Daten und Analysen Versorgung

Geringe digitale Kompetenz steht besserer Gesundheitsversorgung im Weg

23.10.2023 Irja Most 5 Min. Lesedauer

Die Digitalisierung von Gesundheitsdaten soll die medizinische Versorgung in Europa verbessern. Doch noch fehlt es dafür teils an digitalen Kompetenzen in der Bevölkerung sowie an klaren Strategien in den Ländern.

Eine medizinische Kraft zeigt einer älteren Patientin in einem Krankenhausbett Daten auf einem Tablet.
Die eigenen Daten zur Gesundheit verstehen, das ist Voraussetzung, um Entscheidungen fällen zu können.

2025 soll der Europäische Gesundheitsdatenraum - European Health Data Space (EHDS) – an den Start gehen. Ziel ist es, den Menschen in Europa mithilfe digitalisierter Gesundheitsdaten eine bessere Versorgung zu gewährleisten. Doch noch mangelt es 42 Prozent der Europäerinnen und Europäern an grundlegenden digitalen Kompetenzen, gibt die Europäische Kommission an. Und unter den derzeitigen Bedingungen würden diese Fähigkeiten bis 2030 nur auf 59 Prozent in der EU-Bevölkerung steigen, so das Ergebnis eines neuen Berichts der EU-Kommission.

Fehlende Strategien für digitale Gesundheitskompetenz

Die EU-Staaten haben sich zwar auf den Weg zu mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen gemacht, doch lediglich 27 der insgesamt 53 Mitgliedsstaaten in der europäischen Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben Richtlinien und Strategien zur Verbesserung der digitalen Gesundheitskompetenz ihrer Bürgerinnen und Bürger. Das zeigt ein aktueller Bericht der WHO Europe auf, basierend auf einer Umfrage im vergangenen Jahr unter ihren Mitgliedsstaaten. Digitale Gesundheitskompetenz bedeutet laut WHO die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen aus elektronischen Quellen zu suchen, zu finden, zu verstehen und auszuwerten und die gewonnenen Erkenntnisse zur Lösung gesundheitsbezogener Probleme zu nutzen.

Gruppen mit größtem Gesundheitsbedarf oft abgehängt

Laut WHO-Bericht besteht ein dringender Bedarf an Investitionen, Innovationen und Inklusion, um die Vorteile der Digitalisierung für die Gesundheit besser zu nutzen. Digitale Ausgrenzung sei ein wesentlicher Faktor für Ungleichheit und könne zu gesundheitlichen Nachteilen führen. Weniger als die Hälfte der befragten Mitgliedsstaaten habe umfassende Initiativen, damit vor allem benachteiligte Bevölkerungsgruppen an der Digitalisierung teilhaben können. Dabei haben diejenigen, die den größten Gesundheitsbedarf, wie Ältere, Randgruppen und Menschen mit einer Behinderung, oft weniger Zugangsmöglichkeiten zu digitalen Plattformen.

Nur wenige Länder haben verpflichtende Weiterbildungen

Auf Seiten des Personals im Gesundheitswesen gibt es ebenfalls noch Nachholbedarf. Bei der Ausbildung der gegenwärtigen und zukünftigen Kräfte böten zwar inzwischen mehr als die Hälfte der europäischen WHO-Mitgliedsstaaten Weiterbildungen zum Thema digitale Gesundheitskompetenz an, jedoch gäbe es nur in wenigen Fällen bisher eine Verpflichtung dazu.

Und obwohl viele der Mitgliedsstaaten mittlerweile ihre eigene nationale Behörde zur Umsetzung digitaler Gesundheitsziele eingerichtet haben, fehle es häufig an maßgeschneiderten Leitlinien für die Entwicklung und Umsetzung digitaler Lösungen, schreibt die WHO Europe in ihrem Bericht. Dabei befördere die digitale Gesundheit die Stärkung der Gesundheitssysteme und ist laut WHO-Analyse der Schlüssel für den kulturellen Wandel hin zu einer nachhaltigen Pflege und öffentlichen Gesundheit. Die Autoren empfehlen daher, vor allem die technischen Voraussetzungen zu schaffen durch zuverlässige und erschwingliche Breitbandanschlüsse, die Sicherheit von Gesundheitsdaten zu garantieren sowie interoperable digitale Gesundheitsinstrumente zu etablieren.

Mitwirkende des Beitrags

Irja Most

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