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Debatte: Weg mit den Stufen vor der Praxistür

22.01.2025 Verena Bentele 3 Min. Lesedauer

Viele Gesundheitseinrichtungen sind nicht auf Menschen mit Behinderungen eingestellt, beklagt Verena Bentele. Ein Aktionsplan zum Abbau von Barrieren liegt vor und wartet auf Umsetzung.

Foto: Ein Mann im Rollstuhl steht am unteren Ende einer Rollstuhlrampe und blickt nach oben.
Barrierefreiheit sollte in Deutschland eine Selbstverständlichkeit sein. Doch dies ist oftmals noch nicht der Fall.
Foto: Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland.
Verena Bentele ist Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland. Von 2014 bis 2018 war sie Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung.

Barrierefreiheit ist der Dreh- und Angelpunkt für Inklusion. Wenn das Gesundheitswesen nicht barrierefrei ist, werden Menschen mit Behinderungen von einer guten Versorgung ausgeschlossen, obwohl sie – wie andere Menschen auch – Krankenkassenbeiträge zahlen. Im schlimmsten Fall bleibt eine Behandlung sogar ganz aus. Viele Praxen haben nach wie vor keinen Fahrstuhl, sind nur über Stufen erreichbar oder haben so enge Gänge, dass kein Rollstuhl hindurch passt. Fast immer fehlt es beispielsweise an Leitsystemen für Blinde, spezielle Behandlungsstühle für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer oder kleinwüchsige Menschen haben die wenigsten Arztpraxen und zu oft ist das Personal nicht ausreichend geschult, um mit Menschen mit Behinderung zu arbeiten. Dazu kommt, dass sich die Verständigung mit behinderten Patientinnen und Patienten in Arztpraxen häufig problematisch gestaltet: Gehörlose und Schwerhörige warten oft stundenlang im Wartezimmer, weil sie den Aufruf ihres Namens nicht wahrnehmen können. Viele Menschen mit Behinderung haben große Probleme, überhaupt eine Arztpraxis zu finden, in der sie behandelt werden können. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bringt zudem eine Reihe von Problemen mit sich, die derzeit kaum beleuchtet werden. So ist beispielsweise die elektronische Patientenakte nicht barrierefrei gestaltet.

„Es ist beschämend, dass im deutschen Gesundheitswesen so viele Barrieren bestehen.“

Verena Bentele

Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland

Es ist beschämend, dass im deutschen Gesundheitswesen so viele Barrieren bestehen. Das muss sich dringend ändern: Barrierefreiheit muss als Kriterium für das Eröffnen und Betreiben von medizinischen Einrichtungen festgeschrieben werden. Gleichberechtigte Zugangsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung müssen zum Sicherstellungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigungen gehören. Zusätzlich braucht es mehr Medizinische Zentren für Erwachsene mit Behinderung und eine Informationspflicht über die Barrierefreiheit von Gesundheitseinrichtungen. 

Der Aktionsplan für ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen des Bundesgesundheitsministeriums ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Eine neue Bundesregierung muss die beschlossenen Maßnahmen schnell und konsequent umsetzen. 

Foto: Zwei Hände, die Händereichen symbolisieren.
Kein Aufzug, eine enge Kabine und ein Arzt, der sich nur in Fachsprache ausdrückt. Um sich in Deutschland behandeln zu lassen, sind viele Hindernisse zu überwinden. Wie lässt sich ein gleichberechtigter Zugang für alle schaffen?
16.10.2024Tina Stähler3 Min

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