Blickwinkel Gesundheitssystem

Debatte: Mehr Evidenz durch eine Gesundheitskonferenz

22.01.2024 Susanne Pruskil, Bertram Szagun 3 Min. Lesedauer

Der Prävention fehlen evidenzbasierte Empfehlungen, sagen Dr. Susanne Pruskil und Prof. Dr. Bertram Szagun. Sie plädieren deshalb dafür, eine bundesweite Gesundheitskonferenz einzurichten.

Foto von Medizinerinnen und Medizinern auf einer Konferenz. Im Vordergrund ist von hinten ein Vortragender zu sehen.
Eine Bundesgesundheitskonferenz könnte evidenzbasierte Empfehlungen aussprechen.

Die geplante Gründung des Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) ist eine Chance. Entscheidend ist, ob das BIPAM zu klügeren Entscheidungen für mehr Gesundheit auf Bundesebene führen wird.

„Präventives Handeln reicht häufig weit über das Gesundheitssystem hinaus.“

Susanne Pruskil und Bertram Szagun

Porträt von Bertram Szagun, Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen und Master of Science in Public Health
Prof. Dr. Bertram Szagun, Hochschule Ravensburg Weingarten, ist Vorstandsmitglied der DGÖG.

Wichtige Steuerungsentscheidungen finden eher zwischen den Selbstverwaltungsträgern als im politischen Raum statt. Präventives Handeln reicht häufig weit über das Gesundheitssystem hinaus und ist dabei zwangsläufig im Hintertreffen. Das BIPAM soll die Gesundheitsberichterstattung (GBE) des Robert-Koch-Instituts und das Handeln der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung vereinen.

Dieser Grundgedanke ist richtig, wird jedoch allein nicht ausreichen. Wege zu besserer Gesundheit müssen auf Basis einer objektiven Bestands- und Bedarfsanalyse in notwendiger Breite politisch diskutiert werden. Über das BIPAM hinaus muss es deshalb weitere Strukturen geben. Der öffentliche Gesundheitsdienst ist weitgehend föderal und kommunal organisiert. Daher lohnt ein Blick darauf, was sich dort bewährt hat. In vielen Kommunen und Bundesländern sind Gesundheitskonferenzen etabliert. Sie geben als Gremien aus Expertinnen und Experten Empfehlungen bezüglich sinnvoller Ziele und Strategien. Die GBE dient ihnen als Diskussionsbasis. So können sie zu evidenzorientierten Empfehlungen kommen.

Susanne Pruskil, Vorstandvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Öffentliches Gesundheitswesen (DGÖG).
Dr. Susanne Pruskil, MSc., Gesundheitsamt Hamburg-Altona, ist Vorstandvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Öffentliches Gesundheitswesen (DGÖG).

Auf Bundesebene fehlt eine solche Struktur. Sie hätte gerade in der Pandemie hervorragende Dienste leisten können. Eine Bundesgesundheitskonferenz sollte an das BIPAM angebunden und eng mit der GBE des Bundes verzahnt sein. Neben den Trägern der Selbstverwaltung muss die Konferenz die gesellschaftliche Dimension von Prävention und Gesundheitsförderung widerspiegeln, das heißt auch Planungsfelder wie zum Beispiel Soziales, Verkehr, Umwelt und Klima integrieren.

Die Diskussion sollte auf Daten zur gesundheitlichen Lage basieren. Der Satz „Wir haben das beste Gesundheitssystem der Welt“ stimmt nur so lange, bis man sich dem Vergleich stellt. Vergleiche im Sinne von Benchmarks und Trendbeobachtungen müssen diskussions- und damit auch handlungsleitend werden.

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