Interview Prävention

„Lachen stärkt die Resilienz”

22.01.2024 Stefanie Roloff 4 Min. Lesedauer

Das gemeinnützige Lachtelefon hilft Menschen, ihr Lachen wiederzufinden. Heike Firsching erläutert, wie ein Anruf abläuft und warum sich Lachen positiv auf die Gesundheit auswirkt.

Foto einer älteren Frau, die telefonierend auf einem Sofa sitzt und lacht.
Das Lachtelefon verhilft Anrufenden zu einer besseren Stimmung.

Frau Firsching, warum tut Lachen Menschen so gut?

Heike Firsching: Lachen ist gesund, sagt der Volksmund. Das ist tatsächlich so – selbst wenn wir nur so tun als ob. Denn der Körper kann nicht zwischen einem gespielten und einem echten Lachen unterscheiden. Wenn wir die Mundwinkel und Augenbrauen nach oben ziehen, werden Glückshormone ausgeschüttet. Zudem erhöht die vertiefte Atmung beim Lachen die Sauerstoffzufuhr, was für Entspannung sorgt.

Porträt von Heike Firsching, Entspannungs- und Lachtrainerin
Heike Firsching ist Entspannungstrainerin und unterstützt als Lachtrainerin ehrenamtlich das Lachtelefon beim Entgegennehmen von Lachanrufen und Presseanfragen.

Kann man das Lachen verlernen oder trainieren?

Firsching: Ein Kind lacht am Tag 200- bis 400-mal. Dabei kann es von Gefühlen der Trauer schnell wieder in die Fröhlichkeit wechseln. In der Erwachsenenwelt ist Lachen vielerorts nicht erwünscht, und bei negativen Lebensereignissen werden die Mundwinkel oft tagelang nicht mehr nach oben gezogen. Wir sollten uns an den Kindern ein Beispiel nehmen. Denn Lachen stärkt die Resilienz. So hilft es besonders in schwierigen Lebensphasen, wie bei Arbeitsverlust oder einem Sterbefall, schneller und leichter wieder in die seelische Balance zu finden.

Wie ist die Idee zum Lachtelefon entstanden?

Firsching: Einmal im Jahr treffen sich Lachyogis aus dem deutschsprachigen Raum, um gemeinsam zu lachen und sich auszutauschen. Dabei entstand vor drei Jahren die Idee, das Lachtelefon anzubieten. Gestartet sind wir 2020 mit acht Telefonistinnen. Daraus wurde ein gemeinnütziger Verein, der sich ausschließlich über Spenden finanziert. Mittlerweile haben wir 100 Lachprofis im Team und nehmen täglich 60 bis 100 Anrufe entgegen.

Wie läuft ein Anruf ab?

Bei uns rufen ganz unterschiedliche Menschen an – von der Kindergartengruppe, über Schichtarbeitende in der Pflege bis hin zum frisch verheirateten Ehepaar. Dabei sind wir kein Sorgentelefon, sondern leiten live am Telefon ein dreiminütiges, grundloses Lachen an. Aus dem anfänglich künstlichen „So tun als ob“-Lachen wird schnell ein tatsächliches Lachen, das die Grundstimmung hebt und für gute Laune sorgt.

„Der Körper kann nicht zwischen einem gespielten und einem echten Lachen unterscheiden.“

Heike Firsching

Entspannungs- und Lachtrainerin

Sitzen Sie alle an einem Standort?

Unsere Lachprofis nehmen aus ganz Deutschland die Lachtelefonate über eine Telefon-App auf ihrem Handy entgegen. Die unterschiedlich langen Lachschichten decken die Lach­telefonbereitschaft täglich von 9 bis 21 Uhr ab. Bei einem Anruf fallen die üblichen Festnetz­gebühren an.
 
Welche Ausbildung haben die Lachtelefonistinnen und -telefonisten?

Wer unser ehrenamtliches Telefon besetzt, hat eine Lachyoga-Ausbildung gemacht, die mittlerweile speziell für das Lachtelefon erweitert wurde. So können wir alle Anrufenden gut abholen.

Wie kann man beim Lachtelefon mitwirken?

Interessierte können die Ausbildung zum Lachyogi machen und eine Mail an info(at)lachtelefon.de schreiben. Neben unserem Lachtelefon gibt es übrigens auch Lachyogakurse, Lachclubs oder spezielle Lachspaziergänge.

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