Artikel Gesundheitssystem

EU-Kommission will Amalgam ab 2025 verbieten

10.09.2023 Solveig Giesecke 4 Min. Lesedauer

Ab 2025 will die EU die Herstellung von Quecksilber und Amalgam verbieten. Der Präsident der Bundeszahnärztekammer warnt vor voreiligen Schritten und weist auf Kosten für Alternativen hin.

Foto: Ein geöffneter Mund, in dem Zähne mit verschiedenen Füllungen zu sehen sind, die mit Zahnarztbesteck untersucht werden.

Die Europäische Kommission hat die EU-Quecksilber-Verordnung überarbeitet, um EU-Bürger und Umwelt vor giftigem Quecksilber zu schützen. Damit sollen unter anderem die Verwendung von Zahnamalgam weitgehend sowie auch die Herstellung und die Ausfuhr ab 2025 verboten werden. Angepeilt wurde bisher eine schrittweise Reduzierung bis 2030.

Alternativmaterialien erheblich teurer

Der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Christoph Benz, kritisiert den Vorstoß der EU-Kommission als „voreilig“. Gegenüber G+G sagte Benz: „Der Vorstoß der EU-Kommission für ein weitgehendes Amalgam-Verbot ist einfach zu überhastet. Eine Korrektur ist nötig, denn so entstehen im Praxisalltag etliche Probleme, die vorher noch geklärt werden müssen.“ Hier seien auch die Krankenkassen und der Gemeinsame Bundesausschuss gefragt. 

Benz wies unter anderem auf die Kostenfrage hin: „Alle verfügbaren Alternativmaterialien sind erheblich teurer.“ Amalgam werde noch in vielen EU-Mitgliedstaaten „in signifikantem Maße“ genutzt und sei langlebiger als andere Füllungswerkstoffe. Zudem gebe es im mechanischen Verhalten Vorteile: „Es ist etwa sehr feuchtigkeitstolerant“, erklärte Benz. Das im Amalgam enthaltene Quecksilber gehe mit Silber, Zinn und Kupfer eine feste intermetallische Verbindung ein und liege daher nur in gebundener, nicht umweltschädlicher Form vor. Der Kammerpräsident verwies auf Studien, die den unbedenklichen Einsatz von Amalgam als zahnmedizinischem Werkstoff bestätigten.

Deutschlandweit 3,2 Prozent der Füllungen mit Amalgam

Rund 40 Tonnen Quecksilber werden laut EU-Kommission jedes Jahr allein für Zahnamalgam verbraucht. In Deutschland werden laut Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung noch 3,2 Prozent der Füllungen mit Amalgam gelegt. EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius betonte: „Quecksilber ist eine hochgiftige Chemikalie, die eine Bedrohung für die menschliche Gesundheit und für die Umwelt darstellt. Es ist an der Zeit, dem ein Ende zu setzen.“ Eine hohe Quecksilberbelastung könne das Gehirn, die Lunge, die Nieren und das Immunsystem schädigen. Für Kinder unter 15 Jahren, Stillende und Schwangere ist die Verwendung von Amalgam bereits seit 2018 verboten. „Es bleibt abzuwarten, ob der EU-Gesetzgeber den Plänen der Kommission wirklich folgen wird“, sagte Benz mit Blick auf die noch ausstehenden Beschlüsse des EU-Rates und des EU-Parlaments.

Seit 2018 schränkt die EU-Quecksilberverordnung die Verwendung von Amalgam schon bei bestimmten Risikogruppen ein. So darf Amalgam in der Regel nicht bei Kindern oder Schwangeren verwendet werden. Eine ähnliche Regelung gilt in Deutschland bereits seit Ende der 1990er-Jahre. 

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