Daten und Analysen Versorgung

Erneuter Rekordwert bei den GKV-Arzneimittelkosten

14.03.2025 Stefanie Roloff 4 Min. Lesedauer

Die gesetzlichen Krankenkassen verzeichnen für 2024 laut den vorläufigen Finanzergebnissen der GKV ein Defizit von rund 6,2 Milliarden Euro – unter anderem getrieben durch Arzneimittelausgaben auf historischem Höchststand.

Grafik: Zwischen blau-weißen Pillen stapeln sich 3 Türme aus Euro-Stücken. Auf jedem liegt eine Pille. Daneben sind zwei Symbole. 1.: Eine Hand, darüber zwei Pillen; 2.: ein Tortendiagramm-Symbol.
Die Arzneimittelausgaben erhöhten sich 2024 um rund fünf Milliarden Euro.

Laut den vorläufigen Daten aus dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) für 2024 (KV 45) nahmen die gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr 320,6 Milliarden Euro ein, während ihre Ausgaben bei 326,9 Milliarden lagen. Besonders hoch war der Ausgabenanstieg bei Arzneimitteln.

Die Arzneimittelausgaben erhöhten sich 2024 um rund fünf Milliarden Euro – unter anderem aufgrund der einmaligen Anhebung des Herstellerrabattes im Jahr 2023, die 2024 ausgelaufen ist. Bei Arzneimitteln ohne Rabatte stiegen die Brutto-Aufwendungen laut KV 45 um rund sieben Prozent (+4,2 Milliarden Euro). Dies stellt den stärksten Anstieg seit über zehn Jahren dar.

Dynamische Entwicklung nach oben

Das BMG hebt bei den Arzneimittelausgaben die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) hervor. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung dieser Versorgungsform seien die Leistungsausgaben für Arzneimittel in deren Rahmen laut KV 45 um rund 30 Prozent beziehungsweise 723 Millionen Euro gestiegen. Auch bei Arznei- und Verbandmitteln aus dem Versandhandel sieht das Ministerium eine dynamische Entwicklung nach oben um plus 59,7 Prozent beziehungsweise 246 Millionen Euro.

Neue Markteinführungen als Kostenfaktor

Grafik: Packungspreise neuer Markteinführungen im Vergleich zu Gesamtausgaben der GKV für Arzneimittel. Die linke Grafik zeigt den durchschnittlichen Packungspreis bei Markteinführung in Euro von 2010 (1.045€) über 2018 (5.049€), 2020 (13.691€) bis 2023 (69.464€). Seit 2024 sinkt der Preis wieder: 2024 (61.069€) und 2025 (38.187€). Die rechte Grafik zeigt die GKV-Gesamtausgaben für Arzneimittel in Mia. Euro. 2010 (30,18 Mia. €); 2018 (38,67 Mia. €); 2020 (43,29 Mia. €); 2023 (50,17 Mia. €) und 2024 (55,25 Mia. €).

Ein weiterer Faktor für die immens gestiegenen Arzneimittelpreise sind laut dem GKV-Arzneimittelindex des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) neu auf dem Markt eingeführte Arzneimittel: Während der durchschnittliche Packungspreis für ein Arzneimittel, das neu auf den Markt gekommen ist, im Januar 2012 noch bei 1.616 Euro lag, waren es im Januar 2024 bereits 61.069 Euro.

Als neue Markteinführungen werden Arzneimittel definiert, die in den vorherigen 36 Monaten verschrieben werden können. Dabei ändert sich der Warenkorb der Packungspreise monatlich. Fällt etwa ein sehr teures Arzneimittel aus den Neueinführungen heraus, weil es länger als 36 Monate auf dem Markt war, kann es zu Abweichungen in den Packungspreisen kommen.

AOK fordert Maßnahmen für stabile Finanzen

Vor dem Hintergrund der steigenden Kosten fordert die AOK in ihrem Sofortprogramm zur Stabilisierung der Finanzen im Arzneimittelbereich unter anderem eine Erhöhung des allgemeinen Herstellerabschlags für Arzneimittel. Der Rabatt, den Pharmafirmen den Krankenkassen auf verschreibungspflichtige Medikamente gewähren, liegt derzeit bei sieben Prozent. Die AOK schlägt 16 Prozent vor, was bis zu 1,8 Milliarden Euro einsparen könnte, beziehungsweise mindestens zwölf Prozent mit einem Einsparpotenzial von 1,3 Milliarden Euro. Zudem fordert sie eine Änderung im AMNOG-Verfahren (Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz), das die Preise neuer Medikamente regelt. Der dort festgelegte Erstattungsbetrag soll nicht erst nach sechs Monaten, sondern sofort ab Markteinführung gelten, was weitere 50 bis 100 Millionen Euro sparen könnte. Darüber hinaus setzt sich die AOK für Ausschreibungen bei bestimmten Medikamenten wie Impfstoffen ein, um durch Wettbewerb bessere Preise zu erzielen.

Hinweis zu den Slides und Grafiken

Unterschiedliche Datengrundlagen mit unterschiedlichen Ein- und Ausschlusskriterien können zu leicht abweichenden Ergebnissen führen.

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