 Jahren befragt.
52,4 Prozent der Befragten verfügt demnach nur über eine eingeschränkte digitale Gesundheitskompetenz. 48,4 Prozent fällt es schwer zu beurteilen, ob die Informationen zuverlässig sind oder nicht. 40,0 Prozent finden es zudem „schwierig“ oder „sehr schwierig“, herauszufinden, ob hinter den Gesundheitsinformationen kommerzielle Interessen stehen. Frauen sowie Personen mit höherem Einkommen und höherer Bildung zeigen tendenziell eine höhere digitale Kompetenz. Personen mit sehr gutem oder gutem Gesundheitszustand haben eine höhere digitale Gesundheitskompetenz als Personen mit mittelmäßigem bis sehr schlechtem Gesundheitszustand.
Damit alle Menschen von digitalen Angeboten profitieren können, müssen diese verlässliche Informationen liefern, leicht zugänglich und gut verständlich sein. Die AOK stellt vielfältige digitale Angebote zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz bereit. So bietet sie zum Beispiel mit ihrem Gesundheitsnavigator ein übergreifendes, laienverständliches Suchportal rund um die Gesundheit an, das genau diesen Kritierien entspricht.
Vielen Menschen mangelt es an Ernährungskompetenz
Auch der Umgang mit Informationen rund um eine gesunde Ernährung stellt viele Menschen vor Probleme. Im Jahr 2020 wurden für die erste bundesweit repräsentative Studie zur Ernährungskompetenz im Auftrag des AOK-Bundesverbandes knapp 2.000 Menschen zwischen 18 bis 69 Jahren befragt. Das Ergebnis: Fast 52 Prozent der Deutschen verfügen über eine problematische, 2,1 Prozent sogar über eine inadäquate Ernährungskompetenz. Diesen Menschen fehlt es beispielsweise an Wissen über abwechslungsreiche Ernährung und die Nährwertangaben auf Verpackungen. Frauen, ältere sowie Menschen mit einem höheren Bildungsgrad weisen demnach eine bessere Ernährungskompetenz auf.
Der Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz
Klar ist: Die Verbesserung der Gesundheitskompetenz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Mit dem "Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz" liegt seit 2018 ein Leitfaden vor, der konkrete Empfehlungen für eine systematische Stärkung der Gesundheitskompetenz in Deutschland enthält. Er wurde von der Universität Bielefeld, der Hertie School of Governance und dem AOK-Bundesverband gemeinsam herausgegeben.
Die AOK engagiert sich bereits seit Jahren
Nur wenn Patienten gut informiert sind, können sie bessere Entscheidungen für ihre Gesundheit treffen. Darum setzt sich die AOK schon seit Jahren für eine Stärkung der Gesundheitskompetenz ein. So entwickelt sie unter anderem Angebote, die komplexe Gesundheitsinformationen so aufbereiten, dass auch Nichtfachleute sie gut verstehen und nutzen können.