Große Qualitätsunterschiede bei Hüft-Endoprothetik
Mit zunehmendem Alter leiden manche Menschen unter Abnutzung des Hüftgelenks, auch Arthrose genannt. Oft hilft nur eine Operation. Dabei ersetzen Orthopäden oder Chirurgen das verschlissene Gelenk durch ein künstliches Äquivalent, eine Endoprothese. 2023 implantierten Ärzte bundesweit 187.640 Hüftgelenke. Dabei gibt es in der Qualität dieser Operationen gravierende Unterschiede zwischen den Kliniken.
Ob eine Hüftgelenk-Operation nötig ist, entscheiden Mediziner in der Regel nach folgenden Kriterien: Die Lebensqualität der Patienten ist durch Schmerzen und Immobilität stark reduziert. Eine konservative Therapie – dazu zählen Gewichtsabnahme, Krankengymnastik, zeitweise Einnahme anti-entzündlicher Medikamente oder Schmerzmittel – verlief über einen Zeitraum von ungefähr sechs Monaten erfolglos. Ein Röntgenbild muss den Gelenkverschleiß dokumentieren und andere Auslöser für Hüftschmerzen, etwa die Wirbelsäule, ausschließen. Zudem haben Arzt und Patient gemeinsam Vor- und Nachteile des Eingriffs gründlich abgewogen.
Um die Qualität von Operationen zu messen, haben das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) und der Klinikbetreiber Helios seit 2003 das Verfahren „Qualitätssicherung mit Routinedaten“ entwickelt. Dabei werden Abrechnungsdaten verwendet, die im Rahmen einer Behandlung im Krankenhaus oder beim Vertragsarzt ohnehin erhoben werden. Das ermöglicht es, den Verlauf einer Behandlung über den Klinikaufenthalt hinaus zu verfolgen und so die Qualität eines Eingriffs zu bewerten. Die Ergebnisse zu allen bewerteten Operationen und Eingriffen werden für jede einzelne Klinik im Gesundheitsnavigator der AOK dargestellt. Sie werden nach Eingabe der entsprechenden Behandlung in der Krankenhaus-Suche automatisch angezeigt.
In der Hüft-Endoprothetik gibt es neben allgemeinen Operationsrisiken wie Thrombosen, Embolien und Nervenschäden spezifische Komplikationsvariante, die im QSR-Verfahren berücksichtigt werden. Zu den schwerwiegendsten Beeinträchtigungen gehören Infektionen. Deshalb muss das Klinikpersonal ein diszipliniertes Hygieneverhalten sicherstellen. Weitere Maßnahmen: Kontrolle der Infektionsparameter im Blut von Patienten und genaue Beobachtung von Hochrisiko-Patienten, beispielsweise Menschen mit Adipositas oder schlecht eingestelltem Diabetes.
Eine schmerzhafte Komplikation nach dem Eingriff ist die Prothesenluxation, wie Dr. med. Thorsten Gehrke, Facharzt für Orthopädie, Sportmedizin und Ärztlicher Direktor der Helios ENDO-Klinik Hamburg im Interview mit „Prodialog“ erklärt. Ursache für diese Hüftgelenkauskugelung nach Stürzen oder bestimmten Bewegungen kann eine nicht optimale Prothesenpositionierung sein.
Ein drittes Problem ist die sogenannte Beinlängendifferenz, wenn nach Einbau des Hüftgelenks ein Bein einige Zentimeter länger ist als das andere. Diese Gefahr lässt sich durch exakte Planung von Prothesengrößen, Prothesenlängen und Prothesenpositionen minimieren, zum Beispiel mittels einer prä-operativen Computersimulation. Eine vierte Komplikation kann die Auslockerung der Prothese sein.
In Deutschland sind an einer Hüftgelenk-OP laut Gehrke sieben Spezialisten beteiligt: Operateur, erster Assistent, zweiter Assistent, eine OP-Schwester oder ein OP-Pfleger zum Reichen der Instrumente. Dazu kommen Narkosearzt und Narkoseassistent. Außerdem eine Fachkraft, die Komponenten, etwa die Prothese, aus dem unsterilen Bereich in den sterilen Bereich reicht.
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