Blickwinkel Gesundheitssystem

Kommentar: Finanziell auf Grundeis

22.01.2025 Rainer Woratschka 2 Min. Lesedauer

Kranken- und Pflegeversicherung könnten von einer Lockerung der Schuldenbremse profitieren, meint Rainer Woratschka, Redakteur für Gesundheitspolitik beim Tagesspiegel.

Foto: Illustration – ein Mann hebt eine Decke an und stemmt sich dagegen.
Kosten müssen gerechter verteilt werden und dürfen niemanden einseitig belasten.
Foto: Rainer Woratschka,  Redakteur für Gesundheitspolitik beim Tagesspiegel.
Rainer Woratschka, Redakteur für Gesundheitspolitik beim Tagesspiegel

Es ist ein zunehmendes Ärgernis, weder logisch noch ordnungspolitisch zu begründen. Die gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen gehen finanziell auf Grundeis, müssen ihre Beiträge erhöhen, belasten dadurch den Faktor Arbeit. Gleichzeitig drückt ihnen der Bund mehr und mehr gesamtgesellschaftliche Leistungen auf, die eigentlich aus Steuern zu bezahlen wären. Jüngstes und besonders krasses Beispiel: die hälftige Mitfinanzierung des Klinikumbaus im Zuge der Krankenhausreform. Dabei hatte die Ampel beste Vorsätze. Im Koalitionsvertrag war angekündigt, der Pflegeversicherung pandemiebedingte Zusatzkosten zurückzuerstatten. Die Rentenbeiträge für pflegende Angehörige sollten künftig aus Steuern bezahlt werden. Es gab die Zusage, den Bundeszuschuss für versicherungsfremde GKV-Leistungen wegen steigender Kosten „regelhaft“ zu dynamisieren. Auch die Absicherung der Bürgergeld-Bezieher im Krankheitsfall wollte die Koalition den Kassen angemessener erstatten. Bisher bleiben sie dafür pro Jahr auf zehn Milliarden Euro sitzen.

„Nicht ein einziges dieser Versprechen wurde erfüllt. “

Rainer Woratschka

Redakteur für Gesundheitspolitik beim Tagesspiegel

Nicht ein einziges dieser Versprechen wurde erfüllt. Unter Hinweis auf Ukrainekrieg und unbedingt einzuhaltende Schuldenbremse ließ der Finanzminister alle Forderungen nach höheren Steuerzuschüssen abprallen. Mit den bekannten Folgewirkungen für Versicherte und Arbeitgeber, deren Beiträge nun in nie dagewesener Wucht nach oben schießen. 

So kann das nicht weitergehen, die Kosten müssen gerechter verteilt werden. Schließlich sind die Beiträge der besser Verdienenden nach oben gedeckelt, und knapp zehn Prozent der Bürger sind gar nicht gesetzlich versichert. Wenn die Schuldenbremse in der nächsten Legislatur endlich gelockert wird, müssen Kranken- und Pflegeversicherung ganz vorne stehen. Beide haben immensen Reform- und Investitionsbedarf.

Foto: Hunderteuroschein mit Schatten auf der linken und rechten Seite.
Nur eine Finanzreform kann die Beitragsspirale bei der Pflegeversicherung stoppen, meint Lutz Schäffer ist alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK NordWest (Versichertenseite).
22.01.2025Thorsten Severin2 Min

Mitwirkende des Beitrags

Pflichtfelder sind gekennzeichnet.

Beitrag kommentieren

Alle Felder sind Pflichtfelder.

Datenschutzhinweis

Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.

Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.